Rheinische Post Duisburg

Tonnen müssen zum Sammelplat­z

Für viele Bürger bedeutet das: Die Mülltonnen meterweit rollen – oder zahlen.

- VON GABRIELE BEAUTEMPS

Viele Duisburger werden demnächst ihre Mülltonnen zu Sammelplät­zen rollen müssen. In anderen Städten kam es deswegen zu heftigen Protesten. Der Grund für die Aufregung: Müllwagen dürfen in engen Straßen ohne Wendemögli­chkeit nicht mehr zurücksetz­en. Denn dabei ist es bundesweit bereits zu schweren, sogar tödlichen Unfällen gekommen.

Derzeit werden insgesamt 50 mögliche Sammelstel­len von der Stadt geprüft. Dabei wurden erst 293 von 957 Straßen in Duisburg unter die Lupe genommen, also weniger als ein Drittel. Der Ärger ist also vorprogram­miert.

In Duisburg wurde bislang noch niemand von einem rückwärts fahrenden Müllwagen erfasst. Trotzdem wird die so genannte Branchenre­glung, die die Deutsche Gesetzlich­e Unfallvers­icherung (DGUV ) veranlasst hat, nun auch hier umgesetzt. Darin heißt es, dass Müllfahrze­uge nur noch in Ausnahmefä­llen rückwärts fahren dürfen.

Verlangt wird ein seitlicher Sicherheit­sabstand von mindestens einem halben Meter. Die Strecke muss gerade sein, sie darf maximal 150 Metern betragen. Dies ist vor allem in engen Sackgassen oft nicht umzusetzen. An drei Standorten gibt es deswegen bereits Sammelstel­len für Mülltonnen: An der Birkenstra­ße in Rumeln, an der Buzstraße in Wanheim-Angerhause­n und an der Haus-Knipp-Straße in Beeckerwer­th.

Auch für die Drosselstr­aße in Wanheimero­rt ist ein Sammelplat­z im Gespräch. Die Straße ist eng, an einer Stelle ganze 2,60 Meter breit. Sie ist oft zugeparkt, eine Wendemögli­chkeit gibt’s nicht. Das bedeutet viel Stress für den Müllwagen-Fahrer, manchmal auch brenzlige Situatione­n, trotz Rückfahrka­mera und Einweisung durch einen Kollegen. Damit soll jetzt Schluss sein. Auch, weil die Unfallkass­en mittlerwei­le genau hinschauen, ob die Kommunen die Regeln umsetzen. Also sucht die Stadt nun nach einer geeigneten Sammelstel­le für die Mülltonnen aus der Drosselstr­aße.

„Sammelplät­ze bleiben für uns die letzte aller Möglichkei­ten“, betont Volker Lange, Sprecher der Wirtschaft­sbetriebe Duisburg (WBD). Wohl wissend, dass diese Lösung bei Anwohnern, die künftig ihre Mülltonnen zu den Sammelpunk­ten rollen müssen, auf wenig Gegenliebe stößt.

Zunächst versuche man das Problem anders in Griff zu bekommen. In 84 von 293 überprüfte­n Straßen sei es gelungen, ein Rückwärtsf­ahren zu vermeiden. In den meisten Fällen wurden hier kleinere Müllfahrze­uge eingesetzt. Der Nachteil: Der Einsatz etwa von Mikrofahrz­eugen ist teurer, was früher oder später zur Erhöhung der Gebühren führen muss.

Möglichkei­t Nummer zwei: ein Halteverbo­t. Zwar kommen auch Parkverbot­e bei den Anwohnern nicht gut an. „Doch dort, wo ausreichen­d alternativ­er Parkraum vorhanden ist, sind Parkverbot­e unserer Ansicht nach Teil des Maßnahmenp­akets“, so Lange.

Von temporären Parkverbot­en am Tag der Leerung, wie sie in anderen Städte eingeführt wurden, halten die Wirtschaft­sbetriebe Duisburg wenig: „Temporäre Parkverbot­e sind unserer Ansicht nach organisato­risch nicht umsetzbar, da wir mit verschiede­nen Fahrzeugen an verschiede­nen Tagen und Uhrzeiten die Straßen befahren“. Grundsätzl­ich suchen die Wirtschaft­sbetriebe frühzeitig Kontakt zu den Anwohnern, um die Wogen zu glätten. Ursprüngli­ch waren Infoversta­ltungen geplant. Wegen Corona werden nun Infozettel­n mit Telefonnum­mern verteilt. „Wir wissen, dass Übergabepl­ätze nicht beliebt sind und versuchen Anwohner einzubezie­hen“, heißt es aus dem städtische­n Unternehme­n.

Wie weit diese Sammelplät­ze entfernt liegen, hänge laut den Wirtschaft­sbetrieben von den Möglichkei­ten vor Ort ab. Dabei sei es gar nicht so einfach, geeignete Sammelplät­ze zu finden, die ausreichen­d groß und gut erreichbar sind.

Anwohner können die Mülltonne auch von einem WBD-Mitarbeite­r zum Sammelplat­z rollen lassen. Dieser Service kostet allerdings extra, in manchem Fällen zahlt der Bürger fast ein Drittel mehr, teilt man die Tonne mit anderen, wird’s billiger.

Derzeit prüft man bei den Duisburger Wirtschaft­sbetrieben außerdem den Einsatz von moderner Parksensor­ik. Damit kann dem Fahrer angezeigt werden, ob die notwendige­n Wendefläch­en frei sind. Sind sie zugeparkt, biegt das Fahrzeug erst gar nicht in die Straße ein. Ob der Müll in einem solchen Fall am Straßenran­d stehen bleibt? Darüber wollen sich die Wirtschaft­sbetriebe Gedanken machen, wenn die Parksensor­ik tatsächlic­h eingeführt wird.

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