Hotspots warten weiter auf Impfdosen
Die Stadt Duisburg hat ein Konzept zur Impfung in den von Corona besonders stark betroffenen Stadtteilen erarbeitet. Zielgerichtete Impfungen direkt vor Ort sind geplant – doch die Vakzine dafür sind noch nicht in Sicht.
Die Zahl der Infektionen in Duisburg sinkt derzeit weiter – die Rückkehr zu einem halbwegs „normalen“Leben ist aber noch immer weit entfernt. Denn nach der zunächst bis zum 30. Juni befristeten bundesweiten Corona-Notbremse gibt es nur sehr wenige Lockerungen, so lange die Inzidenz über 100 liegt. In Duisburg liegt sie derzeit bei rund 125, und das bedeutet weiter strenge Regeln: Rigorose Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperre, Wechselunterricht in den Schulen, Shopping – wenn überhaupt – nach Anmeldung und Test, keine Außengastronomie, kein Theater, kein Museum, kein Kino...
Noch immer ist das Infektionsgeschehen in Bezirken und Ortsteilen ungleich verteilt. Das belegen auch die am Dienstag von der Stadt neu veröffentlichten Zahlen. Um die Inzidenz stadtweit zu senken, würde es wohl am schnellsten gehen, wenn dort geimpft würde, wo die meisten Neuinfektionen passieren. So gab es in der vergangenen Woche in Hochemmerich (Inzidenz: 212,6) und Marxloh (178,5) mit jeweils 38 Neuinfektionen besonders viele. Das gilt auch für Obermeiderich (33 Neuinfektionen, Inzidenz 196,4), Neuenkamp (24/488,2) und Hochheide (24/157,4), aber auch für Fahrn (17/219,6). Anhaltspunkte, wo mobile Impfteams auftauchen müssten, um abseits von Prioritätsgruppen Vakzine zu verabreichen, gäbe es also genug. Doch im Gegensatz zu Mülheim, Hagen oder Köln – wo die Sonder-Impfaktion inzwischen gestoppt wurde – ist dies in Duisburg zunächst nicht in Sicht.
„Zur Bekämpfung des Virus sind Vor-Ort-Impfungen in den von Corona am stärksten betroffenen Stadtteilen und Quartieren unerlässlich“, sagt Krisenstabsleiter und Stadtdirektor Martin Murrack. Bislang hätten die Aktionen vor Ort allerdings nicht umgesetzt werden können, da das Land kein Sonderkontingent bereitgestellt habe. „Am 5. Mai hat das Land einen entsprechenden Erlass angekündigt und versprochen, die Kommunen mit Impfdosen zu versorgen – passiert ist seitdem nichts. Ich fordere das Land deshalb eindringlich dazu auf, den betroffenen Kommunen so schnell wie möglich ausreichend Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Nur wenn wir Corona
flächendeckend in den Griff bekommen, können wir alle das Leben zurückbekommen, das wir uns so sehr wünschen“, so Murrack.
Aufgrund des hohen Anteils von Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte in den betroffenen Stadtteilen, werde die Stadt Duisburg die Impfaktionen umfassend begleiten und die bereits bestehende Unterstützerstruktur nutzen. So würden neben Moschee- und Glaubensgemeinschaften auch Schulen, Kitas, Sport- und Kulturvereine einbezogen, um über die Aktionen zu informieren. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) der Stadt werde direkt vor Ort unterstützen und in den entsprechenden Muttersprachen Hilfestellungen leisten.
Das NRW-Gesundheitsministerium erklärte auf Anfrage, das „weitere Vorgehen mit Blick auf Stadtteilimpfungen“in NRW werde – basierend auf den ersten Erfahrungen aus Köln – „in den nächsten Tagen fixiert“. Ein Erlass sei in Arbeit. In diesem Zusammenhang werde dann auch die Verteilung der zur Verfügung stehenden Impfstoffmengen mitgeteilt.
Schon in der vergangenen Woche hatte das Ministerium auf Anfrage dieser Redaktion erklärt, die Anregungen aus Duisburg würden in die
Planungen für das „weitere mobile Impfgeschehen“mit einbezogen. Eine breitere Umsetzung auch im Sinne anderer Kreise und kreisfreier Städte solle ermöglicht werden. Hierzu werde das Landesgesundheitsministerium „zu gegebener Zeit“die Kommunen informieren. Ob dies noch in dieser Woche erfolgen soll, ist unklar. Inwieweit dann auch tatsächlich Lieferungen an die Hotspots in den besonders betroffenen Kommunen erfolgen, die verimpft werden können, bleibt abzuwarten. Denn bekanntlich ist am Donnerstag ein Feiertag – und am Freitag ist für die Duisburger Stadtverwaltung eigentlich ein Brückentag angeordnet worden.
Nach Angaben der Stadt melden sich immer mehr Menschen, die ihren zweiten Impftermin mit Astrazeneca vorziehen möchten. Hintergrund seien die derzeitigen Diskussionen über eine Verkürzung der Fristen für die Zweitimpfungen. Nach aktuellem Erlass sei die Frist für die Zweitimpfung mit Astrazeneca jedoch weiterhin auf zwölf Wochen festgesetzt. Ein Vorziehen von bereits vereinbarten Terminen sei daher im Hinblick auf die nicht ausreichende Verfügbarkeit der Impfstoffe sowie fehlende freie Termine leider nicht möglich, so die Stadt.