Tonnen müssen zum Sammelplatz
Für viele Bürger bedeutet das: Die Mülltonnen meterweit rollen – oder zahlen.
Viele Duisburger werden demnächst ihre Mülltonnen zu Sammelplätzen rollen müssen. In anderen Städten kam es deswegen zu heftigen Protesten. Der Grund für die Aufregung: Müllwagen dürfen in engen Straßen ohne Wendemöglichkeit nicht mehr zurücksetzen. Denn dabei ist es bundesweit bereits zu schweren, sogar tödlichen Unfällen gekommen.
Derzeit werden insgesamt 50 mögliche Sammelstellen von der Stadt geprüft. Dabei wurden erst 293 von 957 Straßen in Duisburg unter die Lupe genommen, also weniger als ein Drittel. Der Ärger ist also vorprogrammiert.
In Duisburg wurde bislang noch niemand von einem rückwärts fahrenden Müllwagen erfasst. Trotzdem wird die so genannte Branchenreglung, die die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV ) veranlasst hat, nun auch hier umgesetzt. Darin heißt es, dass Müllfahrzeuge nur noch in Ausnahmefällen rückwärts fahren dürfen.
Verlangt wird ein seitlicher Sicherheitsabstand von mindestens einem halben Meter. Die Strecke muss gerade sein, sie darf maximal 150 Metern betragen. Dies ist vor allem in engen Sackgassen oft nicht umzusetzen. An drei Standorten gibt es deswegen bereits Sammelstellen für Mülltonnen: An der Birkenstraße in Rumeln, an der Buzstraße in Wanheim-Angerhausen und an der Haus-Knipp-Straße in Beeckerwerth.
Auch für die Drosselstraße in Wanheimerort ist ein Sammelplatz im Gespräch. Die Straße ist eng, an einer Stelle ganze 2,60 Meter breit. Sie ist oft zugeparkt, eine Wendemöglichkeit gibt’s nicht. Das bedeutet viel Stress für den Müllwagen-Fahrer, manchmal auch brenzlige Situationen, trotz Rückfahrkamera und Einweisung durch einen Kollegen. Damit soll jetzt Schluss sein. Auch, weil die Unfallkassen mittlerweile genau hinschauen, ob die Kommunen die Regeln umsetzen. Also sucht die Stadt nun nach einer geeigneten Sammelstelle für die Mülltonnen aus der Drosselstraße.
„Sammelplätze bleiben für uns die letzte aller Möglichkeiten“, betont Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD). Wohl wissend, dass diese Lösung bei Anwohnern, die künftig ihre Mülltonnen zu den Sammelpunkten rollen müssen, auf wenig Gegenliebe stößt.
Zunächst versuche man das Problem anders in Griff zu bekommen. In 84 von 293 überprüften Straßen sei es gelungen, ein Rückwärtsfahren zu vermeiden. In den meisten Fällen wurden hier kleinere Müllfahrzeuge eingesetzt. Der Nachteil: Der Einsatz etwa von Mikrofahrzeugen ist teurer, was früher oder später zur Erhöhung der Gebühren führen muss.
Möglichkeit Nummer zwei: ein Halteverbot. Zwar kommen auch Parkverbote bei den Anwohnern nicht gut an. „Doch dort, wo ausreichend alternativer Parkraum vorhanden ist, sind Parkverbote unserer Ansicht nach Teil des Maßnahmenpakets“, so Lange.
Von temporären Parkverboten am Tag der Leerung, wie sie in anderen Städte eingeführt wurden, halten die Wirtschaftsbetriebe Duisburg wenig: „Temporäre Parkverbote sind unserer Ansicht nach organisatorisch nicht umsetzbar, da wir mit verschiedenen Fahrzeugen an verschiedenen Tagen und Uhrzeiten die Straßen befahren“. Grundsätzlich suchen die Wirtschaftsbetriebe frühzeitig Kontakt zu den Anwohnern, um die Wogen zu glätten. Ursprünglich waren Infoverstaltungen geplant. Wegen Corona werden nun Infozetteln mit Telefonnummern verteilt. „Wir wissen, dass Übergabeplätze nicht beliebt sind und versuchen Anwohner einzubeziehen“, heißt es aus dem städtischen Unternehmen.
Wie weit diese Sammelplätze entfernt liegen, hänge laut den Wirtschaftsbetrieben von den Möglichkeiten vor Ort ab. Dabei sei es gar nicht so einfach, geeignete Sammelplätze zu finden, die ausreichend groß und gut erreichbar sind.
Anwohner können die Mülltonne auch von einem WBD-Mitarbeiter zum Sammelplatz rollen lassen. Dieser Service kostet allerdings extra, in manchem Fällen zahlt der Bürger fast ein Drittel mehr, teilt man die Tonne mit anderen, wird’s billiger.
Derzeit prüft man bei den Duisburger Wirtschaftsbetrieben außerdem den Einsatz von moderner Parksensorik. Damit kann dem Fahrer angezeigt werden, ob die notwendigen Wendeflächen frei sind. Sind sie zugeparkt, biegt das Fahrzeug erst gar nicht in die Straße ein. Ob der Müll in einem solchen Fall am Straßenrand stehen bleibt? Darüber wollen sich die Wirtschaftsbetriebe Gedanken machen, wenn die Parksensorik tatsächlich eingeführt wird.