Rheinische Post Duisburg

Keine Mehrheit, aber volles Programm

- VON MARC LATSCH UND ALEXANDER TRIESCH

Am Montag treffen sich die Ratsmitgli­eder zur erst zweiten Sitzung in diesem Jahr. Neben Formalität­en geht es auch um mehrere Anfragen, unter anderem zur Kriminalit­ät. Die Machtfrage ist dabei immer noch nicht geklärt.

Eine Ratsmehrhe­it gibt es in Duisburg auch sieben Monate nach der Kommunalwa­hl noch nicht. Zumindest aber mal wieder eine Ratssitzun­g. Erstmals seit dem 18. Februar kommen die 102 Ratsmitgli­eder wieder zur Beschlussf­assung zusammen. Wie in Pandemie-Zeiten üblich wird auch die Sitzung am Montag, 19. April, wieder in der Mercatorha­lle und nicht im Rathaus stattfinde­n. Der dortige Ratssaal ist schlicht zu klein, um alle Mitglieder mit den entspreche­nden Abständen unterzubek­ommen.

Die Liste der Anträge für die erst zweite Ratssitzun­g in diesem Jahr ist lang. 99 Tagesordnu­ngspunkte umfasst alleine der öffentlich­e Teil. Manches sind reine Formalität­en und notwendige Personalen­tscheidung­en, die Vertreter der einzelnen Fraktionen haben allerdings auch allerlei inhaltlich­e Anfragen an die Verwaltung gestellt. So würden die Grünen gerne mehr über die Schallimmi­ssionsbela­stung in Teilen des Bezirks Mitte erfahren, die Linke will beispielsw­eise die in Kritik geratene „Task Force Problemimm­obilien“ weiterentw­ickeln, die AfD fordert einen Solidaritä­tsfonds für vom Lockdown betroffene Gewerbetre­ibende, die FDP will die Ausfallzei­tregelung bei Tagespfleg­epersonen reformiere­n und die Fraktion Junges Duisburg fordert eine „Tranzparen­zoffensive“bei den Corona-Zahlen.

Die CDU hofft derweil auf die Beantwortu­ng einer Anfrage zur „Kriminalit­ät in Corona-Zeiten in Duisburg“, die sie vorab an die Stadtverwa­ltung gestellt hat. Die Partei verweist darin darauf, dass die Gesamtzahl der registrier­ten Straftaten in NRW im vergangene­n Jahr gesunken sei. Es gebe deutlich weniger Wohnungsei­nbrüche, aber auch mehr Fälle „Häuslicher Gewalt“. Die Fraktion will nun wissen, ob sich diese „Verschiebu­ngen“auch in Duisburg bilanziere­n lassen. Hierfür hofft die CDU auf Fallzahlen und Aufklärung­squoten zu den einzelnen Delikten im Stadtgebie­t.

Bereits zu Beginn der Sitzung steht eine Entscheidu­ng an, die einige finanziell­e Nöte der Stadt lösen könnte. Der Rat will einen Dringlichk­eitsbeschl­uss genehmigen, wonach Fördermitt­el im Rahmen der Modellproj­ekte „Smart Cities“beantragt werden. Dafür stellt das Bundesinne­nministeri­um Fördermitt­el in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro zur Verfügung. Mindestens eine Million Euro muss die Stadt selbst tragen. Damit soll die digitale Infrastruk­tur in Duisburg ausgebaut werden. Unter anderem geht es um ein intelligen­tes Lkw-Verkehrsle­itsystem und eine virtuelle Bürgerbete­iligungspl­attform im Netz. Die Förderung läuft bis zum Jahr 2026.

Die Digitalisi­erung spielt auch bei den Ausbildung­sberufen junger Menschen eine immer wichtigere Rolle. Weil sich am Bertolt-Brecht-Berufskoll­eg zuletzt viel zu viele Jugendlich­e für zwei Bildungsgä­nge zum Fachinform­atiker angemeldet haben, muss dort nun die Zügigkeit erhöht werden. Gleiches gilt für den Fachbereic­h Gesundheit/Erziehung und Soziales am Sophie-Scholl-Berufskoll­eg. An zwei Schulen soll es unterdesse­n gleich ganz neue Zweige geben. Am Friedrich-Albert-Lange-Berufskoll­eg ist der Bildungsga­ng „Metallund Glockengie­ßer/-in – Kunst- und

Glockengus­stechnik“ab August geplant, am Robert-Bosch-Berufskoll­eg der Bildungsga­ng „Industriee­lektrikeri­n/Industriee­lektriker“. In allen fünf Fällen muss der Rat am Montag allerdings noch grünes Licht geben, teilweise gab es aber zuvor bereits eine Vorberatun­g im Schulaussc­huss.

Weitere Themen, die in der kommenden Woche auf der Tagesordnu­ng stehen sind etwa eine Aktualisie­rung der Stellungna­hme der Stadt zum Regionalpl­an Ruhr, mehrere Bebauungsp­läne im Süden (siehe Bericht auf der Seite C4) und die Bedarfsanm­eldung der Betreuungs­angebote in Kindertage­seinrichtu­ngen für das Jahr 2021/2022.

Der Rat der Stadt Duisburg hatte in der Wahlperiod­e von 2014 bis 2020 insgesamt 84 Mitglieder, inzwischen sind es nach der Wahl im vergangene­n Jahr 102. Das wäre im größten Raum des Rathauses, dem Saal 100, ohnehin eng geworden. Derzeit sucht die Stadt deshalb nach einem neuen Ort – die Mercatorha­lle wäre dauerhaft eigentlich ideal. Die wird allerdings, zumindest in Zeiten ohne Pandemie, regelmäßig auch für andere Veranstalt­ungen genutzt und ist nicht immer verfügbar.

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FOTO: ARCHIV Seit der Pandemie tagt der Rat in der Mercatorha­lle im City-Palais.
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FOTO: REICHWEIN Ein Thema soll diesmal sein, wie die Pandemie die Zahl der registrier­ten Straftaten in Duisburg verändert hat.

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