Die Info-Messe „Impuls – Das Forum rund ums Studium“bei der Rheinischen Post in Düsseldorf hat bereits Tradition. Wegen Corona präsentieren sich die Teilnehmer dieses Jahr auf RP Online.
Viele Schüler sind jetzt auf die Zielgerade eingebogen, absolvieren ihre letzten Prüfungen und sehen ihrem Schulabschluss entgegen. Mit Abitur oder Fachhochschulreife in der Tasche steht ihnen die Tür für eine akademische Karriere offen – also die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen. Das Angebot an Studienfächern ist vielfältig. Wer schon konkrete Vorstellungen von seinem späteren Beruf hat, kann vielleicht über verschiedene Studiengänge den Einstieg finden. Um hier Orientierung und Beratung zu bieten, hat die Rheinische Post in der Vergangenheit zu dieser Zeit „Impuls – Das Forum rund ums Studium“veranstaltet. Sechs Jahre in Folge nutzten viele Jugendliche diese Info-Messe mit zahlreichen Ausstellern und einem Vortragsprogramm.
Im vergangenen Jahr musste die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun hätten sich am 24. April 2021 die Türen im Düsseldorfer Verlagshaus der Rheinischen Post eigentlich zur nächsten Auflage wieder öffnen sollen, doch die aktuelle Pandemielage lässt eine Präsenzveranstaltung erneut nicht zu. Um trotzdem Schulabgänger und Hochschulen auf einem Weg zueinander zu bringen, haben Rheinische Post und RP Online stattdessen die „Impuls-Woche“ins Leben gerufen. Vom 17. bis 24. April stellen sich auf rp-online.de mehrere Hochschulen aus der Region in eigenen Beiträgen mit ihrem Ausbildungsangebot vor.
Frau Großegger, was macht die aktuelle Situation mit jungen Erwachsenen, die jetzt ins Hochschulleben starten?
BEATE GROSSEGGER Sie verunsichert ungemein. Wir müssen uns auf eine neue Generation an Nesthockern einstellen. Der Prozess, selbstständig zu werden, verzögert sich. Gerade, wer zum Semesterstart nicht von zu Hause ausgezogen ist und vielleicht im ländlichen Raum weiter bei den Eltern wohnen bleibt, hat einen Nachteil. Es gibt ja gar keine Möglichkeit, Anschluss zu finden an die Hochschulkultur, an die neue Lern- und Lehrkultur des Studienfachs.
Natürlich wird versucht, das über Videovorlesungen und Onlineseminare zu kompensieren. Die Technologie bleibt aber immer zwischengeschaltet. Aus Sicht der jungen Menschen kann das nur eine Notlösung sein. Und selbst, wenn man es als positiven Aspekt sieht, dass man etwa finanzielle Einsparungen hat, weil man keine eigene Mietwohnung finanzieren muss oder kann – es gibt aufgrund der wirtschaftlichen Lage dennoch keine Sicherheit bei der Biografie-Planung.
Die beteiligten Hochschulen haben in den letzten zwölf Monaten bereits ihre Erfahrungen mit digitalem Unterricht, Vorlesungen und Beratung per Videomeetings und Arbeit in kleinen Gruppen gesammelt und können darauf auch im kommenden Semester aufbauen, was auch immer die Situation dann zulassen wird. Das sind die Teilnehmer der „Impuls-Woche“:
Hochschule Niederrhein An ihren Standorten in Krefeld und Mönchengladbach vereint die Hochschule Niederrhein insgesamt zehn Fachbereiche mit einem Angebot von fast 90 Bachelor- und Masterstudiengängen, unter anderem in Naturwissenschaften, Wirtschaft, Technik und Gesundheit.
An einigen Standorten finden ja auch Veranstaltungen vor Ort statt. Nicht jeder bleibt zu Hause wohnen. Kann man das als die bessere Lösung bezeichnen?
GROSSEGGER Diejenigen, die doch aus dem Elternhaus ausziehen, etwa in eine Großstadt, trifft es genauso. Die Schicksalsgemeinschaft, mit der man üblicherweise die bewegenden Themen des Semesterstarts teilen würde, fehlt. Und die Lage spitzt sich derzeit noch weiter zu. Das löst bei den jungen Erwachsenen Unsicherheit aus. Gleichzeitig merken sie, dass in ihrem Umfeld die Corona-Müdigkeit zunimmt. Das Problem überträgt sich von einem zum anderen. Wenn dann noch die Politik nur mit wenig Verbindlichkeit Entscheidungen treffen kann – heute ist es so, morgen alles anders – verstärkt sich das Gefühl, nichts planen zu können. Das wirkt auch auf Erwachsene ganz stark, die sind enorm belastet. Und von ihnen und beispielsweise den Lehrenden überträgt es sich auf die jungen Menschen. Im Großen und Ganzen herrscht also eine unsichere
Ein eigener Online-Navigator hilft bei der Orientierung. Mehr als 14.000 Studenten sind aktuell an der Hochschule Niederrhein, die 2021 ihr 50-jähriges Bestehen feiert, eingeschrieben.
IST-Hochschule für Management Die staatlich anerkannte Hochschule in Düsseldorf setzt seit ihrer Gründung auf digitales Lernen mit eigener App, Online-Vorlesungen und weiteren Tools, mit denen sich ein Studium auch sehr flexibel gestalten lässt. So waren und sind etwa viele Leistungssportler Studenten an der IST-Hochschule für Management, um sich auf die Zeit nach ihrer aktiven Karriere vorzubereiten. Alle Bachelor-Studiengänge sind deshalb auch in Teilzeit neben dem Beruf Grundstimmung, das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Frage „Wo will ich überhaupt hin?“lässt sich in dieser Zeit für junge Erwachsene kaum beantworten.
Als junger Mensch wendet man sich in solchen Situationen am ehesten an seine Freunde. Kann man jetzt überhaupt neue Freunde finden? Oder hält man sich besser an die Familie und die Schulfreunde? GROSSEGGER Die Kernfamilie und Schulfreunde geben auf jeden Fall Stabilität. Um sich ein Studienfach zu erschließen, sollte man sich aber eigentlich
möglich oder als Teil eines dualen Studiums.
Europäische Fachhochschule In gleich fünf NRW-Städten – in Köln, Aachen, Neuss, Brühl und Rheine – hat die Europäische Fachhochschule EU|FH einen eigenen Campus. In den beiden Hochschulbereichen „Gesundheit und Soziales“sowie „Management und Technik“finden Interessenten eine Auswahl von 44 Studiengängen. Darüber hinaus eröffnet die EU|FH zum Wintersemester 2021 in Solingen einen weiteren Standort speziell für die Studiengänge Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen. Im Studium setzt die Hochschule auch darauf, frühzeitig Praxiserfahrung zu sammeln, und kooperiert mit Kommilitonen und anderen Personen an der Hochschule vernetzen. Das wird über die Distanz, über eine mehr oder weniger anonym bleibende Gruppe in einer Online-Lehrveranstaltung, sehr schwierig. Da, wo man es eher mit Klassen zu tun hat, an den Fachhochschulen beispielsweise, geht es wieder etwas besser. Sobald sich Klassen formiert haben, gibt es auch Whats-App-Gruppen und Austausch. Es muss uns aber gelingen, diese fehlende Vernetzung mit Ende der Pandemie nachzuholen. Da müssen auch die Lehrenden dann viel Energie investieren und dazu mit Unternehmen in der Region.
Finanzverwaltung NRW Mehr als 33.000 Beschäftigte kümmern sich im öffentlichen Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen um jedwede Steuerangelegenheiten. Der Einstieg gelingt über eine zweijährige duale Ausbildung oder über ein dreijähriges duales Studium zum Diplom-Finanzwirt. Hierzu betreibt die Finanzverwaltung eine eigene Hochschule für Finanzen NRW im Schloss Nordkirchen. Mit der späteren Verbeamtung wird ein zukunftssicherer Arbeitsplatz geboten.
Die ausführlichen Porträts aller Teilnehmer stehen im Internet auf www.rp-online.de/impuls.
„Lost“ist das Jugendwort des Jahres 2020. Es beschreibt ein Gefühl, das auch viele Erstsemester kennen dürften. Was in Zeiten der Verunsicherung Stabilität geben kann, erklärt die Jugendforscherin Beate Großegger.
GROSSEGGER Die Einstellung, sich vom Virus nicht unterkriegen zu lassen, bewährt sich schon positiv. Man muss irgendwie versuchen, nicht daran zu verzweifeln. Aber das ist ein hartes Stück Arbeit. Es hilft eigentlich nur eine gute Portion stoische Lebensweisheit: Die Dinge, die man nicht verändern kann, so hinzunehmen, wie sie sind. Und alles, was man persönlich verändern kann, sofort anzugreifen.
Zu Beginn der Pandemie gab es zum Beispiel unter den jungen Leuten viele, die für Personen aus den Risikogruppen Besorgungen erledigt haben. Das ist jetzt ziemlich weggefallen. Aber genau das ist so ein Beispiel, wo man mit einem kleinen Beitrag etwas bewegen kann. Wir alle müssen uns jetzt überlegen: Was kann unser Beitrag zur Bewältigung der Krise sein? tmn