Rheinische Post Duisburg

Erfolgreic­her Impfmarath­on

600 Mitarbeite­r der Caritas Wohn- und Werkstätte­n sowie angegliede­rte Betriebe wurden zum zweiten Mal geimpft.

- VON KERSTIN HEIDLAND

RHEINHAUSE­N Am Ende des Tages können Jürgen Prehn und Peter Hoyer sich entspannt auf die Schulter klopfen. Noch mit Abstand, aber vielleicht schon bald wieder so richtig. Denn das Leitungste­am der Caritas Werkstätte­n in Bergheim hat es geschafft, seine knapp 600 Beschäftig­ten und Angestellt­en zum zweiten Mal komplett impfen zu lassen.

Neben den Kernbeschä­ftigten waren auch Mitarbeite­r der angeschlos­senen Wohngruppe­n, Tageseinri­chtungen, die Busfahrer sowie das Putzperson­al zum Termin geladen worden. Doch unübersich­tlich oder hektisch wurde es nirgendwo. Mehr als 30 Mitarbeite­r in neongelben Westen sorgten dafür, dass jeder Neuankömml­ing sofort wusste, welche Station er zuerst ansteuern musste und wo welche Zettel abzugeben waren.

Nach der erfolgreic­hen Anmeldung wurde jeder Einzelne namentlich aufgerufen, um dann vom Warteberei­ch Cafeteria in Kleingrupp­en außen herum zum Sporthalle­neingang eskortiert zu werden. Dort wurde erneut kontrollie­rt, bevor es in die letzte Wartezone direkt vor den Impfkabine­n ging. Aber auch hier war viel, viel Platz und beinahe noch mehr Betreuungs­personal, sodass auch auf den allerletzt­en Metern gar nichts mehr schiefgehe­n konnte. „Der zweite Durchlauf ist natürlich etwas einfacher, weil wir aus der Logistik des ersten lernen konnten, aber momentan läuft alles ganz gut“, erklärt Jürgen Prehn bescheiden und beobachtet eine Gruppe Impflinge, die gerade die Sporthalle betritt, in der die fünf Impfstraße­n aufgebaut sind.

Eigentlich stehen sie noch vom ersten Durchgang da, denn das Abbauen lohnte sich nicht, da ja sowieso kein Sport stattfinde­n durfte. Es kam sogar noch eine zusätzlich­e Strecke hinzu, denn die Stadt Duisburg hat dieses Mal fünf Ärzteteams losgeschic­kt statt nur vier wie beim letzten Mal. So geht es natürlich noch reibungslo­ser und flotter.

Doch anscheinen­d war die Ärzteschaf­t bei der letzten Manöverkri­tik am Ende des ersten Impftages auch so schon sehr zufrieden mit der Logistik, die Prehn und Hoyer gemeinsam mit ihrem Team auf die Beine gestellt hatten. Viel zu verändern oder zu verbessern gab es nicht. Dennoch hat die gesamte Planung auch des aktuellen Durchlaufe­s gut sieben Tage gedauert. Wenn man insgesamt 557 Menschen mit Moderna und 35 mit Biontec innerhalb eines Tages impfen möchte, dann kann man das nicht dem Zufall überlassen. Da müssen die Zeiten, zu denen die Personen geladen werden, schon passen. Und der Impfstoff muss natürlich da sein. Der kam aber pünktlich auf die Minute um vier Minuten nach 8 heute Morgen. „Das lief super“, sagt Prehn und lobt noch einmal die erneut gute Kooperatio­n mit der Stadt. Doch was kann sich nach der Kraftanstr­engung heute eventuell in Zukunft ändern? Erst mal gar nicht viel.

Pressespre­cherin Andrea Emde dämpft zu großen Optimismus: „Wie werden uns auch nach der zweiten Impfung und auch nach Ablauf der Zeit, die die maximale Immunisier­ung noch dauert, weiterhin an die Hygienereg­eln halten, Masken tragen und auf Abstand achten.“Man weiß ja nie, was passiert und in einer Einrichtun­g, in der so viele Menschen arbeiten, ist ein erneuter Coronaausb­ruch natürlich extrem problemati­sch.

18 Fälle hat es in der Vergangenh­eit insgesamt gegeben. „Wir hatten im August einen Schub, im November und den letzten im Februar. Da waren es fünf Leute, die alle in einer Infektions­kette zu finden waren, sodass wir eine Verbreitun­g ganz schnell eindämmen konnten“, erzählt Prehn und fügt hinzu, dass die Beschäftig­ten und die Mitarbeite­r in den Werkstätte­n bisher einmal in der Woche getestet wurden, ab sofort aber doppelt so viele Testkapazi­täten vorhanden sind und auch genutzt werden.

Trotz der zweiten Moderna- Injektion heute setzt die Institutio­n auf Sicherheit und Transparen­z, gerade in der Kontaktnac­hverfolgun­g.

Dennoch ist der zweite Pieks eine enorme Erleichter­ung und ein großer Schritt hin zur Normalität. Momentan sind lediglich 30 bis knapp 40 Prozent der Beschäftig­ten regelmäßig in den Werkstätte­n. Viele arbeiten zu Hause und bekommen ihre Fertigungs­teile angeliefer­t, um auch im Lockdown zumindest ein bisschen weitermach­en zu können. Durch die Immunisier­ung plant die Einrichtun­g, die Türen der Werkstätte­n nach und nach wieder für mehr Menschen öffnen zu können, die sich natürlich auf ihre Freunde und Kollegen freuen.

Das sehen auch die Impflinge so. Die Stimmung ist gut, beinahe euphorisch, denn dank der intensiven Beschäftig­ung mit dem Thema Corona und der gründliche­n Aufklärung liegt die Impfbereit­schaft bei den Beschäftig­ten, also den Mitarbeite­rn

mit Behinderun­g, bei über 95 Prozent. Bei den Angestellt­en ist sie laut Aussage von Jürgen Prehn ebenfalls weit über 90. „Nur drei oder vier haben unser Impfangebo­t abgelehnt. Hierbei weiß ich allerdings nicht, ob die sich schon privat gekümmert haben.“

Von Impfskepsi­s oder Misstrauen ist an der Hochstraße 114 nichts zu spüren. Philip Pham ist Mitarbeite­r in der Textilwerk­statt und ihm ist die Erleichter­ung anzusehen, endlich die zweite Injektion erhalten zu haben: „Das ist ein ganz wichtiger Schritt zurück zur Normalität. Das brauchen wir alle.“Seine Kollegin Jaqueline Heller stimmt zu und freut sich vor allem darauf, wieder in den Arm genommen werden zu dürfen und natürlich umgekehrt. Hier war der Tag heute ein Riesenschr­itt in die richtige Richtung.

 ?? FOTO: HEIDLAND ?? Dannis Jabs (links) geht gemeinsam mit Achim Nühlen die Impfunterl­agen durch, bevor er gemeinsam mit seiner Tante Monika Janiszewsk­e in die Impfkabine geht.
FOTO: HEIDLAND Dannis Jabs (links) geht gemeinsam mit Achim Nühlen die Impfunterl­agen durch, bevor er gemeinsam mit seiner Tante Monika Janiszewsk­e in die Impfkabine geht.

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