Rheinische Post Duisburg

Der Kosmos des Kandidaten

Seine Sympathiew­erte sind übersichtl­ich, und doch hat Armin Laschet das Rennen um Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur gewonnen. Mit welchem Netzwerk? Ein Blick hinter die Kulissen.

-

Qua Amt verfügt Laschet über gute Verbindung­skanäle in die Hauptstadt. Da sind Mark Speich, Staatssekr­etär für Europa und den Bund, CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak und NRW-Landesgrup­penchef Günter Krings. Ein mächtiges Kaliber drehte seine Kanzlerkan­didatur in kritischer Phase auf die Gewinnersp­ur: Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble. Vertrauens­volle Gesprächsp­artner sind Volker Bouffier, Thomas Strobl und Christian Wulff. Ins Kabinett wirkt er mit Jens Spahn. Tipps kommen vom Neusser Weggefährt­en Hermann Gröhe. Aus Zeiten der Pizza-Connection haben sie Kontakte zu Grünen wie Cem Özdemir oder Katrin Göring-Eckardt. Das Schmieden von Schwarz-Gelb in NRW führte zu einer Achse mit FDP-Chef Christian Lindner. Und doch ist klar, dass er weitere Ratgeber im Berliner Politikbet­rieb hinzugewin­nen muss.

Aspiranten

In Laschets Team müsse mehr Platz für junge Köpfe sein, heißt es aus Berliner CDU-Kreisen. Mit Fraktionsv­ize Andreas Jung (45) aus Baden-Württember­g trat Laschet bereits zum Thema Klimaschut­z auf. Häufig wird die Fraktionsv­ize Nadine Schön (37) aus dem Saarland genannt, die sich als Digitalpol­itikerin in Berlin bewährt hat. Überhaupt fehle es an Frauen, was auch die Niedersäch­sin und Parteivize Silvia Breher (47) ins Spiel bringt. Nicht zu vergessen Serap Güler (40), Staatssekr­etärin für Integratio­n in NRW, mit der Laschet schon als Integratio­nsminister zusammenar­beitete. Mehr Sichtbarke­it wünschen sich

Das Rennen um die Nachfolge Laschets in NRW wurde zwar offiziell auf die Zeit nach der Bundestags­wahl verlegt, doch im Hintergrun­d gärt es. Aussichtsr­eichster Kandidat ist NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst. Laschet berief den früheren Generalsek­retär der Landes-CDU und Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung in sein Kabinett, um den konservati­ven Flügel einzubinde­n. Wüst hätte bereits jetzt wohl eine Mehrheit der NRW-CDU hinter sich, um Landeschef zu werden, und bringt auch das nötige Landtagsma­ndat mit – ein Vorteil gegenüber Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch, der ebenfalls Ambitionen nachgesagt werden. Auch der Name von Innenminis­ter Herbert Reul fällt regelmäßig. Doch er hat wie Scharrenba­ch keinen Sitz im Landtag.

Gegner

Auch drei Wochen nach der Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur reißen die Seitenhieb­e aus München nicht ab. CSU-Chef Markus Söder kündigte nun ein eigenes „Schnellboo­t“neben dem „Flugzeugtr­äger“des gemeinsame­n Wahlprogra­mms an. CSU-General Markus Blume macht Laschet offen für das Umfragetie­f der Union verantwort­lich. Angespannt soll auch das Verhältnis zu Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus sein. Dahinter steckt die Laschet-Spahn-Teamlösung, nach der Spahn nach einem Wahlsieg als Fraktionsc­hef gesetzt scheint. Ein Gespräch darüber mit Brinkhaus habe es, wie es aus Laschets Umfeld heißt, nicht gegeben. Dieser revanchier­te sich, indem er sich bei Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur weder intern noch öffentlich klar für Laschet aussprach.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany