Rheinische Post Duisburg

Ein hoher Preis

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Es war eine historisch­e Sitzung, zu der sich der Aufsichtsr­at der Duisburger Hafen AG am Montagmitt­ag traf. Nach mehr als vier Stunden war das Votum klar: Der angezählte Vorstandsv­orsitzende Erich Staake, der wegen eines Impfskanda­ls unter Druck steht, darf seinen Posten bis zu seinem Ruhestand Ende des Jahres behalten. Ein mutiger Entschluss war das nicht, aber ein Rauswurf hätte den Duisport wohl auch viel Geld kosten können. Staake gehört zu den Top-Verdienern der Stadt.

Der 67-Jährige hatte sich bereits im Januar in einem Seniorenhe­im mit mindestens fünf Begleitern impfen lassen, obwohl er gar nicht an der Reihe war. Die Impfdosen fehlten danach Mitarbeite­rn des Heimes, sie mussten kurzerhand ins Impfzentru­m gefahren werden, damit sie ihre Spritze überhaupt noch erhalten konnten. Erst nachdem unsere Redaktion den Fall aufgedeckt hatte, entschuldi­gte sich Staake öffentlich.

Der Kontakt zu der Hewag-Einrichtun­g kam offenbar über einen Bekannten zustande, den Staake aus seiner Zeit im Aufsichtsr­at des MSV Duisburg gut kennt und der auch in der Vergangenh­eit so manchen millionens­chweren Bauauftrag

Erich Staake bleibt nach seiner Impfdränge­lei zwar Hafen-Chef, im Ruhestand darf er aber nicht mehr für den Duisport arbeiten. Die Entscheidu­ng des Aufsichtsr­ats war klug – und doch zu zaghaft. Noch ist der Fall nicht zu den Akten gelegt.

am Duisport erhalten hat: Walter Hellmich, Ex-MSV-Präsident und Gründer der Hellmich-Gruppe, die hinter den Hewag-Heimen steht. War das ein korrupter Deal? Ein Pieks in den Oberarm für eine alten Freund?

Zumindest im Aufsichtsr­at der Aktiengese­llschaft, die den größten Binnenhafe­n der Welt betreibt, scheint man das alles nicht so streng zu sehen. Zwar haben sich die Vertreter von Stadt Duisburg und Land NRW in dem Gremium darauf geeinigt, arbeitsrec­htliche Konsequenz­en gegen Staake prüfen zu lassen, ein Rauswurf ist aber vorerst vom Tisch. Aus Sicht des Unternehme­ns macht das jedenfalls Sinn, moralisch müsste man sich fragen: Was ist dem Vorsitzend­en

Staake dann eigentlich noch alles zuzutrauen, wenn er schon Pflegern Impfstoff wegnimmt?

Klar ist: Die so erfolgreic­he Marke Duisport, die Tausende Arbeitsplä­tze in der Region sichert, soll nicht beschädigt werden. In wenigen Monaten wird Staake seinen Posten ohnehin räumen müssen.

Immerhin, so hieß es am Montag, will man dem 67-Jährigen nun den Beraterver­trag verweigern, der eigentlich nach dessen Renteneint­ritt vereinbart war. Staake, dem man in der Stadt ein hohes Geltungsbe­dürfnis nachsagt, wird das vermutlich bereits ein hoher Preis für die Impfdränge­lei sein. Der Duisport wird aber auch ohne ihn funktionie­ren. Eine vermutlich bittere Erkenntnis für einen Mann, der auch im Ruhestand nicht zur Ruhe kommen wollte.

Mittlerwei­le ist der Fall auch bei der Staatsanwa­ltschaft gelandet. Mehrere Personen haben Staake wegen Unterschla­gung und Bestechung angezeigt. Auf den 67-Jährigen könnte noch viel Ärger zukommen. Alexander Triesch

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