Grundschulen starten mit Lolli-Test
Die neue PCR-Testung verspricht eine höhere Genauigkeit gegenüber den Antigen-Tests. Weil die Ergebnisse aber erst später vorliegen, ist der Zeitdruck bei einem Positiv-Befund für Lehrer und Eltern immens.
DÜSSELTAL Mit Beginn dieser Schulwoche führt Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland das sogenannte Lolli-Testverfahren an Grund-, Förder- und Primarschulen ein. Statt in Nase oder Rachen müssen die Kinder nun 30 Sekunden am Wattestäbchen („Lolli“) lutschen, ehe alle Tests der Lerngruppe in einen gemeinsamen Behälter („Pool“) kommen. Zwei fest für die Düsseltaler Paulusschule (Grundschule) eingetragene Fahrer eines Taxiunternehmens holen die einzelnen „Pool“-Behälter ab und bringen diese in ein Labor. Das Ganze ist zeitlich eng getaktet. Denn die Proben werden mittels aufwendigem PCR-Testverfahren untersucht, der eine deutlich höhere und vor allem frühere Diagnostik der SARS-CoV2-Viren garantiert.
Routiniert halten an diesem Montagmorgen die Zweitklässler der Paulusschule ihr Wattestäbchen in den frisch desinfizierten Händen und warten auf das „Go”, um den an Präsenztagen bisher obligatorischen Schnelltest zu machen. Doch dieses Mal ist es anders. Lehrerin Petra Wanninger muss rasch intervenieren, bevor die Schüler loslegen. „Dieses Stäbchen gehört in den Mund und nicht in die Nase“, erklärt sie. „In der Handhabung wird es für mich und die Kinder vor dem Unterricht leichter, obwohl die das vorher auch schon sehr gut gemacht haben“, lobt Wanninger. Lediglich für die Kleinsten sei der Umgang mit den Antigen-Tests aus feinmotorischen Gründen schwierig – im schlimmsten Fall verteilt sich die Testflüssigkeit dann über den Tisch statt auf den Teststreifen. „In der
Nase finde ich es aber besser“, resümiert Zweitklässlerin Helena (7) anschließend, die dem „Lolli“-Test einen „ekligen Geschmack nach Haaren“attestiert. Viele ihrer Mitschüler nicken zustimmend.
An sich seien die angenehmere Anwendung und höhere Genauigkeit eine gute Sache, finden Petra Wanninger und Schulleiterin Monika Maraun. „Richtig schwierig wird es für die Eltern und Lehrer aber, wenn wirklich ein positiver Test dabei ist“, sagt Maraun. Bisher sei die Schule glimpflich durch die Pandemie gekommen. Lediglich eine Schülerin musste bisher wieder vom Unterricht abgeholt werden, als ihr Schnelltest positiv ausschlug. „Die Arme war natürlich völlig verzweifelt“, sagt Maraun.
Jetzt erfährt die Schule die Ergebnisse erst im Laufe des Tages, im schlimmsten Fall sogar erst abends um 21 Uhr. „Dann müssen die Kollegen alle Eltern der Gruppe erreichen und ihnen mitteilen, dass sie den mitgegebenen Lolli-Test zu Hause noch einmal machen und am nächsten Morgen bis spätestens 9 Uhr zur Schule bringen müssen, um den Positiv-Fall zu identifizieren. Der Dienst-Laptop bleibt also auch im Feierabend nicht aus.“
Ein E-Mail-Verteiler und die Elternpflegschaft stehen für diesen Ernstfall bereit. Viele Schüler haben durch das Wechselmodell am Folgetag auch keine Anwesenheit.
„Aber für die Eltern von Notbetreuungs-Kindern wäre die Nachricht, dass bis zum Ergebnis der nachgelegten Einzeltests erst einmal keiner kommen darf, eine Katastrophe“, sagt Maraun. Einzelne PCR-Testungen pro Schüler seien aber laut Schulministerium ohne diesen Zwischenschritt zu aufwendig.
Entsprechend blicken viele Eltern mit gemischten Gefühlen auf das neue Verfahren. Einige besorgt der erhebliche Zeitdruck, der im schlimmsten Fall auf sie zukommt. „Für die Kinder ist die Anwendung natürlich besser. Wir Erwachsene empfinden den Antigen-Test ja auch als unangenehm“, sagt Vater Kushtrim Sinani. „Was bleibt, ist die Hoffnung, dass wir schnellstmöglich wieder ganz ohne Test auskommen.“