4900 Corona-Einsätze für die Polizei
Die Polizei Duisburg hat mit 183.264 Einsätzen im Jahr 2020 trotz Corona-Lockdown mehr zu tun gehabt als im Vorjahr. 3285 Mal öfter als im Vorjahr rückten die Ordnungskräfte aus, was einer Steigerung von 1,8 Prozent entspricht.
(mtm) Rund 4900 Einsätze standen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Ob Quarantäne-Überwachungen, das Auflösen von Partys oder Maskenkontrollen – die Maßnahmen waren vielfältig. „Leider mussten wir nach der jährlichen Kräftezuweisung in allen Direktionen mit weniger Polizisten auskommen als vorher. Mit der Pandemie standen die Einsatzkräfte vor neuen Herausforderungen“, so Polizeipräsidentin Elke Bartels. „In manchen Lagen ist es schlichtweg unmöglich Distanz zu halten. Damit steigt das Risiko, sich selbst, seine Arbeitskollegen und Familien anzustecken.
Bei 403 Einsätzen unter dem Stichwort „Gewalt gegen Polizisten“verletzten sich im vergangenen Jahr 109 Polizisten leicht und drei schwer (2019: insgesamt 80). Rechnerisch hat sich im Duisburger Stadtgebiet jeden dritten Tag ein Polizeibeamter im Dienst verletzt.
Im Schnitt gingen pro Tag 420 Anrufe über die Notrufnummer 110 bei der Leitstelle in Duisburg ein. Mit einer Gesamtzahl von 153.386 sind das 2223 Notrufe mehr als im Jahr 2019. Daraus ergaben sich 60.733 Einsätze. Zu den Notrufen kommen noch 96.452 Anrufe (2019: 97.097), die die Leitstelle über die Vermittlung oder das Hinweistelefon für Bürger erreichten.
Das Spektrum der Einsätze für die Polizisten der Direktion Gefahrenabwehr umfasst Raubdelikte, Einbrüche, Verkehrsunfallaufnahmen, Hilfeersuchen, Familienstreitigkeiten, Demonstrationen, Alarmauslösungen oder auch die Suche nach Vermissten. Statistisch suchte die Polizei 2020 nach etwa vier Vermissten pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Gesamtzahl von 1547 Fällen ein Rückgang von 485 zu verzeichnen. Unter den Vermissten waren Kinder, die nicht pünktlich nach Hause kamen, Menschen, die von einem Alten- oder Pflegeheim vermisst gemeldet wurden oder auch Personen, die ihren Suizid angekündigt hatten. Bei der Suche setzen die Einsatzkräfte oftmals Personenspürhunde ein. So fahndeten Polizisten Ende November 2020 im Bereich des Hafenbeckens in Walsum nach einem Mann, der bei einer Bekannten seinen Suizid angedroht hatte. Diensthund Flynn schnupperte an einem zur Verfügung gestellten Schuh des Vermissten und nahm die Witterung auf. Der Schäferhund führte die Beamten zu einer eingezäunten Grünfläche. Am Ufer des Hafenbeckens fand der sechs Jahre alte Rüde den unversehrten Gesuchten.
Insgesamt leisteten die Diensthundeführer etwa 20.000 Einsatzstunden und damit rund 1000 mehr als im Vorjahr. Ob bei Demonstrationen, Fußballspielen oder im täglichen Dienst – der Einsatzwert eines Diensthundes hat für die Polizei eine große Bedeutung. Die 15 Duisburger Vierbeiner können zudem Banknoten, Drogen oder Sprengstoff aufspüren.
Seit 2015 geht die Duisburger Polizei gezielt gegen Clankriminalität vor. Die Zahl der Schwerpunkteinsätze ist 2020 von 153 auf 64 gesunken. „Die Lokale, die wir sonst im Visier hatten, waren zeitweise wegen der Lockdowns geschlossen. Wir haben uns trotzdem auf das Klientel konzentriert und setzen unsere Null-Toleranz-Strategie fort“, sagt Elke Bartels und verweist auf den Großeinsatz im August 2020. Mehrere Hundert Polizeibeamte, die Staatsanwaltschaft, das Hauptzollamt, die Steuerfahndung Essen sowie die Vollstreckungsbehörde und das Ordnungsamt kontrollierten an 25 Orten unterschiedliche Betriebe.
NRW-Innenminister Herbert Reul und Elke Bartels machten sich bei der Durchsuchung eines Wettbüros an der Weseler Straße in Marxloh selbst ein Bild. An diesem Tag wurden Bargeld in Höhe von über 34.000 Euro, 19 Spielautomaten sowie drei Kilogramm Shisha-Tabak sichergestellt. Am Ende gab es 13 Strafanzeigen, unter anderem wegen illegalem Glücksspiel und Steuerhinterziehung. Wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung und das Waffengesetz. Elf Ladenlokale wurden geschlossen.
Charakteristisch für Tumultlagen sind Situationen, in denen die eingesetzten Kräfte durch größere Gruppen bedrängt oder umringt werden. Oft werden Videos und Fotos gemacht, die in sozialen Medien verbreitet werden. Im Mai hatte eine Streifenwagenbesatzung am Pollmannkreuz in Marxloh einen Mann erkannt, gegen den ein Haftbefehl wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung bestand. Der 18-Jährige flüchtete in ein Haus an der Kaiser-Friedrich-Straße. Dort konnte er jedoch von den Beamten festgehalten werden. In kurzer Zeit versammelten sich rund 30 Angehörige des Verdächtigen im Hausflur und auf der Straße, schrien lautstark, filmten und versuchten, die Festnahme zu verhindern. Mit Unterstützungskräften gelang es, die Menschen in Richtung Pollmannkreuzung abzudrängen und die Festnahme durchzusetzen. Zwei Tage später führte die Vollstreckung eines Haftbefehls auf der Kaiser-Wilhelm-Straße erneut zu einem Großeinsatz. Auch hier sammelten sich etwa 200 Menschen auf der Straße. Nur mit Unterstützung zahlreicher Kräfte und der Androhung von Pfefferspray konnte der Festgenommene zum Streifenwagen gebracht werden.
Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen hat die Polizei zehn Prozent mehr Anmeldungen für Versammlungen unter freien Himmel erhalten als im Vorjahr. Insgesamt waren 307 (2019: 282) solcher Veranstaltungen zu bewältigen. Themenschwerpunkte der Versammlungen waren die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, aber auch Klimawandel, Themen mit lokaler Bedeutung oder auch kriegerische Auseinandersetzungen im Ausland. Bei den Kundgebungen von Pegida im September und November gab es zahlreiche Gegenproteste, so dass die Polizei viel zu tun hatte.
Bereitschaftspolizeihundertschaften schützen Demonstrationen oder Fußballspiele und treffen Maßnahmen bei Razzien. Der Anteil der Stunden, die die Einsatzkräfte der Duisburger BPH innerhalb der Stadt leisteten, ist im Vergleich zum Vorjahr von 72.510 auf 20.000 gesunken. Die Einsatzzeiten außerhalb Duisburgs sanken von 73.000 auf 64.000 Personalstunden. Ausgebliebene Fußballspiele, Zuschauerverbote und ausgefallene Großveranstaltungen führten zu diesen Rückgängen. Die Hundertschaftskräfte waren im Jahr 2020 landes- und bundesweit häufig zur Überwachung der Regelungen zur Pandemie im Einsatz.
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