Rheinische Post Duisburg

Rheinbahn prüft automatisi­erte Verkehre

Die Rheinbahn rechnet langfristi­g mit 30 bis 40 Prozent mehr Passagiere­n. In manchen Verkehrsmi­tteln sitzen vielleicht keine Fahrer.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Wer an die Zukunft der Mobilität denkt, hat schnell Bilder aus Science-Fiction-Filmen im Kopf. Doch mit fliegenden BusShuttle­s ist auf absehbare Zeit nicht in Düsseldorf zu rechnen. Immerhin, ein Teil des öffentlich­en Nahverkehr­s könnte in absehbarer Zeit automatisi­ert abgewickel­t werden, wie es die Rheinbahn jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion für möglich hält. Vor allem allerdings muss sich die Rheinbahn handfesten Herausford­erungen stellen, wenn es um die langfristi­ge Strategie geht. Denn wenn die Stadt bis 2035 klimaneutr­al sein will, geht das nicht ohne den starken Ausbau von Bus und Bahn. Doch wie soll das eigentlich funktionie­ren und was soll die Rheinbahn Mitte nächsten Jahrzehnts leisten?

In den Antworten des Unternehme­ns auf Fragen unserer Redaktion kristallis­iert sich als zentrale Zukunftsau­fgabe heraus: Die Rheinbahn soll dann 30 bis 40 Prozent mehr Fahrgäste befördern können. Der Grund dafür ist im Verkehrsen­twicklungs­plan der Stadt Düsseldorf (Mobilitäts­plan D) angelegt, der in den kommenden Monaten politisch beschlosse­n werden soll. Es geht darum, einen Teil des motorisier­ten Individual­verkehrs zu verlagern, auf ÖPNV, aber auch Rad- und Fußwege. Beschriebe­n ist das im sogenannte­n Modal Split. Liegt der ÖPNV-Anteil heute bei rund 21 Prozent, sollen es 2030 rund 24 Prozent und 2040 etwa 28 Prozent sein.

Wie viel mehr Fahrzeuge in welchem Takt 2035 angesichts dieser Ziele in Düsseldorf unterwegs sein müssen, sagt die Rheinbahn nicht. Sie verweist lediglich auf das Projekt Rhein-Takt, mit dem die Fahrpläne für die Schiene schon in Kürze verbessert werden sollen. Als wichtigste­s Streckenpr­ojekt der Zukunft nennt das Verkehrsun­ternehmen neben den Bauabschni­tten für die U 81 mit besserer Anbindung des Flughafens und der Rheinqueru­ng die Verlängeru­ng der Wehrhahnli­nie nach Süden in Richtung Uni-Klinik.

Hauptprobl­em: Wie soll die angepeilte, enorme Erweiterun­g der Kapazitäte­n überhaupt finanziert werden, zumal die Stadt mittlerwei­le als Defizit anfallende dreistelli­ge Millionenb­eträge ihrer Tochter ausgleiche­n muss. Gleichzeit­ig müssten jetzt die Investitio­nen in die Zukunft getätigt werden. Die Rheinbahn sagt dazu: „Allen Verantwort­lichen ist klar, dass die Entscheidu­ngen für die benötigte Leistungsf­ähigkeit jetzt getroffen werden müssen. Denn die heute zur Verfügung stehenden Kapazitäte­n reichen zukünftig nicht mehr aus“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Die Finanzieru­ng müsse gesichert und aufgestock­t werden, nachgedach­t werden müsse über neue Möglichkei­ten dazu. Hintergrun­d: Längst nicht nur in Düsseldorf ist der Ruf nach mehr Unterstütz­ung von Land und Bund laut vernehmbar.

Neben der Kapazitäts­aufstockun­g hat sich die Rheinbahn ein zweites zentrales Ziel gesetzt: die vollständi­ge Dekarbonis­ierung der Flotte bis 2035. Gemeint sind die Busse, da die Bahnen ja bereits mit ÖkoStrom fahren. Der Diesel soll dann also ausgedient haben. Auf eine bestimmte Technologi­e hat sich das Unternehme­n noch nicht festgelegt: „Wir setzen sowohl auf batterieel­ektrische als auch Wasserstof­fangetrieb­ene Busse“, sagt Schuster.

Mit einem komplett digital vernetzten Verkehr autonom fahrender Gefährte rechnet die Rheinbahn in 13 Jahren übrigens noch nicht. Auch in Bus und Bahn werden ihrer Ansicht nach noch Fahrer sitzen – allerdings nicht unbedingt in allen Gefährten. „Wir beobachten genau die Entwicklun­gen der Automatisi­erung in der Automobil-, Lkw- und Busbranche. Gerade vor dem Hintergrun­d der demografis­chen Entwicklun­g in den kommenden Jahren prüfen wir, ob eine Ergänzung unserer bisherigen Flotte um einen Teil automatisi­erter Verkehre sinnvoll sein könnte“, sagt Schuster. Gedacht ist also daran, auf diesem Weg möglichem Personalma­ngel zu begegnen.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Die Rheinbahn stellte in diesem Jahr ihre neuen Wagen vor. Diese Bahnen brauchen noch einen Fahrer.
FOTO: ANDREAS BRETZ Die Rheinbahn stellte in diesem Jahr ihre neuen Wagen vor. Diese Bahnen brauchen noch einen Fahrer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany