Polizei erreicht hohe Aufklärungsquote
Die Zahlen der Duisburger Ermittler sind besser als die aus Essen und Düsseldorf. Die Kripo löste 2020 alle Mordfälle. Auch beim Totschlag liegt das Ergebnis bei 100 Prozent. Die Polizei fordert einen besseren Austausch der Behörden.
(mas) Nie waren die Ermittler der Polizei Duisburg in den vergangenen Jahren erfolgreicher als im Jahr 2020: Eine Aufklärungsquote von 58 Prozent bedeutet einen Zehnjahres-bestwert. Auch im Städtevergleich hat die Behörde die besten Zahlen. „Meine Leute haben einfach dieses Ermittlergen und lassen nicht nach“, sagt Polizeipräsidentin Elke Bartels stolz.
Von Mord über Einbrüche bis hin zu Betrugsfällen: In 25.045 der insgesamt 43.091 begangenen Straftaten im Jahr 2020 konnte die Polizei die Täter ermitteln. Damit erzielten die Ermittler im Vergleich mit den Kollegen in Düsseldorf (Aufklärungsquote von 50,82 Prozent), Gelsenkirchen (52 Prozent), Essen (52,80 Prozent) und Dortmund (56,69 Prozent) das beste Ergebnis.
Hinter den Zahlen steckt eine intensive Ermittlungsarbeit im Präsidium und vor Ort an den Tatorten: „Der Aufwand und die Belastung sind gerade am Anfang der Ermittlungen groß. Dort müssen wir jeder Spur und jedem Hinweis nachgehen. Das kann dann Tag und Nacht dauern. Im Anschluss beginnt die akribische Arbeit“, schildert Bartels.
Die Belastung steige dabei nach Einschätzung der Polizeipräsidentin mit jedem Jahr. In 55 Mordkommissionen arbeitete die Kripo 2020 mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Außerdem beschäftigten sich die Ermittler weiter mit sogenannten „Cold Cases“– ungelösten Fällen aus der Vergangenheit. Unter anderem beim Mordfall Martina Möller wählten die Beamten dabei sogar den Weg ins Fernsehen. 34 Jahre nachdem das zehnjährige Mädchen 1986 sexuell missbraucht und mit einem Seil stranguliert wurde, gingen nach einem Beitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“450 neue Hinweise zu der Tat ein.
Gerade bei den Kapitaldelikten können die Ermittler im abgelaufenen Kalenderjahr auf eine hervorragende Quote verweisen: Vier von vier Mordfällen (drei ausgeführte Taten und ein Versuch) konnten sie lösen. Auch beim Totschlag liegt die Aufklärungsquote bei 100 Prozent (acht von acht, inklusive Versuche).
Der bekannteste Fall im Jahr 2020: In einem Abbruchhaus in Hochfeld tötete ein 14-Jähriger im Oktober seine gleichaltrige Freundin. In den Stunden nach dem Auffinden der Leiche arbeitete die Spurensicherung am Tatort rund um die Uhr. Die Mordkommission konnte sich dadurch ein klareres Bild vom
Hergang machen. Nachdem sich der 14-Jährige bei Befragungen in Widersprüche verwickelte, führte die Polizei ihn zum Tatort. 48 Stunden später gestand er vor dem Haftrichter die Tat.
Wie sehr die Ermittler und alle Beteiligten ein ungelöster Fall beschäftigt, zeigt die Geschichte um „Baby Mia“: Am 17. November 2018 finden Arbeiter in einer Sortieranlage für Altkleider im polnischen Kielce die Leiche eines Säuglings. Bei der Rekonstruktion der Lieferwege zeigt sich, dass der Container aus Duisburg kam.
Seit über zwei Jahren sucht eine Ermittlungskommission nun schon nach der Mutter des Kindes. Und ist dabei auch ungewöhnliche Wege gegangen: „Wir haben damals die Isotopenanalyse durchgesetzt, so dass die Hautschuppe in München untersucht werden konnte“, erinnert sich Bartels. Die Untersuchung bestätigte: Die Mutter hat zum Zeitpunkt der Geburt in Duisburg gelebt. „Baby Mia“ist laut Polizei
Duisburg das einzige Tötungsdelikt, das in den vergangenen Jahren unaufgeklärt blieb.
Damit die Aufklärungsquote auch in den kommenden Jahren auf einem hohen Niveau bleibt, fordert Elke Bartels einen besseren Austausch über die Behördengrenzen hinweg: „Die technische Vernetzung mit Behörden, wie dem BKA und Europol, muss verbessert werden. Für erfolgreiche Ermittlungen brauchen wir unkomplizierteren Zugriff auf Daten anderer Behörden.“
IHR THEMA?
Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns!