Rheinische Post Duisburg

Die Bilanz nach einem Jahr E-Busse

Seit Herbst 2021 sind in der Stadt Busse mit Elektroant­rieb im Einsatz. Welches Fazit die NEW zieht, ob es bald Fahrzeuge mit Wasserstof­fantrieb gibt und warum Gladbach früher Vorreiter in Sachen E-Mobilität war.

- VON CHRISTOPH WEGENER

MÖNCHENGLA­DBACH Als Christoph Gutmann seinen E-Bus in Venn um die enge Kurve lenkt, ist das kaum hör- oder spürbar. Kein Motor heult auf, das Fahrzeug wechselt nicht ruckelnd den Gang. „Für die Fahrgäste und Fußgänger in der Stadt ist der geräuschlo­se Elektroant­rieb schon deutlich angenehmer“, sagt Gutmann. Er selbst schätze das E-Fahrzeug wegen seiner leichtgäng­igen Lenkung, dem ruhigen Fahrverhal­ten, „und natürlich, weil es einfach umweltscho­nender ist als ein Diesel-Bus“, sagt der 27-Jährige.

Seit fast einem Jahr steuert Gutmann regelmäßig einen von vier EBussen der NEW durch Mönchengla­dbach.

Am 11. November 2021 wurden die Fahrzeuge offiziell auf der Linie 033 in Betrieb genommen, seitdem fahren sie zwischen Eicken und Venn. Eigentlich hätten die elektrisch­en Busse schon Jahre zuvor eingesetzt werden sollen. Weil der Hersteller Sileo die angekündig­ten Modelle aber nicht liefern konnte, verzögerte sich der Prozess. Mit Mercedes-Benz erhielt schließlic­h ein neues Unternehme­n den Zuschlag.

Mit dessen Fahrzeugen ist die NEW bisher zufrieden. „Die Busse laufen nahezu störungsfr­ei“, sagt Wolfgang Opdenbusch, Chef der NEW-Tochter Mobil und Aktiv. Auch im Winter, wenn niedrige Temperatur­en, Heizung und Lichtanlag­e den Akku belasten, könne die versproche­ne Reichweite von 180 Kilometern eingehalte­n werden. Weil die Strecke der Linie 033 allerdings bei ganztägige­m Busbetrieb rund 215 Kilometer umfasst, wird trotzdem regelmäßig nachgelade­n.

Vor 48 Jahren konnte man von solchen Werten nur träumen: 1974 gehörte Mönchengla­dbach zu den ersten Städten, die E-Busse regelmäßig im Stadtverke­hr einsetzten. Strom bezog das Modell des Unternehme­ns MAN von einer großen Batterie,

die in einem Anhänger untergebra­cht war. Keine besonders ästhetisch­e Lösung, die aber eine Reichweite von immerhin 80 Kilometern

ermöglicht­e. Insgesamt fünf Jahre wurden die E-Busse von den Stadtwerke­n eingesetzt, konnten sich am Ende aber nicht gegen die

Verbrenner­variante durchsetze­n.

Jetzt aber sind sie zurück und kommen ohne großen Anhänger und Batterieta­usch aus: Während einer Acht-Stunden-Schicht legt Fahrer Christoph Gutmann einmal pro Stunde an der Ladestatio­n an der Künkelstra­ße eine Pause ein. Der Stopp dauert zehn Minuten. Das reiche, damit das Fahrzeug den ganzen Tag mit rund 90 Prozent Akkuleistu­ng fährt, erklärt der Busfahrer. Den Ladetricht­er richtig anzuschlie­ßen, erfordere allerdings etwas Übung. Auch deswegen werden die Fahrer der NEW für die Fahrt mit den Elektrobus­sen ausgebilde­t. „Zu Beginn waren wir nur 30 Fahrer, inzwischen haben viele Kollegen

die Schulung mitgemacht und wollen unbedingt auch einmal fahren“, sagt der 27-Jährige, während er geräuschlo­s über eine Kreuzung gleitet.

Bislang müssen sich die Fahrer jedoch in Geduld üben, denn nach wie vor umfasst die Flotte der NEW nur vier E-Busse. „Wir planen, die Anzahl möglichst bald deutlich zu erhöhen“, sagt Wolfgang Opdenbusch. Alleine auf der Linie 033 spare man pro Jahr durch den E-Antrieb rund 75.000 Liter Diesel ein und senke die CO2-Emissionen um etwa 200 Tonnen. „Wir wollen unsere Bilanz da weiter verbessern“, betont Opdenbusch. Doch das kostet viel Geld: Während ein Diesel-Linienbus für etwa 250.000 Euro zu haben sei, schlagen E-Busse mit grob 600.000 Euro ins Kontor. Deswegen setze man auch auf Förderprog­ramme von Land und Bund und führe aktuell Analysen durch, um die Mobilitäts­wende sinnvoll und ökonomisch voranzutre­iben.

Alternativ­e Technologi­en wie Wasserstof­fantriebe werden dabei mit einbezogen. „Während viele EBusse inzwischen in Serie gehen, sind Modelle mit Wasserstof­f aber häufig eher Prototypen“, erklärt Opdenbusch. Zudem benötigten diese Busse eine kostspieli­ge Infrastruk­tur, etwa eine Halle mit Dachentlüf­tung. Deswegen tendiere man eher zu E-Bussen. Noch in diesem Monat wolle man sich bei der NEW konkret damit beschäftig­en, wie das Unternehme­n seine Flotte möglichst umweltfreu­ndlich ausbauen kann.

Christoph Gutmann ist auf jeden Fall sichtlich zufrieden mit den EBussen, und seine Fahrgäste scheinen es auch zu sein: „Da sollten auf jeden Fall mehr E-Busse kommen“, sagt Christina Stroud, die regelmäßig mit der Linie 033 fährt. Eine Meinung, die viele Fahrgäste im Bus teilen.

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FOTO: JANA BAUCH NEW-Busfahrer Christoph Gutmann steuert regelmäßig die EBusse der Linie 033 durch den Gladbacher Straßenver­kehr.
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Anhänger.
FOTO: STADTARCHI­V MG Die ersten EBusse wurden bereits vor Jahrzehnte­n in der Vitusstadt eingesetzt. Ihre Batterie befand sich in einem Anhänger.
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