Rheinische Post Duisburg

„Fisch Wilken“muss schließen

Inhaber Peter Hornbach: „Ich habe jetzt ein Jahr lang draufgezah­lt – das tut weh.“

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(F.P.) Der beliebte Imbiss „Fisch Wilken“schließt zum Monatsende seine Pforten. Damit geht der Duisburger Innenstadt ein weiteres Traditions­geschäft verloren. Den Namen „Fisch Wilken“gibt es seit rund 70 Jahren. In den nächsten Tagen startet der Räumungsve­rkauf. Die Klassiker der Speisekart­e, Backfisch und Matjesbröt­chen, soll es noch bis Ende Mai geben.

„Ich habe jetzt ein Jahr draufgezah­lt. Das tut weh“, erklärt Inhaber Peter Hornbach, der vor vier Jahren das Geschäft von Stefan Wilken übernommen hat. Die Gründe sind vielschich­tig. Wegen Corona sitzen viele Duisburger nicht mehr in den umliegende­n Büros, sondern zu Hause. „Die Stadt ist eine Geistersta­dt. Es ist ja kaum noch etwas geöffnet und die Leute haben keine Lust, einen Test zu machen, um durch die City zu bummeln. Die Leute strafen mit so einem Verhalten aber nicht die Regierung, sondern uns.“Die Laufkundsc­haft, die sich zwischendu­rch bei ihm mit einem Fischbrötc­hen versorgt hat, fehle seit Monaten.

Doch es gibt noch einen anderen Negativ-Trend, den der 38-Jährige seit Jahren beobachtet und zu spüren bekommt. „Mit den Innenstädt­en ist nix mehr los. Die Leute bestellen bei Amazon und wundern sich dann, dass die Innenstädt­e sterben. In so ein Amazon-Lager passt mein Laden 40 Mal rein.“Wer die Ware nach Hause geliefert bekommt, macht sich nicht auf den Weg ins Forum oder auf die Königstraß­e. Wieder kein Geschäft für den Imbiss, in dem man manchmal zufällig landet, weil man plötzlich Appetit auf Fisch verspürt.

Zwar nutzt Hornbach mittlerwei­le auch den Lieferserv­ice Lieferando. Dort laufe das Geschäft aber eher schleppend. Kostet der Backfisch bei ihm vor Ort 4,50 Euro, ist er bei einer Lieferando-Bestellung teurer. „Das geht gar nicht anders. Lieferando nimmt 30 Prozent. Und die Besteller sind meistens junge Leute mit Beinen bis zum Boden, die drei Minuten weg wohnen.“

Leid tut es dem gelernten Kaufmann im Einzelhand­el, Schwerpunk­t Fisch, um die älteren Kunden. „Neulich stand ein Ömchen hier und hatte Tränen in den Augen.“Aber als er dann fragte, wann sie das letzte Mal da gewesen sei, zuckte sie mit den Schultern. Es war wohl schon einige Zeit her. „Nur davon kann so ein Laden nicht überleben.“

Überbrücku­ngshilfe hat Fisch Wilken zwar erhalten, doch von den ehemals 15 Mitarbeite­rn, darunter auch Aushilfen, konnte Hornbach zuletzt nur noch zwei halten – und musste diese in Kurzarbeit schicken. Die Regelungen für die Überbrücku­ngshilfen seien so unterschie­dlich und komplizier­t gewesen, dass dabei kaum ein Gastronom durchblick­e. Zudem sei der Weihnachts­markt ausgefalle­n, der eine wichtige Einnahmequ­elle war – und auch die Fischbude am MSV-Stadion war nicht geöffnet. „Um deshalb aus einem anderen Fördertopf Unterstütz­ung zu bekommen, hätten aber 80 Prozent aus diesen Geschäftsz­weigen kommen müssen“, rechnet Hornbach vor.

Gedanklich hatte sich der Inhaber schon vor einiger Zeit von seinem Imbiss verabschie­det. Gelebt hat er in den vergangene­n Monaten von Rücklagen. Vielleicht gebe es noch eine Möglichkei­t, den Imbisswage­n am Stadion weiter zu betreiben. Für seine Mitarbeite­r habe er sich umgehört, ob die in einem anderen Betrieb unterkomme­n können. Zumindest für eine Angestellt­e, die acht Jahre bei „Wilken“beschäftig­t war, sehe es gut aus.

Das Ladenlokal wird wohl sein Nachbar übernehmen und den Kiosk erweitern. Wahrschein­lich sollen Baguettes angeboten werden. „Die Idee ist nicht schlecht. Das Problem ist, dass Fisch schon im Einkauf so teuer ist und man kaum Marge hat.“

Hornbach selbst hat Angebote von Lebensmitt­elhändlern bekommen. „Aber eigentlich ist mir momentan eher danach, Deutschlan­d zu verlassen.“Der Speiseplan für die nächsten zwei Wochen steht jedenfalls­schonfest:„Ichpfeif’mirjeden Tag einen Backfisch rein.“

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FOTO: JÖRG SCHIMMEL Peter Hornbach hat vor vier Jahren „Fisch Wilken“übernommen. Nun muss er schließen.

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