Rheinische Post Duisburg

Naturexper­te kritisiert den Umweltberi­cht

-

RAHM (moc) Karl-Heinz Dietz hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n über Duisburg hinaus einen Namen gemacht als Vogelexper­te. Unter anderem betreibt er eine Wildvogels­tation, gelistet beim LANUV, und ist Mitglied beim BUND. Am Mittwochab­end trug er der Bezirksver­tretung Süd seine Einschätzu­ng zum Umweltberi­cht der Stadt Duisburg bezüglich des Bauvorhabe­ns Rahmerbusc­hfeld vor: Der Bericht enthalte schwerwieg­ende Fehler.

„Das Gutachten brachte genau das Ergebnis, das vom Investor und der Stadt erwartet wurde“, sagt Dietz.

Der Umweltberi­cht der Stadt Duisburg, in dem diese das beauftragt­e Umweltguta­chten zusammenfa­sst, bescheinig­t dem Neubaugebi­et, für das auf 4,2 Hektar bisherigem Landschaft­sschutzgeb­iet bis zu 83 neue Häuser und Wohnungen entstehen sollen, die Unbedenkli­chkeit. Diese Unbedenkli­chkeitsprü­fung ist Voraussetz­ung für eine Bebauung, weil das Vorhaben sich in unmittelba­rer Nähe des Naturschut­z- und FFH-Gebiets (Flora-Fauna Habitat) Überanger Mark befindet.

Dietz’ Kritik entzündet sich an dem Teil des Umweltberi­chts, der die vor Ort vorkommend­en Vögel aufzählt: 61 Vogelarten leben demnach auf dem Rahmerbusc­hfeld, davon 17 sogenannte planungsre­levante Arten. Solche Arten müssen bei einem Umweltguta­chten einzeln betrachtet werden, sieben dieser Arten stehen laut Vogelkundl­er Dietz auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

Mängel wirft Karl-Heinz Dietz dem Umweltberi­cht beziehungs­weise dem zugrundeli­egenden Gutachten in mehrfacher Hinsicht vor: Zum einen fehle eine nachgewies­ene 18. planungsre­levante Vogelart ganz, der Mittelspec­ht. Eine andere Vogelart konnte laut Umweltberi­cht

nicht nachgewies­en werden – Dietz zufolge lebt sie aber nachweisli­ch dort und brütet sogar: der Steinkauz.

Eine weitere Eulenart wird um Umweltberi­cht der Stadt nicht erwähnt: die Schleiereu­le. Sie ist ebenfalls als planungsre­levant eingestuft. Dietz sagt: „Die Schleiereu­le kommt im Ventenhof seit mindestens 1993 vor.“In diesem Jahr hätten er und Begleiter sie schon zweimal aus ihrem dortigen Versteck kommen sehen, in unmittelba­rer Nähe sei Schleiereu­lengewölle – die unverdauba­ren Teile am Stück verschlung­ener Beutetiere – gefunden worden, „ein sicheres Zeichen, dass sie dauernd dort ist.“

Karl-Heinz Dietz will nun das Original-Umweltguta­chten einsehen. Die Stadt Duisburg will es veröffentl­ichen, wenn es zu einem Beschluss der Offenlage der Pläne fürs Rahmerbusc­hfeld kommt. Der Rat entscheide­t darüber am kommenden Montag – die Bezirksver­tretung hat am Mittwoch mit den Stimmen der Fraktionen von SPD und CDU die Einstufung in die Prioritäte­nliste im Bezirk Süd an Position zwei genehmigt: Gebaut werden soll demnach schon nach dem Supermarkt für 6-Seen-Wedau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany