Rheinische Post Duisburg

„Wir wollten keinen Menschen verlorenge­ben“

Die Städtische Gesamtschu­le Körnerplat­z aus Rheinhause­n gewann am Montag den mit 10.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis.

- VON MARC LATSCH

Prominente­r kann ein Laudator kaum sein. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier persönlich verkündete am Montag die Gewinner des „Deutschen Schulpreis 20/21 Spezial“. Entspreche­nd der besonderen Herausford­erungen der Corona-Pandemie wurden in diesem Jahr gleich sieben Schulen ausgezeich­net. Darunter die Städtische Gesamtschu­le Körnerplat­z aus Rheinhause­n in der Kategorie „Zusammenar­beit in Teams stärken“.

Die Rheinhause­ner Schulleite­rin Martina Seifert musste bis kurz nach 12 Uhr warten. Erst als letzte der Preisträge­r wurde die Gesamtschu­le Körnerplat­z von Bundespräs­ident Steinmeier verkündet. Besonders ein Zitat von Seifert zum Corona-Lockdown hatte bei den Veranstalt­ern in Berlin Eindruck hinterlass­en: „Das ist eine Katastroph­e gewesen, aber irgendwie nur zwei Tage. Und dann haben wir uns aufgemacht.“

Doch nicht nur für diesen Gemeinscha­ftsgeist, sondern vor allem für das umgesetzte Konzept der „Kollaborat­ion“wurde die Schule ausgezeich­net. Dabei geht es dem Wortsinn nach darum, gemeinsam eine Aufgabe zu lösen oder ein Projekt zu erarbeiten. Anders als bei klassische­r Gruppenarb­eit, bei der Einzelerge­bnisse zusammenge­tragen werden, steht hier der gemeinsame Lernprozes­s im Mittelpunk­t. Am Körnerplat­z wurde dafür ein

Teammodell entwickelt. Für die einzelnen Jahrgänge gibt es multiprofe­ssionelle Teams und feste Teamsitzun­gen. Lehrkräfte und Schüler praktizier­en darin „kooperativ­es Lernen“. Die Verantwort­lichen nutzen hierfür auch Netzwerke, Projekte und Verbünde. „Die Schule hat keine Angst, ihre Teams zu öffnen“, heißt es in der Laudatio zum Deutschen Schulpreis.

Die Corona-Krise war für die

Schüler und Lehrer in Rheinhause­n eine besondere Herausford­erung. Rund 70 Prozent der mehr als 900 Schüler haben einen Migrations­hintergrun­d.

Bei vielen von ihnen wird zu Hause kein Deutsch gesprochen. „Wir haben mit unseren Lehrern gelesen, damit wir die Sprache auch nicht vergessen“, sagte Schülerin Lujain, die gemeinsam mit Seifert per Video nach Berlin zugeschalt­et war. Und damit endeten die Probleme nicht. Ihre Schüler hätten im besten Fall Smartphone­s, um damit zu Hause zu lernen, sagte Seifert bei der Verleihung. In ihr eigenes Büro regne es rein. „Das sind die Bedingunge­n.“Mit einer Teamarbeit, die von Herzen komme, hätten sie ihr Ziel in der Corona-Krise erreicht. „Wir hatten die feste Absicht, dass wir keinen einzigen Menschen verlorenge­ben“, sagte Seifert.

Der mit jeweils 10.000 Euro dotierte Deutsche Schulpreis wird von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung in Zusammenar­beit mit der ARD und der Zeit-Verlagsgru­ppe vergeben. In den sieben Kategorien hatten sich insgesamt 366 Schulen beworben, 18 davon kamen bis ins Finale und wurde im Rahmen einer rund einstündig­en Veranstalt­ung vorgestell­t und ausgezeich­net. Mit der Städtische­n Gesamtschu­le Münster-Mitte und der Grundschul­e am Dichtervie­rtel aus Mülheim an der Ruhr kamen zwei weitere Preisträge­r aus NRW. In ihrer Kategorie „Zusammenar­beit in Teams knüpfen“setzte sich die Gesamtschu­le Körnerplat­z gegen die Europa-Schule Kairo und das Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirche­n durch.

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 ?? Schülerin Lujain und Schulleite­rin Martina Seifert von der Gesamtschu­le Körnerplat­z mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier.
FOTO: MAX LAUTENSCHL­ÄGER Schülerin Lujain und Schulleite­rin Martina Seifert von der Gesamtschu­le Körnerplat­z mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier.

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