Villa erlaubt, Reihenhaus verboten
Andere als frei stehende Einfamilienhäuser will die Verwaltung der Stadt Duisburg im Villenviertel Am Heidberg verbieten. Auch für die Grundstücksteilung will sie Vorschriften machen.
UNGELSHEIM Der Duisburger Süden ist ein begehrtes Wohngebiet: Neubaugebiete wie Am Alten Angerbach sind stark nachgefragt, Grundstücke und Häuser schnell und zu nicht geringen Preisen verkauft. In Ungelsheim will die Stadt genau das verhindern und dazu extra einen eigenen Bebauungsplan aufstellen. Der Grund: Das Villenviertel um die Straße Am Heidberg herum soll erhalten werden.
Bei dem 13,7 Hektar großen Gebiet – neben „Am Heidberg“geht es um die 86 Häuser entlang der Kissinger Straße, Wildunger Straße und Pyrmonter Allee – handele es sich um ein „hochwertiges, renommiertes Villenviertel in einer attraktiven Stadtrandlage“, so beschreibt die Stadtverwaltung es in ihrer Beschlussvorlage für den Rat. Dort gibt es ausschließlich frei stehende Einfamilienhäuser „in unterschiedlicher und vielfältiger Architektur und Baugestaltung auf großzügigen Grundstücken“.
Großzügig heißt hier: Die meisten Hausbesitzer – die Hälfte – haben auf Grundstücken von 1100 bis 1500 Quadratmetern gebaut, 30 Prozent besitzen Grundstücke unter 1000 Quadratmetern (meistens um die 800), 20 Prozent leben auf 1600 bis 2400 Quadratmetern.
Diese Dimensionen will die Stadtverwaltung beibehalten. Künftig sollen um den Heidberg herum andere als frei stehende Einfamilienhäuser verboten werden; Doppelhäuser, Reihenhäuser oder Mehrfamilienhäuser soll ein neuer Bebauungsplan ausschließen. Ebenso soll er verhindern, dass die derzeitigen Villenbesitzer ihre Grundstücke teilen und verkaufen, sofern dadurch Grundstücke entstehen würden, die in den Augen der Stadtverwaltung nicht groß genug für das umgebende Villenviertel wären.
Die neue Vorschrift soll künftig regeln, dass pro angefangene 800 Quadratmeter Grundstück nur noch eine Wohneinheit erlaubt ist. Nur diese Art der „Nachverdichtung“sei für das Villenviertel Am Heidberg „adäquat“, so die Stadtverwaltung; es gelte, „eine städtebaulich unkontrollierte bauliche Nachverdichtung“zu verhindern. Zum Vergleich: Die Grundstücke im Neubaugebiet Am Alten Angerbach, wo Reihenhäuser, Doppelhäuser und frei stehende Einfamilienhäuser gebaut werden, messen zwischen 279 und 558 Quadratmetern.
Anlass der Planung für Ungelsheim seien „Bauvorhaben zur Errichtung
kleinerer Häuser auf kleineren Grundstücken“. Die Verwaltung kritisiert, hier würden „große Grundstücke aus privaten, wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus geteilt, um im Sinne einer lukrativen wirtschaftlichen Ausnutzung die Grundstücke mit weiteren Einfamilienhäusern, unter anderem auch Doppelhäusern, zusätzlich bebauen zu können“. Das ist bei der Stadt nicht erwünscht: Die Umsetzung hätte „eine Veränderung des erhaltenswerten Villencharakters zur Folge gehabt.“
Den aber will die Verwaltung auch im Falle von Grundstücksverkäufen beibehalten. Sie will die „bestehende sozial stabile und gehobene Bewohnerstruktur erhalten“. So werde ein Marktsegment gesichert, das in Duisburg unterversorgt und für die ausgewogene Sozialstruktur der Gesamtstadt wichtig sei. Dafür gelte es, „auch Wohngebiete vorzuhalten, die nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung nachgefragt werden.“Dichte Bebauung auf kleinen Grundstücken gebe es schließlich schon reichlich.
Für den Bereich Am Heidberg in Ungelsheim gibt es laut Angaben der Stadt Duisburg aktuell keinen rechtsverbindlichen Bebauungsplan. Die Siedlung entstand der Verwaltung zufolge in ersten Ansätzen schon Ende der 1930er Jahre, der größte Teil folgte in den 1940er und 50er Jahren. Letzte Ergänzungen wurden in den 1990er Jahren gebaut. Eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ist laut der Stadt Duisburg nicht vorgeschrieben; sie soll auch nicht durchgeführt werden. Über die Pläne entscheiden soll der Rat in seiner Sitzung am heutigen Montag.