Keine höheren Fördergelder für den VfB
Fußball: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir hat sich an die Landesregierung gewandt, um die zu gering ausfallende Kompensationszahlung für den Regionalligisten aufzustocken. Die Antwort fiel ernüchternd aus.
Ein Jahr lang hat der VfB Homberg als Aufsteiger in der Fußball-Regionalliga Lehrgeld gezahlt. Viertklassig blieb der Klub von der linken Rheinseite nur, weil der Abstieg wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt wurde. Die zweite Saison läuft aktuell bekanntlich ganz anders. Die Mannschaft von Trainer Sunay Acar ist auf bestem Weg zum Klassenerhalt. Das nötigt Wolfgang Graf, dem zweiten Vorsitzenden des VfB, Respekt ab, denn er weiß, dass die Sportliche Leitung bei diesem Unterfangen viele Nebengeräusche ausblendet, die es sonst enorm erschweren würden. Die wirtschaftliche Seite sieht in Homberg nämlich wenig rosig aus.
Der Grund dafür ist etwas, das ursprünglich einen positiven Effekt haben sollte: das Förderprogramm der NRW-Landesregierung zur Kompensation von Corona-bedingten Einnahmeverlusten. „Wir haben ja weitergespielt, weil uns seitens des Landes zügig signalisiert worden ist, dass der semiprofessionelle Sport unterstützt wird“, so Wolfgang Graf.
Dabei war zunächst nicht klar, wie hoch diese Förderung sein würde. Lediglich bei den vier Aufsteigern vor der aktuellen Saison (SC Wiedenbrück, Rot-Weiß Ahlen, SV Straelen,
FC Wegberg-Beeck) hieß es, diese würde bei ihnen auf Basis der letzten Oberliga-Saison bemessen.
Als dann allerdings Anfang März durch die Landesregierung bekanntgegeben wurde, wie die Bezuschussung konkret ausfallen würde, gab es für die Homberger ein böses Erwachen.
Auch für den VfB sowie den SV Bergisch Gladbach – beides Aufsteiger im Sommer 2019 – wurde als Grundlage der Zuschauerzuspruch der vorherigen Oberliga-Spielzeit herangezogen. Die Konsequenz: weniger als 10.000 Euro Förderung für die Homberger. „Das war ein echter Wirkungstreffer“, sagt Wolfgang Graf. Der VfB-Funktionär wandte sich an den SPD-Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir, der sich der Sache annahm.
Der Politiker aus Homberg schrieb an die NRW-Staatskanzlei und regte dabei an, den „handwerklichen Fehler, der so sicher nicht beabsichtigt war“, mittels einer „pragmatischen Lösung“zu beheben.
Demnach sollten die Aufsteiger eine Art Sockelbetrag erhalten, die sich an der Förderung orientiert, die der zuvor schon der Regionalliga angehörende Verein mit den geringsten Zuschüssen erhält. Die Antwort fiel aber ernüchternd aus. Staatssekretärin Andrea Milz schrieb zurück, dass „spezifische Regelungen, die möglichst alle Sonderfälle abdecken, im Rahmen einer Billigkeitsleistung, die ja schnell helfen soll, nicht berücksichtigt werden“könnten. Die Argumentation, dass Aufsteiger eine Liga höher mehr Zuschauereinnahmen generieren, sei „kein Automatismus“– und „ein Wettbewerbseingriff durch eine unterschiedliche Behandlung der Mitgliedsvereine der vierten Ligen muss vermieden werden“.
Eine Reaktion, die schmerzt – denn den Wettbewerbseingriff nimmt Wolfgang Graf umgekehrt wahr: „Die Fixkosten für den Spielbetrieb sind bei allen Vereinen gleich. Schiedsrichterkosten, Reisekosten, Coronatest-Kosten – da kommt man schon auf rund 50.000 Euro.“Angesichts der wegfallenden Cateringerlöse, die nicht kompensiert werden, ist die Förderung kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Homberger „Vize“resümiert bitter: „Nach 20 Jahren, in denen ich das jetzt mache, bin ich am Ende meiner Kräfte. Duisburg ist leider keine Sportstadt, für uns bleiben hier alle Türen zu.“
Dies dürfe nicht so sein, betont Mahmut Özdemir: „Der VfB ist ein sportlich ehrliches Aushängeschild der Stadt, bei dem nicht mit Millionengeldern jongliert wird.“Dessen Arbeit, gerade auch im Breitensport, werde aber dadurch gefährdet, wenn der Verein die sich nun auftürmenden Verluste vor sich herschieben müsse. Ziel müsse es sein, die Klubs liquide zu halten. Daran arbeitet auch Wolfgang Graf, freilich gleichzeitig mit dem Anliegen, auch in der neuen Saison sportlich konkurrenzfähig bleiben zu wollen. Die Sicherheitsleistung ist beim Verband hinterlegt, der VfB soll auch ein drittes Jahr in der Viertklassigkeit erleben. Wie sich dies aber angesichts der finanziellen Problematik darstellen wird, ist offen. „Ich sage zwar immer, dass Geld keine Tore schießt, aber wir müssen es einfach schaffen, unser Budget zu erhöhen“, so Graf.
Ein wichtiger Aspekt wird dabei auch die Frage sein, ob ab dem Sommer womöglich wieder Publikum ins PCC-Stadion darf. „Ich gehe doch schon davon aus, dass wir bei Impferfolgen ein verändertes Geschehen erwarten dürfen“, sagt der Homberger Funktionär. Ein weiteres Jahr Geisterkulisse bei ähnlicher Minimalförderung wäre wohl kaum darstellbar.
„Nach 20 Jahren, in denen ich das jetzt mache, bin ich am Ende meiner Kräfte“
Wolfgang Graf