Die Zukunft des Nahverkehrs in Leverkusen
Schnellere Bahn-Takte, größere Mobilität, klimafreundliches Fortkommen und Zukunftsvisionen wie Wassertaxi oder Elektro-Seilbahn bestimmen die Planung in Leverkusen. Doch es gibt noch viel zu tun.
LEVERKUSEN Schneller, bequemer, flexibler – so soll die Zukunft des Nahverkehrs aussehen, zumindest dem Anspruch nach. Diese Zukunft hat bereits begonnen. Was ist geschafft, was noch zu tun? Wir schauen nach Leverkusen.
Rhein-Ruhr-Express (RRX) Das größte Schienen-Verkehrs-Projekt des Landes kommt Schritt für Schritt voran. Dass die Arbeiten im Zeitplan liegen, hatte Projektleiter Artur Wiatowski vor einigen Tagen in Leverkusen bestätigt. Anfang 2024 und damit noch vor Beginn der FußballEuropameisterschaft in Deutschland sollen die Strecken fertig sein. Das Ziel ist ambitioniert: Ein 15-Minuten-Takt für die regionalen Verbindungen. Dazu muss etwa auch das Teilstück Langenfeld-Leverkusen viergleisig ausgebaut werden. Der regionle Zugverkehr kann dann zweigleisig fahren, zwei Gleise sind dem Fernverkehr vorbehalten.
Der S-Bahnverkehr zwischen Leverkusen und Langenfeld bleibt gesperrt, Regio-Züge verkehren weiter auf dem Mittelgleis. Im Bahnhof Leverkusen-Mitte sind die Arbeiten an den Bahnsteigen 2 und 3 abgeschlossen, die Schallschutzwand entlang des Bahnsteigs ist weitgehend fertiggestellt. Auch das alte Bahnhofsgebäude ist nahezu komplett verschwunden, ein neues soll es nicht geben. Doch haben die Planer Freifläche gelassen, so dass ein späterer Bau noch möglich bleibt.
Mobilität Nur Bus und Bahn war gestern. Moderne Verkehrssysteme setzen zunehmend auf weitere Verkehrsträger, die frei miteinander kombiniert werden und so individuelle Kombinationen ermöglichen. Neue Verkehrsträger wie Car-Sharing oder Leihräder sind hinzugekommen und reihen sich unter dem Dach des städtischen Verkehrsunternehmens ein.
Kürzlich wurde die erste offizielle Mobilstation in der Neuen Bahnstadt eröffnet. Sämtliche Angebote des in Leverkusen und Umgebung tätigen kommunalen Verkehrsunternehmens Wupsi GmbH treffen an diesem modernen Verkehrsknotenpunkt aufeinander: Auf der rund 300 Quadratmeter großen Anlage gibt es zwei Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten für E-Autos. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) stellt dabei drei Ladepunkte für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Ein Ladepunkt ist ausschließlich für ein E-Auto im Carsharing reserviert. Außerdem sind zwei Plätze für Carsharing und zusätzlich einen Bus „on Demand“eingerichtet, der mittelfristig das Angebot der Mobilstation komplettieren soll. Weiter gibt es dort Bikesharing mit zwei Lastenfahrrädern, fünf E-Bikes und zehn normalen Wupsi-Leihfahrrädern.
Elektrobusse Zehn E-Busse der Wupsi fahren seit kurzem auf der Linie 222 durch Leverkusen und Bergisch Gladbach. Künftig sollen weitere der Fahrzeuge dazukommen – bis nur noch vergleichsweise saubere Linien über die Straßen der Stadt fahren. Etwa 200 Kilometer Reichweite besitzen die E-Motoren bei voller Auslastung des Busses. Aufgeladen ist der Akku zur Not im Schnelllademodus von null auf 100 Prozent binnen rund drei Stunden. In den neuen Bussen befinden sich unter jedem Sitz USB-Eingänge für die Smartphones der Passagiere.
Wassertaxi Mit dem Wassertaxi von Leverkusen zum Dom und weiter bis nach Bonn? Nachdem 2021 eine Machbarkeitsstudie die Einführung eines regionalen Wasserbus-Systems auf dem Rhein als realistisch eingestuft hat, werden derzeit in Köln die Planungen vertieft. „Die Machbarkeitsstudie mit Empfehlungen zum weiteren Vorgehen ist vor Kurzem in die politischen Beratungen eingebracht worden“, sagt eine Sprecherin der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB). Ob es wirklich so kommt, ist derzeit nicht absehbar. Doch könnte auch Leverkusen als Rheinanlieger davon profitieren.
Seilbahn Platzsparend, leise und umweltschonend soll sie sein, die Seilbahn als Verkehrsmittel der Zukunft.
Die Technische Hochschule Köln und der Kölner Technik-Entwickler Urban Netways planen ein solches Transportsystem, das Straßen und Bahnstrecken entlasten soll. „Die Stadt Köln hat die KVB beauftragt, eine Machbarkeitsstudie durchführen zu lassen, um mögliche Trassenvarianten nach technischer und ökonomischer Machbarkeit zu beurteilen“, sagt die KVB-Sprecherin. „Die Studie ist in Bearbeitung. Es zeichnet sich eher eine innenstadtnahe Variante als die Einbeziehung benachbarter Kommunen oder Städte ab.“Vorgesehen war in ersten Planstudien eine Verbindung zwischen Chorweiler-Nord und Leverkusen-Mitte. Auch hier bleibt der Zeitrahmen für einen möglichen Startschuss ungewiss.