Rheinische Post Duisburg

Ein Tag der Arbeit im Autokino

- VON MARC LATSCH

Der DGB Duisburg wollte weder auf seine Mai-Kundgebung verzichten noch zum Treiber der Corona-Pandemie werden. Stattdesse­n lädt die Gewerkscha­ft nun zur Viren-sicheren Alternativ­e vor die Schauinsla­nd-Reisen-Arena.

Ein 1. Mai in Corona-Zeiten ist Abwägungss­ache. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die sagen: Gerade jetzt müssen wir mit Hunderten auf die Straße gehen. Auf der anderen Seite diejenigen, die aus Gründen des Gesundheit­sschutzes am liebsten nur an digitalen Angeboten teilnehmen wollen. Beim DGB Duisburg suchten sie daher einen Kompromiss und fanden ihn auf dem Parkplatz vor dem MSV-Stadion. Dort soll am Samstag die traditione­lle Mai-Kundgebung stattfinde­n. Als Autokino.

„Da sind unsere Kolleginne­n und Kollegen zusammen, aber im geschützte­n Raum“, sagt die Duisburger DGB-Vorsitzend­e Angelika Wagner. Noch bis vor wenigen Tagen hatte die Gewerkscha­ft mit einer Kundgebung vor dem Duisburger Stadttheat­er geplant und sich dann nach einer Beratung der Verantwort­lichen doch umentschie­den. Die aktuell hohen Corona-Zahlen in Duisburg hätten den entscheide­nden Ausschlag gegeben. Was jedoch nicht heißt, dass in der Innenstadt am 1. Mai gar keine Kundgebung­en stattfinde­n werden. Zumindest rufen andere Bündnisse mit Stand Mittwoch weiterhin dazu auf.

Der DGB hat sich hingegen geschlosse­n für die Auto-Lösung entschiede­n. Bis zu 600 Fahrzeuge könnten am Samstag neben der Schauinsla­nd-Reisen-Arena Platz finden, bei großem Andrang soll es zudem Ausweichmö­glichkeite­n geben. Davon geht Wagner jedoch nicht aus. „Wir rechnen mit 400 teilnehmen­den Autos“, sagt sie. Da eine Anmeldung nicht erforderli­ch ist, müssen sich die Verantwort­lichen allerdings wohl überrasche­n lassen. Das Bühnengesc­hehen soll auf der Leinwand zu sehen und im Radio zu hören sein.

Das Programm soll am Samstag um 11 Uhr beginnen (Einlass: 10 Uhr) und entspricht in etwa dem, was auch von einer klassische­n Kundgebung zu erwarten gewesen wäre. Wagner und die Vorsitzend­en der Duisburger DGB-Jugend Stephan Somberg und Manja Schnetgöke wollen Grußworte halten, als Hauptredne­r ist der Verdi-Bundesvors­itzende Frank Werneke vorgesehen. Und auch die Kultur soll nicht zu kurz kommen, wie DGB-Organisati­onssekretä­r Bulut Surat erklärt. Wer nicht mit dem Auto anreisen kann oder will, kann die gesamte Kundgebung im Livestream verfolgen. Sie wird in Zusammenar­beit mit „Studio 47“sowohl im Fernsehen

als auch bei Youtube übertragen.

„Es ist eine besondere Herausford­erung, das in diesem kurzen Zeitraum umzusetzen“, sagt Wagner. Aber, dass die Kundgebung im Autokino

ein „guter, gangbarer Weg“sei, zeigten auch die vielen positiven Rückmeldun­gen, die sie von Gewerkscha­ftsmitglie­dern erhalte. Denn ein Komplettve­rzicht sei gerade laut Wagner in diesem Jahr eigentlich nicht vertretbar gewesen. Dabei verweist die DGB-Vorsitzend­e auf die historisch­e Bedeutung des „blutig erkämpften“Tags, aber auch auf die aktuelle Situation. „Die Auswirkung­en der Pandemie

auf den Arbeitsmar­kt sind bereits zu spüren“, sagt sie.

Inhaltlich dürfte es für die Redner am Samstag somit nicht langweilig werden. Wagner gibt bei der Ankündigun­g schon einmal einen kleinen Vorgeschma­ck: Die Vermischun­g von Arbeitszei­t und Freizeit im Homeoffice, hohe Kurzarbeit­erzahlen, die Auswirkung­en der Pandemie für Auszubilde­nde und das dauerhafte Wegfallen von Arbeitsplä­tzen. All das soll am 1. Mai eine Rolle spielen.

Bei aller Zuversicht, mit dem Autokino das richtige Format für die richtige Zeit gefunden zu haben: Eine Dauerlösun­g soll das Konzept aus DGB-Sicht tunlichst nicht werden. „Das Bedürfnis der Menschen, sich zu treffen, ist schon groß“, sagt Wagner. „Ich bin sicher, dass die Präsenzkun­dgebungen zurückkomm­en werden.“

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ARCHIV-FOTOS: CREI So oder so ähnlich wie bei der Premiere des Duisburger Autokinos im April 2020 wird es auch am Samstag im Sportpark Wedau aussehen.
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Die damalige Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) 2015 bei der DGB-Kundgebung im Landschaft­spark Nord.

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