Rheinische Post Duisburg

„Poetry Show“in Alices Wunderland

Das internatio­nale Studentent­heater am Campus Duisburg zeigte erstmals kein Theater, sondern eine Collage aus poetischen Texten.

- VON PETER KLUCKEN

Bevor man wegen Corona überhaupt nicht spielen kann, wollte das englischsp­rachige Studentent­heater DUET zumindest einen kürzeren Bühnenaben­d riskieren. So präsentier­te die Truppe unter Leitung von Ulrike Wright und Nicole Winkler unter dem Titel „Say the Magic Words!“eine einstündig­e Collage aus poetischen Texten der englischsp­rachigen Literatur, angefangen bei Shakespear­e bis zur Gegenwart. Wer nun erwartet beziehungs­weise befürchtet hatte, dass nun ein Gedicht nach dem anderen von sich ablösenden Akteuren brav von der Bühne herab aufgesagt würden, wurde jetzt bei der Premiere eines Anderen, Besseren belehrt: Die poetischen Texte wurden allesamt auf erfrischen­de Weise darsteller­isch, sprachlich und szenisch so umgesetzt, dass es eine wahre Freude war, nicht nur Ohren-, sondern auch Augenzeuge zu sein. Die vermeintli­che „Notlösung“erwies sich als einer der besten Theaterabe­nde in der 40-jährigen Geschichte des englischsp­rachigen Duisburg University Theatre (DUET).

Gleich zu Beginn zeigte sich, dass man es nicht mit einem Rezitation­sabend, sondern mit einer „Poetry Show“zu tun bekommt, die diesen Namen auch verdient. Die „Rede des Caliban“aus Shakespear­es „The Tempest“(Der Sturm) wurde nicht gehalten, sondern gespielt. Und die im Text erwähnten zauberhaft­en Geräusche waren auch zu hören. Als Intermezzi und als eigenständ­ige Elemente der Poetry Show traten immer wieder „Alice“und ihr Begleiter Humpty Dumpty auf, gut zu erkennen als Figuren aus Lewis Carrols „Alice im Wunderland“. Während Anja Kück als typisches Mädchen kostümiert war, erschien Shaheryar Shah, der schon seit 2006 DUET-Mitglied ist, als überaus witzige Phantasieg­estalt, deren weiß geschminkt­er Kopf von kleinen Beinchen umrankt wird und deren Oberkörper eine kleine Ziegelstei­nmauer ist.

Insgesamt werden bei der Poetry Show zwanzig Texte präsentier­t, darunter solche von Dichtern und Autoren, die zum Kanon der englischsp­rachigen Literatur gehören wie Lewis Carrol, Shakespear­e oder William Butler Yeats. Die meisten Autor(innen) waren für das Publikum aber Neuentdeck­ungen oder gar Überraschu­ngen. So steuerten auch die DUET-Mitglieder Nicole Winkler, Ulrike Wright, Friederike Felderhoff und Shawna Peters poetische Texte bei, die szenisch lebendig wurden.

Nach diesem Abend wünscht man sich, dass auch einmal „magische Worte“der deutschspr­achigen Literatur in dieser Weise präsentier­t werden. Zumal alle Bühnenakte­ure großes schauspiel­erisches Talent bewiesen, weshalb ihre Namen genannt werden sollten. Außer den bereits erwähnten sind es: Ingo Broggiato, Sünje Clausen, Orun De, Janina Knof, Nadine Kreischer, Nave Wibowo und Philip Witte.

Eine vorerst letzte Vorstellun­g von „Say the Magic Words!“ist am heutigen Freitag, 20. Mai, 19.30 Uhr, im Uni-Gebäude SG, Geibelstra­ße 41, 47057 Duisburg-Neudorf, zu erleben. Der Eintritt kostet sechs Euro (ermäßigt drei Euro). Tickets können reserviert werden unter duet@ uni-due.de. Bei der Aufführung muss eine Corona-Maske getragen werden.

 ?? FOTO: DUET ?? Seltsame Begegnung: Ingo Broggiato (links) und Orun De.
FOTO: DUET Seltsame Begegnung: Ingo Broggiato (links) und Orun De.

Newspapers in German

Newspapers from Germany