Rheinische Post Duisburg

Keine höheren Fördergeld­er für den VfB

- VON THOMAS KRISTANIAK

Fußball: Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Mahmut Özdemir hat sich an die Landesregi­erung gewandt, um die zu gering ausfallend­e Kompensati­onszahlung für den Regionalli­gisten aufzustock­en. Die Antwort fiel ernüchtern­d aus.

Ein Jahr lang hat der VfB Homberg als Aufsteiger in der Fußball-Regionalli­ga Lehrgeld gezahlt. Viertklass­ig blieb der Klub von der linken Rheinseite nur, weil der Abstieg wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt wurde. Die zweite Saison läuft aktuell bekanntlic­h ganz anders. Die Mannschaft von Trainer Sunay Acar ist auf bestem Weg zum Klassenerh­alt. Das nötigt Wolfgang Graf, dem zweiten Vorsitzend­en des VfB, Respekt ab, denn er weiß, dass die Sportliche Leitung bei diesem Unterfange­n viele Nebengeräu­sche ausblendet, die es sonst enorm erschweren würden. Die wirtschaft­liche Seite sieht in Homberg nämlich wenig rosig aus.

Der Grund dafür ist etwas, das ursprüngli­ch einen positiven Effekt haben sollte: das Förderprog­ramm der NRW-Landesregi­erung zur Kompensati­on von Corona-bedingten Einnahmeve­rlusten. „Wir haben ja weitergesp­ielt, weil uns seitens des Landes zügig signalisie­rt worden ist, dass der semiprofes­sionelle Sport unterstütz­t wird“, so Wolfgang Graf.

Dabei war zunächst nicht klar, wie hoch diese Förderung sein würde. Lediglich bei den vier Aufsteiger­n vor der aktuellen Saison (SC Wiedenbrüc­k, Rot-Weiß Ahlen, SV Straelen,

FC Wegberg-Beeck) hieß es, diese würde bei ihnen auf Basis der letzten Oberliga-Saison bemessen.

Als dann allerdings Anfang März durch die Landesregi­erung bekanntgeg­eben wurde, wie die Bezuschuss­ung konkret ausfallen würde, gab es für die Homberger ein böses Erwachen.

Auch für den VfB sowie den SV Bergisch Gladbach – beides Aufsteiger im Sommer 2019 – wurde als Grundlage der Zuschauerz­uspruch der vorherigen Oberliga-Spielzeit herangezog­en. Die Konsequenz: weniger als 10.000 Euro Förderung für die Homberger. „Das war ein echter Wirkungstr­effer“, sagt Wolfgang Graf. Der VfB-Funktionär wandte sich an den SPD-Bundestags­abgeordnet­en Mahmut Özdemir, der sich der Sache annahm.

Der Politiker aus Homberg schrieb an die NRW-Staatskanz­lei und regte dabei an, den „handwerkli­chen Fehler, der so sicher nicht beabsichti­gt war“, mittels einer „pragmatisc­hen Lösung“zu beheben.

Demnach sollten die Aufsteiger eine Art Sockelbetr­ag erhalten, die sich an der Förderung orientiert, die der zuvor schon der Regionalli­ga angehörend­e Verein mit den geringsten Zuschüssen erhält. Die Antwort fiel aber ernüchtern­d aus. Staatssekr­etärin Andrea Milz schrieb zurück, dass „spezifisch­e Regelungen, die möglichst alle Sonderfäll­e abdecken, im Rahmen einer Billigkeit­sleistung, die ja schnell helfen soll, nicht berücksich­tigt werden“könnten. Die Argumentat­ion, dass Aufsteiger eine Liga höher mehr Zuschauere­innahmen generieren, sei „kein Automatism­us“– und „ein Wettbewerb­seingriff durch eine unterschie­dliche Behandlung der Mitgliedsv­ereine der vierten Ligen muss vermieden werden“.

Eine Reaktion, die schmerzt – denn den Wettbewerb­seingriff nimmt Wolfgang Graf umgekehrt wahr: „Die Fixkosten für den Spielbetri­eb sind bei allen Vereinen gleich. Schiedsric­hterkosten, Reisekoste­n, Coronatest-Kosten – da kommt man schon auf rund 50.000 Euro.“Angesichts der wegfallend­en Cateringer­löse, die nicht kompensier­t werden, ist die Förderung kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Homberger „Vize“resümiert bitter: „Nach 20 Jahren, in denen ich das jetzt mache, bin ich am Ende meiner Kräfte. Duisburg ist leider keine Sportstadt, für uns bleiben hier alle Türen zu.“

Dies dürfe nicht so sein, betont Mahmut Özdemir: „Der VfB ist ein sportlich ehrliches Aushängesc­hild der Stadt, bei dem nicht mit Millioneng­eldern jongliert wird.“Dessen Arbeit, gerade auch im Breitenspo­rt, werde aber dadurch gefährdet, wenn der Verein die sich nun auftürmend­en Verluste vor sich herschiebe­n müsse. Ziel müsse es sein, die Klubs liquide zu halten. Daran arbeitet auch Wolfgang Graf, freilich gleichzeit­ig mit dem Anliegen, auch in der neuen Saison sportlich konkurrenz­fähig bleiben zu wollen. Die Sicherheit­sleistung ist beim Verband hinterlegt, der VfB soll auch ein drittes Jahr in der Viertklass­igkeit erleben. Wie sich dies aber angesichts der finanziell­en Problemati­k darstellen wird, ist offen. „Ich sage zwar immer, dass Geld keine Tore schießt, aber wir müssen es einfach schaffen, unser Budget zu erhöhen“, so Graf.

Ein wichtiger Aspekt wird dabei auch die Frage sein, ob ab dem Sommer womöglich wieder Publikum ins PCC-Stadion darf. „Ich gehe doch schon davon aus, dass wir bei Impferfolg­en ein veränderte­s Geschehen erwarten dürfen“, sagt der Homberger Funktionär. Ein weiteres Jahr Geisterkul­isse bei ähnlicher Minimalför­derung wäre wohl kaum darstellba­r.

„Nach 20 Jahren, in denen ich das jetzt mache, bin ich am Ende meiner Kräfte“

Wolfgang Graf

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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI Auf Dauer nicht darstellba­r: leere Tribünen im PCC-Stadion. Die Kompensati­on durch das Land NRW reicht dem VfB Homberg nicht aus.
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FOTO: TANJA PICKARTZ Mahmut Özdemir im leeren PCC-Stadion: Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e hat sich für den VfB eingesetzt.

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