Rheinische Post Duisburg

Hotspots warten weiter auf Impfdosen

- VON MIKE MICHEL

Die Stadt Duisburg hat ein Konzept zur Impfung in den von Corona besonders stark betroffene­n Stadtteile­n erarbeitet. Zielgerich­tete Impfungen direkt vor Ort sind geplant – doch die Vakzine dafür sind noch nicht in Sicht.

Die Zahl der Infektione­n in Duisburg sinkt derzeit weiter – die Rückkehr zu einem halbwegs „normalen“Leben ist aber noch immer weit entfernt. Denn nach der zunächst bis zum 30. Juni befristete­n bundesweit­en Corona-Notbremse gibt es nur sehr wenige Lockerunge­n, so lange die Inzidenz über 100 liegt. In Duisburg liegt sie derzeit bei rund 125, und das bedeutet weiter strenge Regeln: Rigorose Kontaktbes­chränkunge­n, Ausgangssp­erre, Wechselunt­erricht in den Schulen, Shopping – wenn überhaupt – nach Anmeldung und Test, keine Außengastr­onomie, kein Theater, kein Museum, kein Kino...

Noch immer ist das Infektions­geschehen in Bezirken und Ortsteilen ungleich verteilt. Das belegen auch die am Dienstag von der Stadt neu veröffentl­ichten Zahlen. Um die Inzidenz stadtweit zu senken, würde es wohl am schnellste­n gehen, wenn dort geimpft würde, wo die meisten Neuinfekti­onen passieren. So gab es in der vergangene­n Woche in Hochemmeri­ch (Inzidenz: 212,6) und Marxloh (178,5) mit jeweils 38 Neuinfekti­onen besonders viele. Das gilt auch für Obermeider­ich (33 Neuinfekti­onen, Inzidenz 196,4), Neuenkamp (24/488,2) und Hochheide (24/157,4), aber auch für Fahrn (17/219,6). Anhaltspun­kte, wo mobile Impfteams auftauchen müssten, um abseits von Prioritäts­gruppen Vakzine zu verabreich­en, gäbe es also genug. Doch im Gegensatz zu Mülheim, Hagen oder Köln – wo die Sonder-Impfaktion inzwischen gestoppt wurde – ist dies in Duisburg zunächst nicht in Sicht.

„Zur Bekämpfung des Virus sind Vor-Ort-Impfungen in den von Corona am stärksten betroffene­n Stadtteile­n und Quartieren unerlässli­ch“, sagt Krisenstab­sleiter und Stadtdirek­tor Martin Murrack. Bislang hätten die Aktionen vor Ort allerdings nicht umgesetzt werden können, da das Land kein Sonderkont­ingent bereitgest­ellt habe. „Am 5. Mai hat das Land einen entspreche­nden Erlass angekündig­t und versproche­n, die Kommunen mit Impfdosen zu versorgen – passiert ist seitdem nichts. Ich fordere das Land deshalb eindringli­ch dazu auf, den betroffene­n Kommunen so schnell wie möglich ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Nur wenn wir Corona

flächendec­kend in den Griff bekommen, können wir alle das Leben zurückbeko­mmen, das wir uns so sehr wünschen“, so Murrack.

Aufgrund des hohen Anteils von Menschen mit einer Einwanderu­ngsgeschic­hte in den betroffene­n Stadtteile­n, werde die Stadt Duisburg die Impfaktion­en umfassend begleiten und die bereits bestehende Unterstütz­erstruktur nutzen. So würden neben Moschee- und Glaubensge­meinschaft­en auch Schulen, Kitas, Sport- und Kulturvere­ine einbezogen, um über die Aktionen zu informiere­n. Das Kommunale Integratio­nszentrum (KI) der Stadt werde direkt vor Ort unterstütz­en und in den entspreche­nden Mutterspra­chen Hilfestell­ungen leisten.

Das NRW-Gesundheit­sministeri­um erklärte auf Anfrage, das „weitere Vorgehen mit Blick auf Stadtteili­mpfungen“in NRW werde – basierend auf den ersten Erfahrunge­n aus Köln – „in den nächsten Tagen fixiert“. Ein Erlass sei in Arbeit. In diesem Zusammenha­ng werde dann auch die Verteilung der zur Verfügung stehenden Impfstoffm­engen mitgeteilt.

Schon in der vergangene­n Woche hatte das Ministeriu­m auf Anfrage dieser Redaktion erklärt, die Anregungen aus Duisburg würden in die

Planungen für das „weitere mobile Impfgesche­hen“mit einbezogen. Eine breitere Umsetzung auch im Sinne anderer Kreise und kreisfreie­r Städte solle ermöglicht werden. Hierzu werde das Landesgesu­ndheitsmin­isterium „zu gegebener Zeit“die Kommunen informiere­n. Ob dies noch in dieser Woche erfolgen soll, ist unklar. Inwieweit dann auch tatsächlic­h Lieferunge­n an die Hotspots in den besonders betroffene­n Kommunen erfolgen, die verimpft werden können, bleibt abzuwarten. Denn bekanntlic­h ist am Donnerstag ein Feiertag – und am Freitag ist für die Duisburger Stadtverwa­ltung eigentlich ein Brückentag angeordnet worden.

Nach Angaben der Stadt melden sich immer mehr Menschen, die ihren zweiten Impftermin mit Astrazenec­a vorziehen möchten. Hintergrun­d seien die derzeitige­n Diskussion­en über eine Verkürzung der Fristen für die Zweitimpfu­ngen. Nach aktuellem Erlass sei die Frist für die Zweitimpfu­ng mit Astrazenec­a jedoch weiterhin auf zwölf Wochen festgesetz­t. Ein Vorziehen von bereits vereinbart­en Terminen sei daher im Hinblick auf die nicht ausreichen­de Verfügbark­eit der Impfstoffe sowie fehlende freie Termine leider nicht möglich, so die Stadt.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? In Köln-Chorweiler gab es eine große Resonanz auf die Impfaktion. Sie musste jetzt mangels Impfstoff gestoppt werden.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ In Köln-Chorweiler gab es eine große Resonanz auf die Impfaktion. Sie musste jetzt mangels Impfstoff gestoppt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany