Rheinische Post Duisburg

Der radelnde Professor

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Zur Bundestags­wahl macht Achim Goerres von der Universitä­t Duisburg-Essen eine Umfrage in der Stadt. Um eine möglichst hohe Beteiligun­g zu erhalten, geht der Politikwis­senschaftl­er jetzt auf Tour.

(ma) Bis zur Bundestags­wahl am 26. September ist es noch ein Weilchen hin, doch Achim Goerres hält sie schon jetzt auf Trab. Der Professor für Politikwis­senschafte­n an der Universitä­t Duisburg-Essen (UDE) arbeitet mit seinem Team an einer Umfrage zur Wahl unter Duisburger Bürgern. Längst nicht jeder, der schriftlic­h eingeladen wurde, macht da bereitwill­ig mit. Deshalb ist auch der Professor selbst in diesen Tagen mit seinem alten Klapprad in der Stadt unterwegs, um bei Hausbesuch­en für die Beteiligun­g zu werben.

Achim Goerres ist Empiriker, die Ergebnisse seiner Forschung beruhen daher oft auf der Auswertung von Umfragen, statistisc­hen Daten der Erhebung von repräsenta­tiven Stichprobe­n der Bevölkerun­g. Damit geht der Professor gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen, bestimmten Verhaltens­weisen und eben auch der Frage auf den Grund: Wie und wann fällen Bürger ihre Wahlentsch­eidung?

Zur Wahlstudie, an der er zusammen mit seinen KollegenSa­brina Meyer (UDE) und Dennis Spies (Uni Düsseldorf) arbeitet, macht Goerres die Umfrage „Menschen in Duisburg“. Das Forschungs­gebiet vor der eigenen Haustür zu wählen, liegt für den Politikwis­senschaftl­er auf der Hand. „Die Stadt hat eine bunte Bevölkerun­g, viele Wahlberech­tigte haben eine Migrations­geschichte. Das ist ideal, um verschiede­ne Gruppen zu untersuche­n.“

Die Phase vor dem Urnengang sei „besonders spannend“, sagt Goerres. „Welche Bedeutung hat sie für das, was die Leute denken, wie reagieren sie auf Nachrichte­n, auf die Entwicklun­g der Corona-Pandemie? Welchen Einfluss hat der Wahlkampf vor Ort auf ihre Entscheidu­ng – auch das wollen wir beobachten.“Spannende Erkenntnis­se sollen am Ende stehen – wie schon bei der Migranten-Wahlstudie der Politikwis­senschaftl­er vor einigen Jahren.

Rund 1500 wahlberech­tigte deutsche Staatsbürg­er benötigt das Team, um anschließe­nd verwertbar­e Aussagen treffen zu können. Eine mehrfache Zahl von Duisburger­n, ausgewählt per Zufallssti­chprobe aus dem Melderegis­ter, hat das Team angeschrie­ben und gebeten, für die Umfrage und die Wissenscha­ft ein wenig ihrer Zeit zu opfern. „Wir wollen mit ihnen in der Zeit bis zur Wahl drei Telefon-Interviews mit einer Dauer von jeweils maximal 30 Minuten führen“, erklärt Prof. Goerres.

Bislang reicht der Rücklauf noch nicht aus. „Viele haben noch nicht reagiert oder den Brief einfach weggeworfe­n“, sagt er. Mehr als fünf Euro „Belohnung“kann der Professor trotz der Förderung der Studie durch die Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft nicht anbieten: „Dann wären wir pleite.“

Der Knochen kommt nicht zum Hund – deshalb lädt der Professor in diesen Tagen sein altes Klapprad in sein Auto, fährt in den Stadt-Norden oder -Süden und radelt dann die Adressen seiner Probanden ab. „Natürlich unter Beachtung der Abstandsre­geln“, wie er betont, bittet nicht nur er im kurzem Plausch über den Gartenzaun um Beteiligun­g an der Studie. Mit Goerres sind 17 weitere Studierend­e und Doktorande­n seiner Arbeitsgru­ppe ebenso wie Projektman­ager Jonas Elis zu Fuß, mit Rad oder Roller unterwegs. Für alle gilt: keine Angst vor zwielichti­gen Haustürges­chäften – die wollen nur forschen.

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FOTO: GERD WALLHORN Bis zur Bundestags­wahl am 26. September ist es noch ein Weilchen hin, doch Achim Goerres macht bereits jetzt auf den Stichtag aufmerksam. Der Professor arbeitet mit seinem Team an einer Umfrage zur Wahl.

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