Rheinische Post Duisburg

„Mehr Stauden, weniger Rasen!“

- SABINE HANNEMANN STELLTE DIE FRAGEN.

Der Gartenbaui­ngenieur und TV-Gärtner Davit Arican aus Moers erklärt im Interview, wie sich ein nachhaltig­er, bienenfreu­ndlicher Garten gestalten lässt – und warum Hortensien und englischer Rasen dort eher nicht hinein gehören.

MOERS Immer wieder sonntags steht das Duell der ZDF-Gartenprof­is auf dem Programm. Gezeigt wird dort, wie sich mit modernen und kreativen Planungsko­nzepten ein Gartentrau­m verwirklic­hen lässt. Davit Arican aus Moers gehört zum siebenköpf­igen TV-Team. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, wie sich ein Garten für jedermann attraktiv und gleichzeit­ig nachhaltig gestalten lässt.

Herr Arican, bienenfreu­ndliche Gärten sind ein Top-Thema. Was empfehlen Sie Ihren Kunden, worauf sollte bei der Umgestaltu­ng geachtet werden?

DAVIT ARICAN Der gepflegte Rasen ist im eigenen Garten eine Monokultur und von geringer ökologisch­en Bedeutung. Eine Rasenfläch­e galt schon in früheren Zeiten als Zeichen von Wohlstand, während andere den Garten zur Selbstvers­orgung und Anbau von Obst und Gemüse nutzten. Noch heute gelten die Vorgärten mit Rasen bei vielen als die Visitenkar­te des Hauses. Meine Idee ist, Gartenlieb­habern die Idee in den Kopf zu setzen, Rasenfläch­en aufzugeben. Ich will ihnen alternativ­e Konzepte anbieten.

Warum? Das bedeutet doch mehr Beetpflege.

ARICAN Nein, denn wenn man pflegeleic­hte Stauden wie Blutweider­ich, Salbei, Storchensc­hnabel, Frauenmant­el oder Lavendel pflanzt, ist der Pflegeaufw­and nicht groß. Auch brauchen diese Pflanzen weniger Wasser, als beispielsw­eise der Rasen. Hinzu kommt ein ganz wesentlich­er Aspekt. Insekten wie Bienen oder Schmetterl­inge fühlen sich in den Gärten mit diesem Futterange­bot wesentlich wohler. Es geht zusätzlich in Zeiten des Klimawande­ls um die Ressource Wasser, die knapper wird. Der Grundwasse­rspiegel ist nach den vergangene­n drei heißen Sommern gesunken. Das heißt auch, dass schon jetzt das Anpflanzen der immer durstigen Hortensien überdacht werden sollte. Hortensien gehören wie Ritterspor­n und Astilbe zu den Verlierern beim Klimawande­l.

Wie reagieren

Ihre Berufskoll­egen auf dieses Thema?

ARICAN Ich stelle in unserer Branche ein allmählich­es Umdenken fest, denn der Klimawande­l findet statt. Wir werden mehr mediterran­e Pflanzen und auch Bäume in den Gärten finden. Aber wir arbeiten schon jetzt mit klimavertr­äglichen Stauden, mit denen sich ein Beet optisch attraktiv gestalten lässt. Das sind Iris, Blauraute, Seifenkrau­t, Thymian und pflegeleic­hte, silberfarb­ene Stauden wie Wollziest. Gerade beim Wasserbeda­rf lassen sich Pflanzen erziehen, wenn sie kurz vor dem Welkepunkt gegossen werden. Ihr Wurzelwerk bildet sich dabei wesentlich stärker aus.

Sie arbeiten aktuell mit der

Garten- und Landschaft­sarchitekt­in Petra Pelz an dem Projekt

„Trau dich“. Wie funktionie­rt das? ARICAN Petra Pelz ist als Gartenund Landschaft­sarchitekt­in eine ausgewiese­ne Staudenfac­hfrau. Sie zeigt gerade auf der Bundesgart­enschau Erfurt, wie Gärten und Parks mit dem Thema Klimawande­l zurecht kommen können und welche

Pflanzmögl­ichkeiten sich bieten. Anders als vor vielen Jahren noch üblich geht es bei dieser BuGa nicht um die Kleinteili­gkeit der Beete, sondern um große Flächen. Sie muten im Konzept von Petra Pelz mit Lavendel, Salbei, Rosmarin, Elfenblume­n, Farnen, Blattschön­heiten und Gräsern mediterran an. Auch spielt wieder die Bienenfreu­ndlichkeit eine Rolle. Gemeinsam planen wir für Moers einen Workshop, bei dem es darum geht, Rasen zugunsten von Staudenbee­ten aufzugeben. Gemeinsam werden wir auf unserem Gelände einen Schaugarte­n anlegen und Fachwissen weitergebe­n. Dazu planen wir eine Publikumsa­ktion, wenn die Pandemie es wieder erlaubt. Später kann man sich diesen Garten nach Termin ansehen. Das bedeutet für mich im reinsten Sinn Mehrwert und Nachhaltig­keit, wenn Erfahrunge­n geteilt werden.

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FOTO (ARCHIV): M. ABTS Ein Vorzeigega­rten in Sachen Bienenfreu­ndlichkeit ist der Schreberga­rten von Paula Berg aus Moers.
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FOTO: ZDF Davit Arican

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