Lebemann des 18. Jahrhunderts
Auch ein Jugendsinfonieorchester nimmt sich bisweilen die dicken Dinger des Repertoires vor, an ihnen können gerade junge Leute nur wachsen, können an Erfahrung und Begeisterung für die Sache gewinnen. Es muss ja nicht immer so klingen wie bei den Wiener Philharmonikern. Das Jugendsinfonieorchester der Tonhalle unter Ernst von Marschall spielt nun am Himmelfahrtstag, 13. Mai, um 18 Uhr wieder einmal eine Beethoven-Sinfonie, und zwar die Sechste in F-Dur, die „Pastorale“. Dieses Werk von Beethoven fehlte dem Orchester noch in der Sammlung. Zuvor erklingen Kompositionen von Samuel Scheidt für Blechbläserquintett sowie die „Maurische Trauermusik“c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Konzert wird per Livestream auf der Internetseite der Tonhalle (www. tonhalle.de) übertragen. w.g.
Pop Roisin Murphy werden die meisten wahrscheinlich noch als eine Hälfte des Electronic- und Dance-Duos Moloko kennen. Die Gruppe hatte 1998 den Hit „Sing It Back“, der auch heute noch großartig klingt. Ebenso übrigens wie „The Time is Now“, „Familiar Feeling“und „Forever More“. Sollte man alles ruhig mal wieder hören. Das aktuelle Soloalbum der 47 Jahre alten Irin erschien im vergangenen Jahr, es heißt „Roisin Machine“, bietet flamboyante Tanzmusik für Clubnächte und Küchenpartys und ist großartig. Im Nachklang zu der Veröffentlichung versorgte Murphy Fans in kurzen Abständen mit diversen Remixes der einzelnen Stücke. Was bei vielen Künstlern wie ein überflüssiger Nachklang oder Bonus-Futter für die Streamingdienste wirkt, ist bei Murphy indes immer eine Erweiterung: Jeder Remix macht deutlich, welches große Potenzial im Ausgangsmaterial steckt und dass die Version auf dem regulären Album doch eigentlich nur die größtmögliche Schnittmenge mit dem Gros der Hörer bietet.
Nun gibt es auch noch eine überarbeitete Version des kompletten Albums, sie heißt „Crooked Machine“,
Literatur Tagebuch schreiben erlebt in Zeiten der Pandemie eine Renaissance. Und tatsächlich gibt es kaum etwas Unmittelbareres als Aufzeichnungen, die aus einem persönlichen Blickwinkel entstanden sind. Solche Betrachtungen mögen nicht objektiv sein. Aber sie sind immer authentisch – der Versuch, zu sich selbst zu führen. Je länger die Zeit zurückliegt, in denen sie geschrieben wurden, desto stärker wirken sie als Zeugnisse dafür, wie Menschen schon damals empfunden haben, wenn sie mit Herausforderungen kämpften, die unseren nicht unähnlich sind. Ein tolles Zeugnis über das England des 18. Jahrhunderts liefert das „Journal“von James Boswell, spannend, überraschend aktuell, faszinierend im Detail. Der schottische Schriftsteller und Rechtsanwalt lebte von 1740 bis 1795. Ein Mann mit großer Bildung, der zugleich seine Schwächen – Alkohol, Spielsucht, Liebeleien – nicht verschweigt. bew
Mit Roisin Murphy auf den Dancefloor
und sie hat mit dem Ausgangsmaterial im Grunde nur noch gemein, dass der Geist von Roisin Murphy ständig präsent ist. Produziert wurden die neuen Stücke, die sich organisch aneinanderschmiegen und wie ein einziges langes Stück anmuten, von Richard Barratt alias Crooked Man. Er gehörte zum Produzenten-Team Sweet Exorcist und arbeitet seit den 90ern immer mal wieder mit Roisin Murphy zusammen.
Barratt führt die Originale auf die Tanzfläche, macht House-Tracks aus ihnen. Die Stimme von Murphy ist zwar nicht mehr der Mittelpunkt, aber Murphy selbst ist doch total gegenwärtig. Der Hit „Simulation“heißt nach der Überarbeitung nun „Assimilation“, und er macht neuerlich Lust auf eine Zeit nach Corona. Eine tolle Platte jedenfalls, die nicht wie ein Aufguss anmutet. Sondern wie ein sehr willkommenes Update.
Philipp Holstein