O3: Vom Geisterbus zum Erfolgsmodell
1999 startete die Ortsbuslinie 3, damals noch mit überschaubaren Gästezahlen. Heute nutzen den Hildener Stadtbus rund 600.000 Gäste pro Jahr.
HILDEN Bundesweit Platz zehn, in NRW sogar Rang zwei: Der Kreis Mettmann hat im Nahverkehrsranking der Allianz pro Schiene eine hervorragende Platzierung erreicht. Das liegt an den relativ kurzen Wegen zur nächsten Haltestelle und der Taktung. Ermittelt wurde der Anteil der Bevölkerung, der von der Wohnung aus in maximal 600 Metern Luftlinie eine Bushaltestelle beziehungsweise 1200 Metern einen Bahnhof mit mindestens 20 Abfahrten am Tag erreicht. In dieser komfortablen Lage befinden sich tatsächlich 98,74 Prozent der Bevölkerung im Kreis Mettmann.
Die Stadt Hilden nimmt dabei einen besonderen Platz ein, denn sie ist die Kommune im Kreis, in der bereits heute Busse und Bahnen am meisten genutzt werden (18,4 Prozent ÖPNV-Anteil am motorisierten Verkehr). Dem Ortsbus 3 fällt dabei eine besondere Rolle zu, denn er verbindet die sonst vom ÖPNV eher schlecht erschlossenen Randgebiete wie den Süden und Teile des Nordens mit den restlichen Linien, die auch Nachbarstädte anfahren.
Anfangs verspotteten viele Hildener die 1999 gestartete O3 noch als Geisterbus, heute fahren rund 600.000 Menschen jedes Jahr mit der Ortsbuslinie: „Nutzten anfangs wochentags rund 1200 Menschen die O3, so waren es 2019 fast 1600 tägliche Nutzer“, erklärt Hans-Ullrich Schneider, Chef der Verkehrsgesellschaft der Stadtwerke Hilden. Morgens nutzen vor allem Berufspendler und Schüler die Ortsbuslinie 3, „vormittags fahren Bürgerinnen und Bürger zu Terminen und zum Einkaufen. Nachmittags sind es wieder die Schüler auf dem Nachhauseweg und abends fahren die Berufstätigen mit der O3 nach Hause“, erklärt er weiter.
Eine Ortsbuslinie ist kaum kostendeckend zu betreiben, weil sonst die Tickets zu teuer werden. „Der öffentliche Personennahverkehr fällt unter die Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Deutschlandweit ist der ÖPNV ein Zuschussgeschäft. Da es sich hier aber um ein Thema der Daseinsvorsorge handelt, ärgern wir uns nicht über die Verluste, sie sind bewusst einkalkuliert, wir versuchen sie aber natürlich zu minimieren“, erklärt Schneider weiter. Durch die gestiegenen Fahrgastzahlen hätten die Verluste unter 250.000 Euro pro Jahr begrenzt werden können.
Wegen dieser Verluste gehört die Verkehrsgesellschaft Hilden – sie betreibt die Ortsbuslinie und hat damit die Rheinbahn beauftragt – zu den Stadtwerken Hilden. Diese können Verluste mit Gewinnen steuermindernd verrechnen – mit dem Segen des Finanzamtes. Dieses Modell hat sich rentiert: „Solange wir uns zurückerinnern können, gab es keine Überlegungen, die O3 einzustellen. Die O3 ist ein Erfolgsmodell, warum sollte man sie einstellen...?“, sagt Schneider.
Die Verwaltung hat übrigens seit
Jahren Pläne für eine zweite Ortsbuslinie in der Schublade. Sie sollte Quartiere im Süd-Westen und Osten der Stadt anschließen. Mangels Interesse wurden die Pläne aufgegeben – und werden wohl auch so schnell nicht wieder reaktiviert.
Neben einer Ortsbuslinie gibt es aber noch andere, kostengünstigere Mobilitätsmodelle. Etwa den Bürgerbus. In Erkrath ist er seit acht Jahren unterwegs und hat bereits 250.000 Fahrgäste befördert. Träger ist ein gemeinnütziger Verein. Der Minibus mit acht Plätzen fährt eine vorgegebenen Linienstrecke von Haltestelle zu Haltestelle ab. Der Tarif ist vom VRR genehmigt. Am Steuer sitzen Freiwillige, die ehrenamtlich ohne Bezahlung arbeiten. Sie müssen die gleichen Anforderungen erfüllen wie die Rheinbahnfahrer und werden auch von dem Verkehrsunternehmen geschult. Die Rheinbahn wartet übrigens auch die beiden Bürgerbusse. Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz nennt den Bürgerbus einen „Mehrwert für die Stadt“.
2007 hatte der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, auch in Hilden einen Bürgerbus einzuführen. Er sollte die Bezirke Meide/ Elb besser erschließen. Der Bürgerverein machte damals eine Umfrage: Nur sechs Prozent der befragten Bürger hatten überhaupt eine Meinung zum Bürgerbus, je zur Hälfte positive oder negativ. Die Stadt hat verschiedene Bürgervereine angesprochen, aber keine Freiwilligen als Fahrer gefunden.