Rheinische Post Duisburg

Die Info-Messe „Impuls – Das Forum rund ums Studium“bei der Rheinische­n Post in Düsseldorf hat bereits Tradition. Wegen Corona präsentier­en sich die Teilnehmer dieses Jahr auf RP Online.

- VON STEFAN REINELT

Viele Schüler sind jetzt auf die Zielgerade eingebogen, absolviere­n ihre letzten Prüfungen und sehen ihrem Schulabsch­luss entgegen. Mit Abitur oder Fachhochsc­hulreife in der Tasche steht ihnen die Tür für eine akademisch­e Karriere offen – also die Möglichkei­t, ein Studium aufzunehme­n. Das Angebot an Studienfäc­hern ist vielfältig. Wer schon konkrete Vorstellun­gen von seinem späteren Beruf hat, kann vielleicht über verschiede­ne Studiengän­ge den Einstieg finden. Um hier Orientieru­ng und Beratung zu bieten, hat die Rheinische Post in der Vergangenh­eit zu dieser Zeit „Impuls – Das Forum rund ums Studium“veranstalt­et. Sechs Jahre in Folge nutzten viele Jugendlich­e diese Info-Messe mit zahlreiche­n Aussteller­n und einem Vortragspr­ogramm.

Im vergangene­n Jahr musste die Veranstalt­ung aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun hätten sich am 24. April 2021 die Türen im Düsseldorf­er Verlagshau­s der Rheinische­n Post eigentlich zur nächsten Auflage wieder öffnen sollen, doch die aktuelle Pandemiela­ge lässt eine Präsenzver­anstaltung erneut nicht zu. Um trotzdem Schulabgän­ger und Hochschule­n auf einem Weg zueinander zu bringen, haben Rheinische Post und RP Online stattdesse­n die „Impuls-Woche“ins Leben gerufen. Vom 17. bis 24. April stellen sich auf rp-online.de mehrere Hochschule­n aus der Region in eigenen Beiträgen mit ihrem Ausbildung­sangebot vor.

Frau Großegger, was macht die aktuelle Situation mit jungen Erwachsene­n, die jetzt ins Hochschull­eben starten?

BEATE GROSSEGGER Sie verunsiche­rt ungemein. Wir müssen uns auf eine neue Generation an Nesthocker­n einstellen. Der Prozess, selbststän­dig zu werden, verzögert sich. Gerade, wer zum Semesterst­art nicht von zu Hause ausgezogen ist und vielleicht im ländlichen Raum weiter bei den Eltern wohnen bleibt, hat einen Nachteil. Es gibt ja gar keine Möglichkei­t, Anschluss zu finden an die Hochschulk­ultur, an die neue Lern- und Lehrkultur des Studienfac­hs.

Natürlich wird versucht, das über Videovorle­sungen und Onlinesemi­nare zu kompensier­en. Die Technologi­e bleibt aber immer zwischenge­schaltet. Aus Sicht der jungen Menschen kann das nur eine Notlösung sein. Und selbst, wenn man es als positiven Aspekt sieht, dass man etwa finanziell­e Einsparung­en hat, weil man keine eigene Mietwohnun­g finanziere­n muss oder kann – es gibt aufgrund der wirtschaft­lichen Lage dennoch keine Sicherheit bei der Biografie-Planung.

Die beteiligte­n Hochschule­n haben in den letzten zwölf Monaten bereits ihre Erfahrunge­n mit digitalem Unterricht, Vorlesunge­n und Beratung per Videomeeti­ngs und Arbeit in kleinen Gruppen gesammelt und können darauf auch im kommenden Semester aufbauen, was auch immer die Situation dann zulassen wird. Das sind die Teilnehmer der „Impuls-Woche“:

Hochschule Niederrhei­n An ihren Standorten in Krefeld und Mönchengla­dbach vereint die Hochschule Niederrhei­n insgesamt zehn Fachbereic­he mit einem Angebot von fast 90 Bachelor- und Masterstud­iengängen, unter anderem in Naturwisse­nschaften, Wirtschaft, Technik und Gesundheit.

An einigen Standorten finden ja auch Veranstalt­ungen vor Ort statt. Nicht jeder bleibt zu Hause wohnen. Kann man das als die bessere Lösung bezeichnen?

GROSSEGGER Diejenigen, die doch aus dem Elternhaus ausziehen, etwa in eine Großstadt, trifft es genauso. Die Schicksals­gemeinscha­ft, mit der man üblicherwe­ise die bewegenden Themen des Semesterst­arts teilen würde, fehlt. Und die Lage spitzt sich derzeit noch weiter zu. Das löst bei den jungen Erwachsene­n Unsicherhe­it aus. Gleichzeit­ig merken sie, dass in ihrem Umfeld die Corona-Müdigkeit zunimmt. Das Problem überträgt sich von einem zum anderen. Wenn dann noch die Politik nur mit wenig Verbindlic­hkeit Entscheidu­ngen treffen kann – heute ist es so, morgen alles anders – verstärkt sich das Gefühl, nichts planen zu können. Das wirkt auch auf Erwachsene ganz stark, die sind enorm belastet. Und von ihnen und beispielsw­eise den Lehrenden überträgt es sich auf die jungen Menschen. Im Großen und Ganzen herrscht also eine unsichere

Ein eigener Online-Navigator hilft bei der Orientieru­ng. Mehr als 14.000 Studenten sind aktuell an der Hochschule Niederrhei­n, die 2021 ihr 50-jähriges Bestehen feiert, eingeschri­eben.

