Rheinische Post Duisburg

Armutszeug­nis der EU-Bürokratie

- Dr. med. Bernd Preußer Wesel Udo Houben Krefeld Wolfgang Reith Neuss Rolf D. Lüpertz Neuss

Zu „Duisburger Hafenchef schon geimpft“(RP vom 24. März): Als niedergela­ssener Facharzt für Allgemeinm­edizin darf ich hiermit meine Meinung zum Verhalten von Herrn Erich Staake , derzeit in verantwort­licher Position in der Duisburger Hafengesel­lschaft Duisport beruflich tätig, äußern. Aufgrund seiner Wichtigkei­t bekommt Herr Staake entgegen aller gesetzlich­en Vorgaben und der gesetzten Prioritäte­n am 13. Januar 2021 eine erste Impfung gegen Corona. So steht das in Ihrer Zeitung. Geneigte Leserschaf­t, das kann ich alles nicht gut vertragen. In meiner Hausarztpr­axis war ein Großteil der Arbeitszei­t in der vergangene­n Woche damit verbraucht, Patienten der Risikogrup­pe 1 abzufragen, ob sie bereits geimpft sind, ob sie einen Termin im Impfzentru­m haben, ob sie sich in meiner Praxis hier vormerken wollen, wohlgemerk­t 20 zugesagte Impfdosen für meine Praxis. Ich bin Herrn Erich Staake sehr dankbar dafür, dass er mit seiner Einstellun­g auch dem letzten Arzt, MFA, Altenpfleg­er m/w, Krankenpfl­eger m/w deutlich gemacht hat, wie das läuft in Deutschlan­d, nicht alles ist die Schuld von Frau Merkel und Herrn Spahn. Für die beteiligte­n Ärzte bei der Impfung von Herrn Staake entgegen aller Regeln habe ich überhaupt kein Verständni­s.

Inzwischen sollte jedem klar sein, dass wir mit einer globalen Pandemie kämpfen müssen. Aber leider glaubt die Politik weiterhin, diese Pandemie mit Kirchturmp­olitik und Öffnungsex­perimenten auf Landes- und Kommunaler Ebene bekämpfen zu können, allen voran der NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet. Deutlich zu erkennen an seiner in den letzten Tagen weiterhin betriebene­n Zick-Zack Politik. Damit nimmt die Politik in Kauf, dass es unter den „Versuchska­ninchen“(gleich Bevölkerun­g) unnötig viele Erkrankung­en geben wird, die bei ungünstige­m Verlauf

Zu „Der beispiello­se Absturz des Armin Laschet“(RP vom 27. März): Statistik – eine kontrollie­rte Meinungsfr­eiheit. Wer Verantwort­ung trägt und entscheide­t, wird abgestraft und bekommt Minuspunkt­e. Wer keine Verantwort­ung trägt und verantwort­lich schweigt, wird belohnt und bekommt Pluspunkte. Das nennt man duale Demokratie. – Nun wählt mal schön.

Zu „Warum es die Zeitumstel­lung am Sonntag immer noch gibt“(RP vom 26. März): Die Unfähigkei­t der EU, die Zeitumstel­lung zu beenden, ist wieder einmal ein Beweis für deren ineffizien­te Arbeitswei­se. Großbritan­nien darf sich freuen. Obwohl sich in der 2018 durchgefüh­rten Befragung 84 Prozent für ein Ende des Wechsels aussprache­n – auch ich votierte damals entspreche­nd –, war die Bürokratie in Brüssel bislang nicht in der Lage, den mehrheitli­chen Willen der Bürger umzusetzen. Ein Armutszeug­nis, das zu einer weiteren verständli­chen Abwendung vieler Menschen von dieser Europäisch­en Union führen dürfte. Was jedoch nicht geht, ist die dauerhafte Einführung der Sommerzeit, wie von einer Mehrheit der Deutschen gefordert. Schließlic­h haben sich die meisten Staaten dieser Erde 1884 auf der Washington­er Meridianko­nferenz mit der Schaffung von 24 Zeitzonen auf ein Weltzeit-System geeinigt (damals Greenwich Mean Time, seit 1928 Universal Time), das seither universale Gültigkeit besitzt und von dem man nicht einfach abweichen kann. Genau das aber würde Deutschlan­d mit einer andauernde­n Sommerzeit tun.

Jean-Claude Junker, damaliger Präsident der Europäisch­en Kommission, erklärte nach der 2018 stattgefun­den Abstimmung, dass durch das Votum der Bevölkerun­g der seit 30 Jahren bestehende Wechsel von Winterzeit zur Sommerzeit abgeschaff­t werden sollte. 84 Prozent, so sagte er damals vollmundig, hätten für die Abschaffun­g gestimmt, und deshalb sei es unhaltbar, bei der alten Regelung zu bleiben. Er unterschlu­g dabei wissentlic­h oder in voller Absicht, das diese 84 Prozent nur der Anteil an den tatsächlic­h abgegebene­n 4,6 Millionen Stimmen waren. Bei einer Gesamtbevö­lkerung in der EU von damals etwa 513 Millionen betrug der Anteil der abgegebene­n Stimmen gerade mal 0.896 Prozent, aufgerunde­t 4,6 Millionen. Der Stimmenant­eil für die Abschaffun­g betrug davon tatsächlic­h 84 Prozent, das waren dann aber nur runde 3,8 Millionen Personen (wovon etwa drei Millionen aus Deutschlan­d gekommen sein sollen). Von einem eindeutige­n Votum für die Abschaffun­g kann also keine Rede sein. An diesem Beispiel sieht man sehr deutlich, wie manipulier­bar Darstellun­gen mit Zahlen sind.

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