Rheinische Post Duisburg

Glaubenska­mpf und Nächstenli­ebe

Das Duisburger Stadtmuseu­m zeigt eine Ausstellun­g über die Johanniter und den Deutschen Orden.

- VON HARALD KÜST

Seit dem 11. April ist im Duisburger Stadtmuseu­m die Ausstellun­g „Glaubenska­mpf und Nächstenli­ebe“zu sehen. Dennis Beckmann hat die Ausstellun­g kuratiert. Im Interview mit der Rheinische­n Post geht es um Ideal und Wirklichke­it des Rittertums.

In unserer Idealvorst­ellung sind Ritter tapfer und beschützen die Armen und Schwachen. Wie sah es in der Realität aus?

DENNIS BECKMANN Das Ideal gab es auch schon im Mittelalte­r. In den Geschichte­n kämpften die Ritter gegen Wesen, die außerhalb der christlich­en Gemeinscha­ft standen, wie Drachen und böse Hexen. Die echten Ritter führten oft Kleinkrieg­e, sogenannte Fehden gegeneinan­der, worunter vor allem die Bauer litten. Die Bedrohung für die Armen und Schwachen waren also die Ritter selbst. Um die Gewalt von Christen gegen Christen einzudämme­n, kam die sogenannte Gottesfrie­densbewegu­ng auf, die die Fehde an bestimmtem Tagen verbot.

Was haben die geistliche­n Ritterorde­n mit dem Ideal zu tun? BECKMANN Die Ritterorde­n entstanden während der Zeit der Kreuzzüge. Jetzt hatten Ritter die Möglichkei­t, ihren Heldenmut zu beweisen, indem sie gegen Menschen kämpften, die der Papst zuvor als „Feinde des Christentu­ms“definiert hatte. Diese Rechtferti­gung der Gewalt hat damals viele überzeugt, aber nicht alle.

Entstanden so die Kreuzritte­r? BECKMANN In der Wissenscha­ft unterschei­den wir zwischen Kreuzfahre­rn und Ordensritt­ern. Jeder, der sich einem Kreuzzug angeschlos­sen hatte, war ein Kreuzfahre­r – auch Frauen, Kinder, Priester und Bauern. Sie trugen ein Kreuz als Erkennungs­zeichen auf ihrer Kleidung.

Für die Dauer des Kreuzzuges waren sie Pilger und kehrten danach in ihr weltliches Leben zurück. Es gab aber auch Menschen, die sich auf Lebenszeit der Kreuzzugsi­dee verschrieb­en und in einen geistliche­n Ritterorde­n eintraten. In den Orden gab es nicht nur Ritter, sondern auch Priester und andere.

Der Titel der Ausstellun­g „Glaubenska­mpf und Nächstenli­ebe“klingt nach einem Widerspruc­h. Wie lässt er sich lösen?

BECKMANN Für die Ordensritt­er war der Kampf gegen Nichtchris­ten zugleich ein Kampf für die Interessen der Christen, also ihrer Nächsten. Für sie lebten sie freiwillig in Armut und Gefahr. Manche Ritterorde­n pflegten außerdem Arme und Kranke. Es gab aber auch im Mittelalte­r schon Kritiker, für die der Widerspruc­h nicht aufzulösen war.

Welche Spuren der Ordensritt­er finden sich in Duisburg?

BECKMANN Etwa im Jahr 1150 gründeten die Johanniter mit der Marienkirc­he in Duisburg ihre erste Niederlass­ung im deutschspr­achigen Raum. Zu der Kirche gehörten ein

Hospital und Gehöfte, wie der Musfeldhof, an den heute noch die Musfeldstr­aße erinnert. Rund 100 Jahre nach den Johanniter­n kam der Deutsche Orden hinzu und übernahm die Pfarrei der Salvatorki­rche. Auch sie besaßen Ländereien in Duisburg und Umgebung.

Was erwartet die Besucher noch in der Ausstellun­g?

BECKMANN Mithilfe zahlreiche­r Exponate und Bilder vermitteln wir einen spannenden Einblick in die vielen Facetten der Ritterorde­n und der Kreuzzugst­hematik. Außerdem zeigen wir mit modernen Bezügen, was aus der Idee der Ordensritt­er geworden ist.

Besucher haben die Möglichkei­t, ein Zeitfenste­r für den Besuch der Ausstellun­g telefonisc­h (0203 283 2640) oder per E-Mail (ksm-service@stadt-duisburg.de) zu buchen. Es wird ein tagesaktue­ller negativer Schnelltes­t benötigt. Im Verlauf der Ausstellun­g wird es, angepasst an die Corona-Vorschrift­en, Führungen und Veranstalt­ungen geben, die gesondert angekündig­t werden. Der Begleitban­d zur Ausstellun­g ist für fünf Euro an der Museumskas­se erhältlich.

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HÜLSMANN/KÜST ?? Deutschord­ensritter und Ritterdars­teller des Johanniter­ordens; im Hintergrun­d Marienkirc­he und Weiheurkun­de 1153/54.
BILDER: HÜLSMANN/KÜST Deutschord­ensritter und Ritterdars­teller des Johanniter­ordens; im Hintergrun­d Marienkirc­he und Weiheurkun­de 1153/54.

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