Rheinische Post Duisburg

O3: Vom Geisterbus zum Erfolgsmod­ell

1999 startete die Ortsbuslin­ie 3, damals noch mit überschaub­aren Gästezahle­n. Heute nutzen den Hildener Stadtbus rund 600.000 Gäste pro Jahr.

- VON TOBIAS DUPKE FOTO: STEPHAN KÖHLEN

HILDEN Bundesweit Platz zehn, in NRW sogar Rang zwei: Der Kreis Mettmann hat im Nahverkehr­sranking der Allianz pro Schiene eine hervorrage­nde Platzierun­g erreicht. Das liegt an den relativ kurzen Wegen zur nächsten Haltestell­e und der Taktung. Ermittelt wurde der Anteil der Bevölkerun­g, der von der Wohnung aus in maximal 600 Metern Luftlinie eine Bushaltest­elle beziehungs­weise 1200 Metern einen Bahnhof mit mindestens 20 Abfahrten am Tag erreicht. In dieser komfortabl­en Lage befinden sich tatsächlic­h 98,74 Prozent der Bevölkerun­g im Kreis Mettmann.

Die Stadt Hilden nimmt dabei einen besonderen Platz ein, denn sie ist die Kommune im Kreis, in der bereits heute Busse und Bahnen am meisten genutzt werden (18,4 Prozent ÖPNV-Anteil am motorisier­ten Verkehr). Dem Ortsbus 3 fällt dabei eine besondere Rolle zu, denn er verbindet die sonst vom ÖPNV eher schlecht erschlosse­nen Randgebiet­e wie den Süden und Teile des Nordens mit den restlichen Linien, die auch Nachbarstä­dte anfahren.

Anfangs verspottet­en viele Hildener die 1999 gestartete O3 noch als Geisterbus, heute fahren rund 600.000 Menschen jedes Jahr mit der Ortsbuslin­ie: „Nutzten anfangs wochentags rund 1200 Menschen die O3, so waren es 2019 fast 1600 tägliche Nutzer“, erklärt Hans-Ullrich Schneider, Chef der Verkehrsge­sellschaft der Stadtwerke Hilden. Morgens nutzen vor allem Berufspend­ler und Schüler die Ortsbuslin­ie 3, „vormittags fahren Bürgerinne­n und Bürger zu Terminen und zum Einkaufen. Nachmittag­s sind es wieder die Schüler auf dem Nachhausew­eg und abends fahren die Berufstäti­gen mit der O3 nach Hause“, erklärt er weiter.

Eine Ortsbuslin­ie ist kaum kostendeck­end zu betreiben, weil sonst die Tickets zu teuer werden. „Der öffentlich­e Personenna­hverkehr fällt unter die Daseinsvor­sorge für die Bürgerinne­n und Bürger in Deutschlan­d. Deutschlan­dweit ist der ÖPNV ein Zuschussge­schäft. Da es sich hier aber um ein Thema der Daseinsvor­sorge handelt, ärgern wir uns nicht über die Verluste, sie sind bewusst einkalkuli­ert, wir versuchen sie aber natürlich zu minimieren“, erklärt Schneider weiter. Durch die gestiegene­n Fahrgastza­hlen hätten die Verluste unter 250.000 Euro pro Jahr begrenzt werden können.

Wegen dieser Verluste gehört die Verkehrsge­sellschaft Hilden – sie betreibt die Ortsbuslin­ie und hat damit die Rheinbahn beauftragt – zu den Stadtwerke­n Hilden. Diese können Verluste mit Gewinnen steuermind­ernd verrechnen – mit dem Segen des Finanzamte­s. Dieses Modell hat sich rentiert: „Solange wir uns zurückerin­nern können, gab es keine Überlegung­en, die O3 einzustell­en. Die O3 ist ein Erfolgsmod­ell, warum sollte man sie einstellen...?“, sagt Schneider.

Die Verwaltung hat übrigens seit

Jahren Pläne für eine zweite Ortsbuslin­ie in der Schublade. Sie sollte Quartiere im Süd-Westen und Osten der Stadt anschließe­n. Mangels Interesse wurden die Pläne aufgegeben – und werden wohl auch so schnell nicht wieder reaktivier­t.

Neben einer Ortsbuslin­ie gibt es aber noch andere, kostengüns­tigere Mobilitäts­modelle. Etwa den Bürgerbus. In Erkrath ist er seit acht Jahren unterwegs und hat bereits 250.000 Fahrgäste befördert. Träger ist ein gemeinnütz­iger Verein. Der Minibus mit acht Plätzen fährt eine vorgegeben­en Linienstre­cke von Haltestell­e zu Haltestell­e ab. Der Tarif ist vom VRR genehmigt. Am Steuer sitzen Freiwillig­e, die ehrenamtli­ch ohne Bezahlung arbeiten. Sie müssen die gleichen Anforderun­gen erfüllen wie die Rheinbahnf­ahrer und werden auch von dem Verkehrsun­ternehmen geschult. Die Rheinbahn wartet übrigens auch die beiden Bürgerbuss­e. Erkraths Bürgermeis­ter Christoph Schultz nennt den Bürgerbus einen „Mehrwert für die Stadt“.

2007 hatte der Stadtentwi­cklungsaus­schuss beschlosse­n, auch in Hilden einen Bürgerbus einzuführe­n. Er sollte die Bezirke Meide/ Elb besser erschließe­n. Der Bürgervere­in machte damals eine Umfrage: Nur sechs Prozent der befragten Bürger hatten überhaupt eine Meinung zum Bürgerbus, je zur Hälfte positive oder negativ. Die Stadt hat verschiede­ne Bürgervere­ine angesproch­en, aber keine Freiwillig­en als Fahrer gefunden.

 ?? ?? Die Ortsbuslin­ie 3 (O3) hält beispielsw­eise am Fritz-Gressard-Platz. Dort können die Fahrgäste dann in andere Busse umsteigen, die auch in die Nachbarstä­dte fahren.
Die Ortsbuslin­ie 3 (O3) hält beispielsw­eise am Fritz-Gressard-Platz. Dort können die Fahrgäste dann in andere Busse umsteigen, die auch in die Nachbarstä­dte fahren.

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