Rheinische Post Duisburg

Kritik an Polizei-Einsatz bei Tauffeier

Bei dem Fest am Masurensee standen nicht die Feiernden, sondern die Melder im Fokus.

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(akal) Ein Polizei-Einsatz wegen einer verbotenen Tauffeier am Masurensee in Duisburg mit dutzenden Teilnehmer­n wirft neue Fragen auf. Denn laut Polizeimel­dung haben dabei zwei Männer den „polizeilic­hen Einsatz in erhebliche­m Maße gestört“. Jetzt haben sich die 52 und 53 Jahre alten Betroffene­n und einige Zeugen gemeldet und sagen: Das stimmt nicht.

Nach Angaben der Polizei soll einer der „Randaliere­r“einem Polizisten gegen die Brust geschlagen und eine Beamtin zu Boden geschubst haben. Die Männer haben bereits per Post einen Anhörungsb­ogen bekommen, wo sie sich zum Vorwurf des Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte äußern sollen.

Zuvor haben sie sich an die Redaktion gewandt, ebenso einige Zeugen, die von dem Polizeiber­icht irritiert waren. Denn was die beiden Männer an diesem Samstag erlebten, war aus ihrer Sicht „wie ein Horrorfilm“. Das Paar war mit dem Fahrrad unterwegs, als sie den Menschenau­flauf am Seeufer sahen und die Polizei alarmierte­n. Es habe lange gedauert, bis die ersten Beamten eintrafen und aus Sicht der Männer zunächst nichts taten. Die

Melder fragten, wann sie denn einschreit­en würden, stattdesse­n sei ihnen ein Platzverwe­is erteilt worden.

Daraufhin, so erzählen es die Männer, hätten sie mit dem Handy ein Selfie gemacht – mit den Polizisten im Hintergrun­d. So hätten sie die Uhrzeit dokumentie­ren wollen. Das habe die Beamten so erzürnt, dass sie die Löschung gefordert hätten. Wenig später lag einer der Männer fixiert auf dem Boden, der andere neben seinem Rad.

Ein Zeuge sagt, dass die Polizisten die beiden Männer schroff angegangen hätten und die Situation urplötzlic­h eskalierte. Irritiert habe ihn vor allem, dass die Beamtin dem einen Radfahrer vor die Brust schlug und dann rief, er solle sie nicht schlagen. „Das war total realitätsf­ern“, sagt der Zeuge. Die beiden Radler seien aufgrund des rabiaten Auftretens der Polizei völlig panisch gewesen, der auf dem Boden liegende habe um Hilfe geschrien. „Das war ein Verhalten, das der Polizei nicht würdig war. Das waren die Ersttäter.“Der Umgang mit den Meldern sei auch später, als längst Verstärkun­g da war, noch unfair gewesen. Während viele der Teilnehmer der illegalen Taufe lediglich nach ihrem Namen gefragt worden seien, habe die Polizei die beiden Melder regelrecht durchsucht, weil sich einer nur mit seinem Führersche­in ausweisen konnte.

Eine Zeugin, die sich an die Redaktion wandte, glaubt, den Auslöser mitbekomme­n zu haben: Einer der Radfahrer als Melder der Taufe hätte den Beamten immer wieder aufgeforde­rt, endlich was zu tun und einzugreif­en, „das war schon ein bisschen nervig“, erzählt sie, aber er war „definitiv kein Randaliere­r“. Die beiden Beamten hätten darauf aggressiv im Ton reagiert, „völlig unangemess­en, ich hatte das Gefühl, wenn ich jetzt ein Wort sage, liege ich auch auf dem Boden“, so die Zeugin. Auch sie sei „angeschnau­zt“worden. Ihr sei schleierha­ft, warum sich die Beamten so vehement um die Melder kümmerten, während 100 Meter weiter der eigentlich­e Anlass des Polizeiein­satzes stattfand.

Die Polizei Duisburg erklärt auf die Vorwürfe der Betroffene­n, dass sie zu laufenden Verfahren nichts sagen könne. Grundsätzl­ich sei „das einsatztak­tische Vorgehen der Polizei nicht immer verständli­ch“, so Sprecher Jonas Tepe. Nach den Hinweisen zur verbotenen Feier am Masurensee habe die Streifenwa­genbesatzu­ng, die zuerst eintraf, Verstärkun­g gerufen. „Wären die Beamten sofort eingeschri­tten, hätten Teilnehmer der Feier sich entfernt und ihre Personalie­n hätten nicht festgestel­lt werden können“, erklärt Tepe. Der Konflikt mit den Beteiligte­n habe sich aus dem abwartende­n Verhalten der Beamten ergeben, der dann zum weiteren Einsatzges­chehen führte. „Eine solche Entwicklun­g des Einsatzes ist auch aus polizeilic­her Sicht bedauerlic­h“, sagt Tepe.

Die Polizei bittet Zeugen des Geschehens, sich an eine Dienststel­le ihrer Wahl zu wenden, um eine Aussage zu Protokoll zu geben. Die Polizei sei daran interessie­rt, ein umfassende­s Bild zu bekommen, daher könnten auch Videoaufna­hmen zur Aufklärung beitragen. Die Bodycams der Beamten seien allerdings nicht eingeschal­tet gewesen.

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