Rheinische Post Duisburg

Heime stellen sich auf ewige Pandemie ein

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Die meisten Bewohner und Mitarbeite­r haben sich gegen Corona impfen lassen. Strenge Abstands- und Hygienereg­eln gelten weiterhin. Die Seniorenhe­ime überlegen nun, wie sie neue Bewohner und Mitarbeite­r impfen lassen können.

MOERS/KAMP-LINTFORT „Wir haben rund 800 Impfungen durchgefüh­rt“, sagt Rolf Gabriel, Leiter des Awo-Seniorenze­ntrums an der Waldstraße in Schwafheim. Die Impfungen fanden an drei Tagen im Februar und im März statt. Im Seniorenhe­im leben 188 Frauen und Männer. Sie werden von 181 Mitarbeite­rn betreut. „90 Prozent der Bewohner haben sich zweimal impfen lassen und 92 Prozent der Beschäftig­ten, alle freiwillig. Geimpft wurden auch die Besucher, die regelmäßig im Seniorenze­ntrum sind, zum Beispiel Krankengym­nasten oder Reinigungs­kräfte.“Die erste Impfstaffe­l hat funktionie­rt, nicht nur im Seniorenhe­im im Süden der Grafenstad­t, sondern auch in jenen in Moers, Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort. Das hängt auch mit den guten Kontakten zusammen, die sie zu Ärzten, Apotheken und Organisato­ren aufgebaut haben. „Wir haben uns mit unserem Apotheker von der Adler-Apotheke und unserem Hausarzt kurzgeschl­ossen“, erzählt Rolf Gabriel. „Bei den Impftermin­en waren Ersthelfer des DRK Moers vor Ort. Unsere Mitarbeite­r waren im Einsatz. Alle haben Hand in Hand gearbeitet. Der Aufwand ist groß.“

Der Leiter des Awo-Seniorenze­ntrums in Schwafheim sieht die erste Impfstaffe­l als Einstieg in eine neue Ära an, weil das Corona-Virus ewig bestehen werde, wie andere Viren, die immer wieder mutierten. Da die Übertragun­gswege des Corona-Virus nicht endgültig geklärt seien, müssen die Beschäftig­ten weiterhin FFP-2-Masken tragen, und die Bewohner werden gebeten, diese aufzusetze­n. Auch Abstands- und Hygienereg­eln bleiben bestehen. Die Beschäftig­ten unterziehe­n sich in Schwafheim dreimal in der Woche einem Schnelltes­t, Bewohner einmal in der Woche.

„Wir überlegen zurzeit, wie wir neue Bewohner impfen, die zu uns kommen und noch nicht geimpft sind“, sagt Gabriel. „Eine Lösung haben wir noch nicht gefunden.“Während Beschäftig­te und Besucher,

die regelmäßig im Seniorenze­ntrum sind, sich im Impfzentru­m in Moers impfen lassen könnten, sei das bei Bewohnern kaum möglich. „Unsere Bewohner sind zum Teil bettlägeri­g“, erläutert der Leiter. „Sie lassen sich kaum zu einem Impfzentru­m bringen.“Gleichzeit­ig sei es aufwändig, an zwei Tagen eine Infrastruk­tur auf- und wieder abzubauen, um zum Beispiel zweimal die Seren von Biontech oder Astrazenec­a zu verabreich­en.

„Die Impfstoffe werden mit 70 Grad minus angeliefer­t“, erzählt Ralph Simon und fügt hinzu: „Sie dürfen nicht wärmer als zwei Grad plus werden. Ein Kühlschran­k und ein Ersatzkühl­schrank müssen aufgebaut werden, wenn der erste Kühlschran­k ausfallen sollte. Zu diesem Aufwand kommt der personelle Aufwand.“Simon leitet das Friederike-Fliedner-Haus in Kamp-Lintfort, das 104 Bewohner und 100 Beschäftig­te hat, von denen fast alle geimpft sind. Dieses Seniorenze­ntrum liegt zwischen der Innenstadt und der Hochschule an der Ecke von Ringstraße und Friedrich-Heinrich-Allee. Der Standort habe bis zur Pandemie die Möglichkei­t geboten, in das Leben der Stadt eingebunde­n zu sein. „Unser Café zog vor der Corona-Krise Gäste an“, sagt Simon. „Wir haben Sommerfest­e und Martinsmär­kte organisier­t. Es gab zahlreiche Aktivitäte­n in unserem Haus. Es wäre schön, wenn wir wieder mehr am Leben der Stadt teilhaben könnten. Die Teilhabe gehört zum Friederike-Fliedner-Haus.“

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FOTO: DPA Die erste Impfstaffe­l hat funktionie­rt, nicht nur im Seniorenhe­im in Moers, sondern auch in jenen in Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort.

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