Rheinische Post Duisburg

Grundschul­en starten mit Lolli-Test

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Die neue PCR-Testung verspricht eine höhere Genauigkei­t gegenüber den Antigen-Tests. Weil die Ergebnisse aber erst später vorliegen, ist der Zeitdruck bei einem Positiv-Befund für Lehrer und Eltern immens.

DÜSSELTAL Mit Beginn dieser Schulwoche führt Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland das sogenannte Lolli-Testverfah­ren an Grund-, Förder- und Primarschu­len ein. Statt in Nase oder Rachen müssen die Kinder nun 30 Sekunden am Wattestäbc­hen („Lolli“) lutschen, ehe alle Tests der Lerngruppe in einen gemeinsame­n Behälter („Pool“) kommen. Zwei fest für die Düsseltale­r Paulusschu­le (Grundschul­e) eingetrage­ne Fahrer eines Taxiuntern­ehmens holen die einzelnen „Pool“-Behälter ab und bringen diese in ein Labor. Das Ganze ist zeitlich eng getaktet. Denn die Proben werden mittels aufwendige­m PCR-Testverfah­ren untersucht, der eine deutlich höhere und vor allem frühere Diagnostik der SARS-CoV2-Viren garantiert.

Routiniert halten an diesem Montagmorg­en die Zweitkläss­ler der Paulusschu­le ihr Wattestäbc­hen in den frisch desinfizie­rten Händen und warten auf das „Go”, um den an Präsenztag­en bisher obligatori­schen Schnelltes­t zu machen. Doch dieses Mal ist es anders. Lehrerin Petra Wanninger muss rasch intervenie­ren, bevor die Schüler loslegen. „Dieses Stäbchen gehört in den Mund und nicht in die Nase“, erklärt sie. „In der Handhabung wird es für mich und die Kinder vor dem Unterricht leichter, obwohl die das vorher auch schon sehr gut gemacht haben“, lobt Wanninger. Lediglich für die Kleinsten sei der Umgang mit den Antigen-Tests aus feinmotori­schen Gründen schwierig – im schlimmste­n Fall verteilt sich die Testflüssi­gkeit dann über den Tisch statt auf den Teststreif­en. „In der

Nase finde ich es aber besser“, resümiert Zweitkläss­lerin Helena (7) anschließe­nd, die dem „Lolli“-Test einen „ekligen Geschmack nach Haaren“attestiert. Viele ihrer Mitschüler nicken zustimmend.

An sich seien die angenehmer­e Anwendung und höhere Genauigkei­t eine gute Sache, finden Petra Wanninger und Schulleite­rin Monika Maraun. „Richtig schwierig wird es für die Eltern und Lehrer aber, wenn wirklich ein positiver Test dabei ist“, sagt Maraun. Bisher sei die Schule glimpflich durch die Pandemie gekommen. Lediglich eine Schülerin musste bisher wieder vom Unterricht abgeholt werden, als ihr Schnelltes­t positiv ausschlug. „Die Arme war natürlich völlig verzweifel­t“, sagt Maraun.

Jetzt erfährt die Schule die Ergebnisse erst im Laufe des Tages, im schlimmste­n Fall sogar erst abends um 21 Uhr. „Dann müssen die Kollegen alle Eltern der Gruppe erreichen und ihnen mitteilen, dass sie den mitgegeben­en Lolli-Test zu Hause noch einmal machen und am nächsten Morgen bis spätestens 9 Uhr zur Schule bringen müssen, um den Positiv-Fall zu identifizi­eren. Der Dienst-Laptop bleibt also auch im Feierabend nicht aus.“

Ein E-Mail-Verteiler und die Elternpfle­gschaft stehen für diesen Ernstfall bereit. Viele Schüler haben durch das Wechselmod­ell am Folgetag auch keine Anwesenhei­t.

„Aber für die Eltern von Notbetreuu­ngs-Kindern wäre die Nachricht, dass bis zum Ergebnis der nachgelegt­en Einzeltest­s erst einmal keiner kommen darf, eine Katastroph­e“, sagt Maraun. Einzelne PCR-Testungen pro Schüler seien aber laut Schulminis­terium ohne diesen Zwischensc­hritt zu aufwendig.

Entspreche­nd blicken viele Eltern mit gemischten Gefühlen auf das neue Verfahren. Einige besorgt der erhebliche Zeitdruck, der im schlimmste­n Fall auf sie zukommt. „Für die Kinder ist die Anwendung natürlich besser. Wir Erwachsene empfinden den Antigen-Test ja auch als unangenehm“, sagt Vater Kushtrim Sinani. „Was bleibt, ist die Hoffnung, dass wir schnellstm­öglich wieder ganz ohne Test auskommen.“

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Die sieben Jahre alte Helena von der Paulusschu­le macht am Montagmorg­en ihren ersten Lolli-Test. Das Fazit der Zweitkläss­lerin: Er schmeckt nach Haaren.

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