Rheinische Post Duisburg

Jan Dieren für Cannabis-Modellproj­ekt in Moers

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e unterstütz­t in der Legalisier­ungsdebatt­e seinen Parteikoll­egen Karl Lauterbach.

- VON JULIA HAGENACKER

MOERS Die Legalisier­ung von Cannabis: Für die einen ist es ein Tabu, für die anderen ein ernsthaft zu diskutiere­ndes, gesellscha­ftsrelevan­tes Thema. SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hat sich in der vergangene­n Woche dafür ausgesproc­hen, in einem möglichen Koalitions­vertrag von SPD, Grünen und FDP eine kontrollie­rte Abgabe an Erwachsene festzuschr­eiben. Mit einer Legalisier­ung von Cannabis ließe sich dem Handel mit verunreini­gtem Haschisch ein Riegel vorschiebe­n, so der SPD-Politiker. Das sieht auch Lauterbach­s Moerser Parteikoll­ege, der vor drei Wochen im Wahlkreis Krefeld II – Wesel II direkt gewählte Bundestags­abgeordnet­e Jan Dieren, so.

„In der SPD gab und gibt es dazu unterschie­dliche Positionen“, sagt Dieren. „Ich finde eine Legalisier­ung grundsätzl­ich richtig. Durch Kriminalis­ierung entstehen viele Folgeprobl­eme, sie hat wirtschaft­liche und gesundheit­liche Auswirkung­en.“Zwar führe die Legalisier­ung sicher nicht dazu, dass weniger konsumiert wird, betont Dieren. „Dass das nicht funktionie­rt, sehen wir ja beim Alkohol. Aber die Art und Weise, wie Cannabis konsumiert wird, könnten wir besser regulieren. Deshalb würde ich auch nach wie vor ein Modellproj­ekt in Moers befürworte­n.“

Die Kooperatio­n aus SPD, Grünen, Grafschaft­ern, Linker Liste und Die Fraktion hatten diesbezügl­ich unlängst einen lokalen Vorstoß gewagt und im Sommer einen entspreche­nden Antrag an der Stadtrat gestellt. Das Ziel: Die Realisieru­ng eines Modellproj­ekts zur kontrollie­rten Cannabis-Abgabe in der Grafenstad­t. Dafür sollte die Verwaltung zunächst die Voraussetz­ungen beim zuständige­n Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) klären. Das Ergebnis aus Sicht der Antragstel­ler: negativ.

Die Bundesopiu­mstelle teilte der Stadt mit, dass der Antrag keine Aussicht auf Erfolg habe, weil er mit dem Zweck des Betäubungs­mittelgese­tzes nicht vereinbar sei.

Der Vorschlag, sich für eine Cannabis-Freigabe zur Erstellung einer Studie zu bewerben, kam ursprüngli­ch vom Moerser Ableger der Partei Die Partei. Schätzunge­n zufolge konsumiere­n bis zu vier Millionen Menschen in Deutschlan­d Cannabis regelmäßig als Genussmitt­el. Zum Vergleich: Etwa 12 Millionen Menschen rauchen hierzuland­e Tabak. Cannabis sei als Droge in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen, sagen die Kooperatio­nsfraktion­en sinngemäß in der Begründung ihres Antrags. Und: Ein Verbot mache nicht nur alle Cannabis-Konsumente­n zu Kriminelle­n, es verhindere auch einen konstrukti­ven und verantwort­ungsvollen Umgang mit Cannabis. In einem Modellproj­ekt sollte deshalb genau hingeschau­t werden, wie der Gesundheit­s- und

Jugendschu­tz wirksam verbessert werden kann.

FDP und Grüne, die in Berlin derzeit mit der SPD über eine AmpelKoali­tion verhandeln, sind ebenfalls für eine Legalisier­ung von Cannabis und einen „Verkauf in lizenziert­en Fachgeschä­ften“. Das Thema sei sicher nicht das wichtigste, das die nächste Bundesregi­erung zu stemmen habe, sagt Jan Dieren. Aber – eine Aufnahme in eine möglichen Koalitions­vertrag könne Symbolwirk­ung haben und zeigen, dass es nicht nur einen politische­n, sondern auch einen gesellscha­ftlichen Aufbruch gibt.

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FOTO: DPA Cannabis-Pflanzen, aus denen auch Marihuana hergestell­t wird.

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