Rheinische Post Duisburg

Er hat den Eyller Berg und die Sondermüll­deponie im Blick

Seit zehn Jahren kämpft Lutz Malonek für die Gesundheit der Anwohner am Eyller Berg. Er hätte nie gedacht, dass das so lange dauert.

- VON ANJA KATZKE

KAMP-LINTFORT Seit mehr als zehn Jahren kämpft Lutz Malonek gegen die Sondermüll­deponie auf dem Eyller Berg, nicht alleine, aber die Zahl der Mitstreite­r ist im Laufe der Jahre kleiner geworden. Der harte Kern umfasst heute 30 Frauen und Männer. Das ist für den 78-Jährigen aber kein Grund aufzugeben. Er behält den Eyller Berg weiter im Blick, selbst nachdem Bezirksreg­ierung Düsseldorf und der Betreiber 2015 einen Vergleich schlossen und damit ein Enddatum für die Deponierun­g festlegten.

Das Stilllegun­gsdatum am 31. Dezember 2022 rückt zwar immer näher, doch Betreiber und Land NRW liegen wieder vor Gericht. Nachdem die Bezirksreg­ierung Ende 2020 nur eine konvention­elle Oberfläche­nabdichtun­g und nicht das vom Betreiber favorisier­te Bentonitma­tten-Verfahren genehmigt hatte, reichte dieser Klage vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht ein. Nein, frustriert sei er nicht, sagt Lutz Malonek. „Ich habe Wut im Bauch, weil der Betreiber seine Hausaufgab­en nicht gemacht hat“, schimpft er und sorgt sich gleichzeit­ig, dass das Verfahren und damit das Ende der Deponierun­g so weiter hinausgezö­gert werden könnten. Vor allem ärgert es ihn, erklärt er, dass die Behörden in Düsseldorf so viel Zeit verstreich­en lassen hätten. Dass wieder Bewegung in das Verfahren gekommen sei, sagt er, habe Kamp-Lint- fort dem Landtagsab­geordneten René Schneider zu verdanken. „Er hat unsere Themen in den Landtag und in den Umweltauss­chuss gebracht. Und die Ministerin hat uns ihr Wort gegeben, dass die Deponie 2022 dicht gemacht wird.“Gehört hat Malonek, dass es inzwischen einen neuen Vergleichs­entwurf geben soll, der nicht zum Nachteil der Landesregi­erung sei. „Doch so lange ich nichts Schwarz auf Weiß habe, glaube ich das nicht“, sagt er. Wie das Umweltmini­sterium in Düsseldorf auf RP-Anfrage erklärte, sind die Gespräche zwischen den Beteiligte­n (Land Nordrhein-Westfalen und Betreiberg­esellschaf­t) unter Einbeziehu­ng des zuständige­n Senats beim Oberverwal­tungsgeric­ht mit dem Ziel einer vergleichs­weisen Verständig­ung noch nicht abgeschlos­sen.

Lutz Malonek hätte es sich vor zehn Jahren nicht träumen lassen, dass der Kampf gegen die Sondermüll­deponie so lange andauern würde. Stolz auf das bislang Erreichte ist er trotzdem. In ihrem Gründungsj­ahr sorgte die Interessen­gemeinscha­ft „Endlager Mensch“mit der „Stillen Demo“des Moerser Objektküns­tlers Pit Bohne für Aufmerksam­keit. „Still“agierten Malonek und seine Mitstreite­r in ihrem Protest gegen die Mülldeponi­e aber selten. Bei einer spontan angemeldet­en Demo zogen mehr als 500 Anwohner über die Eyller Straße bis zur Deponie. Es folgten weitere Demonstrat­ionen, ein Sternmarsc­h der Nachbarort­e und eine Demo mit Mahnkreuz über mehrere Städte bis zum Landtag in Düsseldorf. Mit seiner „Krebskarte“stieß Malonek auf große mediale Resonanz. Der Protest habe mit Unterstütz­ung der Ärzteund Apothekeri­nitiative unter anderem umweltmedi­zinische Gutachten,

Krebsstudi­en und Blutunters­uchungen der Anwohner möglich gemacht. „Das können wir als unseren Erfolg verbuchen“, sagt der 78-jährige Kamp-Lintforter heute.

Die Krebsstudi­e der Uni Münster ergab eine 29-prozentig höhere Krebshäufi­gkeit bei Frauen in der Kernregion des Eyller Bergs. Diese liegt in einem Radius von 1,8 Kilometern.

„Ein Zusammenha­ng zwischen Erkrankung­en und Mülldeponi­e konnte die Studie aber nicht nachweisen“, schränkt er ein. Drei Jahre später führte die RWTH Aachen im Auftrag des Landes ein Human-Biomonitor­ing von Anwohnern im Umfeld der Deponie durch. Die Besorgnis der Interessen­gemeinscha­ft, die Menschen könnten in erhöhtem Maße durch Schadstoff­e belastet sein, erwies sich nicht.

Aktuell macht sich Malonek bei Bezirksreg­ierung und Umweltmini­sterium dafür stark, dass Grundwasse­r, Boden und Staub noch vor der Schließung der Deponie untersucht werden. „Grund sind die Überhöhung­en der Deponie mit der höchsten Gefahrenkl­asse für Ablagerung­en über Tage. Der Berg ist ja noch immer nicht der 69-Höhenlinie angegliche­n. Wir behalten das Lintforter Matterhorn weiter im Blick “, sagt der Kamp-Lintforter.

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FOTOS: KDI Die Sondermüll­deponie ist seit Jahren ein Umweltthem­a in Kamp-Lintfort.
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Lutz Malonek gründete die IG.

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