„Poetry Show“in Alices Wunderland
Das internationale Studententheater am Campus Duisburg zeigte erstmals kein Theater, sondern eine Collage aus poetischen Texten.
Bevor man wegen Corona überhaupt nicht spielen kann, wollte das englischsprachige Studententheater DUET zumindest einen kürzeren Bühnenabend riskieren. So präsentierte die Truppe unter Leitung von Ulrike Wright und Nicole Winkler unter dem Titel „Say the Magic Words!“eine einstündige Collage aus poetischen Texten der englischsprachigen Literatur, angefangen bei Shakespeare bis zur Gegenwart. Wer nun erwartet beziehungsweise befürchtet hatte, dass nun ein Gedicht nach dem anderen von sich ablösenden Akteuren brav von der Bühne herab aufgesagt würden, wurde jetzt bei der Premiere eines Anderen, Besseren belehrt: Die poetischen Texte wurden allesamt auf erfrischende Weise darstellerisch, sprachlich und szenisch so umgesetzt, dass es eine wahre Freude war, nicht nur Ohren-, sondern auch Augenzeuge zu sein. Die vermeintliche „Notlösung“erwies sich als einer der besten Theaterabende in der 40-jährigen Geschichte des englischsprachigen Duisburg University Theatre (DUET).
Gleich zu Beginn zeigte sich, dass man es nicht mit einem Rezitationsabend, sondern mit einer „Poetry Show“zu tun bekommt, die diesen Namen auch verdient. Die „Rede des Caliban“aus Shakespeares „The Tempest“(Der Sturm) wurde nicht gehalten, sondern gespielt. Und die im Text erwähnten zauberhaften Geräusche waren auch zu hören. Als Intermezzi und als eigenständige Elemente der Poetry Show traten immer wieder „Alice“und ihr Begleiter Humpty Dumpty auf, gut zu erkennen als Figuren aus Lewis Carrols „Alice im Wunderland“. Während Anja Kück als typisches Mädchen kostümiert war, erschien Shaheryar Shah, der schon seit 2006 DUET-Mitglied ist, als überaus witzige Phantasiegestalt, deren weiß geschminkter Kopf von kleinen Beinchen umrankt wird und deren Oberkörper eine kleine Ziegelsteinmauer ist.
Insgesamt werden bei der Poetry Show zwanzig Texte präsentiert, darunter solche von Dichtern und Autoren, die zum Kanon der englischsprachigen Literatur gehören wie Lewis Carrol, Shakespeare oder William Butler Yeats. Die meisten Autor(innen) waren für das Publikum aber Neuentdeckungen oder gar Überraschungen. So steuerten auch die DUET-Mitglieder Nicole Winkler, Ulrike Wright, Friederike Felderhoff und Shawna Peters poetische Texte bei, die szenisch lebendig wurden.
Nach diesem Abend wünscht man sich, dass auch einmal „magische Worte“der deutschsprachigen Literatur in dieser Weise präsentiert werden. Zumal alle Bühnenakteure großes schauspielerisches Talent bewiesen, weshalb ihre Namen genannt werden sollten. Außer den bereits erwähnten sind es: Ingo Broggiato, Sünje Clausen, Orun De, Janina Knof, Nadine Kreischer, Nave Wibowo und Philip Witte.
Eine vorerst letzte Vorstellung von „Say the Magic Words!“ist am heutigen Freitag, 20. Mai, 19.30 Uhr, im Uni-Gebäude SG, Geibelstraße 41, 47057 Duisburg-Neudorf, zu erleben. Der Eintritt kostet sechs Euro (ermäßigt drei Euro). Tickets können reserviert werden unter duet@ uni-due.de. Bei der Aufführung muss eine Corona-Maske getragen werden.