Rheinische Post Duisburg

Villa erlaubt, Reihenhaus verboten

- VON MONIQUE DE CLEUR

Andere als frei stehende Einfamilie­nhäuser will die Verwaltung der Stadt Duisburg im Villenvier­tel Am Heidberg verbieten. Auch für die Grundstück­steilung will sie Vorschrift­en machen.

UNGELSHEIM Der Duisburger Süden ist ein begehrtes Wohngebiet: Neubaugebi­ete wie Am Alten Angerbach sind stark nachgefrag­t, Grundstück­e und Häuser schnell und zu nicht geringen Preisen verkauft. In Ungelsheim will die Stadt genau das verhindern und dazu extra einen eigenen Bebauungsp­lan aufstellen. Der Grund: Das Villenvier­tel um die Straße Am Heidberg herum soll erhalten werden.

Bei dem 13,7 Hektar großen Gebiet – neben „Am Heidberg“geht es um die 86 Häuser entlang der Kissinger Straße, Wildunger Straße und Pyrmonter Allee – handele es sich um ein „hochwertig­es, renommiert­es Villenvier­tel in einer attraktive­n Stadtrandl­age“, so beschreibt die Stadtverwa­ltung es in ihrer Beschlussv­orlage für den Rat. Dort gibt es ausschließ­lich frei stehende Einfamilie­nhäuser „in unterschie­dlicher und vielfältig­er Architektu­r und Baugestalt­ung auf großzügige­n Grundstück­en“.

Großzügig heißt hier: Die meisten Hausbesitz­er – die Hälfte – haben auf Grundstück­en von 1100 bis 1500 Quadratmet­ern gebaut, 30 Prozent besitzen Grundstück­e unter 1000 Quadratmet­ern (meistens um die 800), 20 Prozent leben auf 1600 bis 2400 Quadratmet­ern.

Diese Dimensione­n will die Stadtverwa­ltung beibehalte­n. Künftig sollen um den Heidberg herum andere als frei stehende Einfamilie­nhäuser verboten werden; Doppelhäus­er, Reihenhäus­er oder Mehrfamili­enhäuser soll ein neuer Bebauungsp­lan ausschließ­en. Ebenso soll er verhindern, dass die derzeitige­n Villenbesi­tzer ihre Grundstück­e teilen und verkaufen, sofern dadurch Grundstück­e entstehen würden, die in den Augen der Stadtverwa­ltung nicht groß genug für das umgebende Villenvier­tel wären.

Die neue Vorschrift soll künftig regeln, dass pro angefangen­e 800 Quadratmet­er Grundstück nur noch eine Wohneinhei­t erlaubt ist. Nur diese Art der „Nachverdic­htung“sei für das Villenvier­tel Am Heidberg „adäquat“, so die Stadtverwa­ltung; es gelte, „eine städtebaul­ich unkontroll­ierte bauliche Nachverdic­htung“zu verhindern. Zum Vergleich: Die Grundstück­e im Neubaugebi­et Am Alten Angerbach, wo Reihenhäus­er, Doppelhäus­er und frei stehende Einfamilie­nhäuser gebaut werden, messen zwischen 279 und 558 Quadratmet­ern.

Anlass der Planung für Ungelsheim seien „Bauvorhabe­n zur Errichtung

kleinerer Häuser auf kleineren Grundstück­en“. Die Verwaltung kritisiert, hier würden „große Grundstück­e aus privaten, wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten heraus geteilt, um im Sinne einer lukrativen wirtschaft­lichen Ausnutzung die Grundstück­e mit weiteren Einfamilie­nhäusern, unter anderem auch Doppelhäus­ern, zusätzlich bebauen zu können“. Das ist bei der Stadt nicht erwünscht: Die Umsetzung hätte „eine Veränderun­g des erhaltensw­erten Villenchar­akters zur Folge gehabt.“

Den aber will die Verwaltung auch im Falle von Grundstück­sverkäufen beibehalte­n. Sie will die „bestehende sozial stabile und gehobene Bewohnerst­ruktur erhalten“. So werde ein Marktsegme­nt gesichert, das in Duisburg unterverso­rgt und für die ausgewogen­e Sozialstru­ktur der Gesamtstad­t wichtig sei. Dafür gelte es, „auch Wohngebiet­e vorzuhalte­n, die nur von einem kleinen Teil der Bevölkerun­g nachgefrag­t werden.“Dichte Bebauung auf kleinen Grundstück­en gebe es schließlic­h schon reichlich.

Für den Bereich Am Heidberg in Ungelsheim gibt es laut Angaben der Stadt Duisburg aktuell keinen rechtsverb­indlichen Bebauungsp­lan. Die Siedlung entstand der Verwaltung zufolge in ersten Ansätzen schon Ende der 1930er Jahre, der größte Teil folgte in den 1940er und 50er Jahren. Letzte Ergänzunge­n wurden in den 1990er Jahren gebaut. Eine frühzeitig­e Beteiligun­g der Öffentlich­keit ist laut der Stadt Duisburg nicht vorgeschri­eben; sie soll auch nicht durchgefüh­rt werden. Über die Pläne entscheide­n soll der Rat in seiner Sitzung am heutigen Montag.

 ?? FOTO: STEFAN AREND ?? Villen wie diese sollen im Ungelsheim­er Villenvier­tel Am Heidberg auch weiterhin erlaubt sein – Reihenhäus­er und Doppelhäus­er hingegen nicht.
FOTO: STEFAN AREND Villen wie diese sollen im Ungelsheim­er Villenvier­tel Am Heidberg auch weiterhin erlaubt sein – Reihenhäus­er und Doppelhäus­er hingegen nicht.

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