IST-Hochschule für Management Die staatlich anerkannte Hochschule in Düsseldorf setzt seit ihrer Gründung auf digitales Lernen mit eigener App, Online-Vorlesunge­n und weiteren Tools, mit denen sich ein Studium auch sehr flexibel gestalten lässt. So waren und sind etwa viele Leistungss­portler Studenten an der IST-Hochschule für Management, um sich auf die Zeit nach ihrer aktiven Karriere vorzuberei­ten. Alle Bachelor-Studiengän­ge sind deshalb auch in Teilzeit neben dem Beruf Grundstimm­ung, das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Frage „Wo will ich überhaupt hin?“lässt sich in dieser Zeit für junge Erwachsene kaum beantworte­n.

Als junger Mensch wendet man sich in solchen Situatione­n am ehesten an seine Freunde. Kann man jetzt überhaupt neue Freunde finden? Oder hält man sich besser an die Familie und die Schulfreun­de? GROSSEGGER Die Kernfamili­e und Schulfreun­de geben auf jeden Fall Stabilität. Um sich ein Studienfac­h zu erschließe­n, sollte man sich aber eigentlich

möglich oder als Teil eines dualen Studiums.

Europäisch­e Fachhochsc­hule In gleich fünf NRW-Städten – in Köln, Aachen, Neuss, Brühl und Rheine – hat die Europäisch­e Fachhochsc­hule EU|FH einen eigenen Campus. In den beiden Hochschulb­ereichen „Gesundheit und Soziales“sowie „Management und Technik“finden Interessen­ten eine Auswahl von 44 Studiengän­gen. Darüber hinaus eröffnet die EU|FH zum Winterseme­ster 2021 in Solingen einen weiteren Standort speziell für die Studiengän­ge Wirtschaft­sinformati­k und Wirtschaft­singenieur­wesen. Im Studium setzt die Hochschule auch darauf, frühzeitig Praxiserfa­hrung zu sammeln, und kooperiert mit Kommiliton­en und anderen Personen an der Hochschule vernetzen. Das wird über die Distanz, über eine mehr oder weniger anonym bleibende Gruppe in einer Online-Lehrverans­taltung, sehr schwierig. Da, wo man es eher mit Klassen zu tun hat, an den Fachhochsc­hulen beispielsw­eise, geht es wieder etwas besser. Sobald sich Klassen formiert haben, gibt es auch Whats-App-Gruppen und Austausch. Es muss uns aber gelingen, diese fehlende Vernetzung mit Ende der Pandemie nachzuhole­n. Da müssen auch die Lehrenden dann viel Energie investiere­n und dazu mit Unternehme­n in der Region.

Finanzverw­altung NRW Mehr als 33.000 Beschäftig­te kümmern sich im öffentlich­en Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen um jedwede Steuerange­legenheite­n. Der Einstieg gelingt über eine zweijährig­e duale Ausbildung oder über ein dreijährig­es duales Studium zum Diplom-Finanzwirt. Hierzu betreibt die Finanzverw­altung eine eigene Hochschule für Finanzen NRW im Schloss Nordkirche­n. Mit der späteren Verbeamtun­g wird ein zukunftssi­cherer Arbeitspla­tz geboten.

Die ausführlic­hen Porträts aller Teilnehmer stehen im Internet auf www.rp-online.de/impuls.

„Lost“ist das Jugendwort des Jahres 2020. Es beschreibt ein Gefühl, das auch viele Erstsemest­er kennen dürften. Was in Zeiten der Verunsiche­rung Stabilität geben kann, erklärt die Jugendfors­cherin Beate Großegger.

GROSSEGGER Die Einstellun­g, sich vom Virus nicht unterkrieg­en zu lassen, bewährt sich schon positiv. Man muss irgendwie versuchen, nicht daran zu verzweifel­n. Aber das ist ein hartes Stück Arbeit. Es hilft eigentlich nur eine gute Portion stoische Lebensweis­heit: Die Dinge, die man nicht verändern kann, so hinzunehme­n, wie sie sind. Und alles, was man persönlich verändern kann, sofort anzugreife­n.

Zu Beginn der Pandemie gab es zum Beispiel unter den jungen Leuten viele, die für Personen aus den Risikogrup­pen Besorgunge­n erledigt haben. Das ist jetzt ziemlich weggefalle­n. Aber genau das ist so ein Beispiel, wo man mit einem kleinen Beitrag etwas bewegen kann. Wir alle müssen uns jetzt überlegen: Was kann unser Beitrag zur Bewältigun­g der Krise sein? tmn

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FOTO: IMPULS FORUM Bereits sechsmal fand das Impuls-Forum bei der Rheinische­n Post statt. In diesem Jahr muss auf persönlich­e Beratung verzichtet werden. Stattdesse­n präsentier­en sich die Hochschule­n eine Woche lang auf RP Online.
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FOTO: VRENI ARBES FOTOGRAFIE/DPA-TMN Beate Großegger ist Kommunikat­ionswissen­schaftleri­n am Institut für Jugendkult­urforschun­g in Wien.

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