Ein Zeichen der Solidarität
Am Wochenende leuchtete der Förderturm von Schacht IV blau-violett. Die Farbe steht weltweit für den Kampf gegen die Huntington-Krankheit. Gleichzeitig wurde damit des Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht.
MOERS Drei Nächte lang war der Förderturm der ehemaligen Moerser Schachtanlage Rheinpreußen IV an diesem Wochenende von jeweils 22 bis 1 Uhr blau-violett angestrahlt. Ähnliche Beleuchtungsaktionen finden in diesem Monat auch in zahlreichen anderen deutschen Städten statt. Sie sollen auf die unheilbare neurologische Erbkrankheit Huntington aufmerksam machen und dabei helfen, weitere der bisher zehntausend bekannten Betroffenen in Deutschland zu finden und sie und ihre Angehörigen miteinander zu vernetzen.
„Schade, dass die Aktion hier wegen der derzeitigen Ausgangssperre nur von wenigen Menschen gesehen werden kann. Wichtig ist aber, dass die Öffentlichkeit überhaupt Kenntnis von der Sache nimmt“, sagt Frank Liebert, der Vorsitzende des Moerser Vereins „100 Jahre Kolonie Meerbeck“. Sein Verein hat die Moerser Beleuchtungsaktion organisiert. Als die Hunting-Hilfe vor zwei Monaten an ihn und seine Freunde heran getreten war, hatten alle Beteiligten noch auf eine baldige Lockerung der staatlichen Notbremse-Maßnahmen gehofft. Dabei sei, so Frank Liebert, ursprünglich die weithin sichtbare Geleucht-Landmarke auf der Halde Rheinpreußen als Illuminationsort ausgewählt worden. Das habe dann aber nicht geklappt, weil deren roter Anstrich das blauviolette Licht der Aktion nicht wiedergegeben konnte.
Die blau-violette Farbe steht weltweit für den Kampf gegen die Huntington-Krankheit. So war man auf den Förderturm von Schacht IV ausgewichen, mit dessen Beleuchtung man in den vergangenen Jahren bereits zu den Veranstaltungen der Ruhrgebiets-Kulturreihe „Extraschicht“beigetragen hatte.
Huntigton ist eine mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit vererbbare Nervenkrankheit. Sie tritt meist im Alter zwischen 30 und 50 Jahren ein und ist mit zunächst nur unmerklichen, später dann aber immer deutlicher werdenden Symptomen wie Bewegungs-, Sprach- und Denkeinschränkungen
verbunden. Vor allem die verwaschene Sprache wird oft als Trunkenheit missgedeutet.
Das und die bisweilen erst sehr spät erkannte Krankheit führen nicht nur für die Betroffenen selber, sondern auch für ihre Familienangehörigen oft zu gesellschaftlicher Ausgrenzung. Viele verschweigen deswegen nach außen bereits vorhandene Fälle in ihrer Familie.
Mit der zunächst in Kanada begonnenen und seit 2017 jetzt auch alljährlich in Deutschland durchgeführten Beleuchtungsaktion möchte die Huntingon-Hilfe diesen Ängsten entgegenwirken und eine gewisse Öffentlichkeit schaffen.
Gleichzeitig sollte mit der Aktion in Moers an diesem Wochenende aber auch an den Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 und an die tausenden von geistig, seelisch und körperlich Behinderten, die während der Naziherrschaft in deutschen Konzentrationslagern ermordet oder bei unmenschlichen medinzinischen
Versuchen ums Leben gebracht wurden, erinnert werden.
Die Hauptaufgabe des vor gut 50 Jahren in Deutschland gegründeten Selbsthilfevereins besteht jedoch hauptsächlich darin, die Interessen der von der Huntington-Krankheit Betroffenen und ihrer Familien gegenüber Politik und Organisationen zu vertreten, Treffen mit Gleichgesinnten zu organisieren und über entsprechende neue medizinische Forschungsergebnisse zu informieren.