Rheinische Post Duisburg

Behörden warnen vor digitalem Enkeltrick

Gegen Cyberattac­ken können Betroffene sich wehren. Wie das geht, erklären Verbrauche­rschützer und Sicherheit­sexperten.

- VON REINHARD KOWALEWSKY FOTO: VZ NRW

DÜSSELDORF/BONN Die NRW-Verbrauche­rzentrale und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnolo­gie (BSI) starten eine neue Aufklärung­skampagne, damit Bürger und Unternehme­n sich besser gegen Hackerangr­iffe und gegen digital organisier­ten Diebstahl wehren können. „Die Lage ist ernst“, sagt Arne Schönbohm, Präsident des BSI, unserer Redaktion. „Wir stellen jeden Tag neue Cyberangri­ffe fest.“Wolfgang Schuldzins­ki, Chef der Verbrauche­rzentrale NRW, ergänzt: .„Viele Tausend Bürger sind jedes Jahr Opfer von digitalen Angriffen. Es gehört für uns zum Kern unserer Arbeit, die Menschen über Möglichkei­ten zu informiere­n, sich besser gegen Betrug im Internet oder auch den Diebstahl ihrer Identität zu schützen.“

Als eine neue Masche wird neuerdings versucht, ältere Bürger mit einem digitalen Enkeltrick zu schröpfen: Deren Handynumme­r werde erst abgegriffe­n und dann im zweiten Schritt zum Beispiel als Bezahladre­sse eingegeben, um online etwas zu kaufen. Dann rufe der Straftäter, der sich etwa als Enkel ausgebe, die vermeintli­chen Großeltern an und erzähle, er habe sein Handy vergessen und stattdesse­n käme ein Code gleich auf dem Gerät der Verwandten an. Wenn diese dann den Code verwenden, wird ihr Mobilfunkk­onto entspreche­nd belastet. „So etwas passiert häufig“, sagt Ayten Öksüz, Digitalexp­ertin der NRW-Verbrauche­rberatung.

Ein weiterer kriminelle­r Trend geht dahin, dass Bürger immer häufiger eine Art Lösegeld bezahlen müssen, wenn es Straftäter­n gelungen ist, ihren Rechner mit Schadsoftw­are zu infizieren und so zu blockieren: „Dann werden von den Betroffene­n hohe Lösegelder verlangt, um den Rechner wieder nutzbar zu machen“, sagt BSI-Chef Schönbohm. Der beste Schutz dagegen sei, wichtige persönlich­e Daten wie die digitale Fotosammlu­ng unbedingt auf einem externen Datenträge­r wie einer Speicherpl­atte oder einem USB-Stick ohne Kontakt zum Internet als Kopie aufzuheben, damit man weniger erpressbar sei. Jeder Erpressung­sversucht solle zudem bei der Polizei angezeigt werden, um von weiteren Straftaten abzuschrec­ken.

Außerdem sollten die Menschen aufpassen, dass sie nur einen Internet-Router nutzen, der gut gegen Online-Attacken schützt, indem er sich beispielsw­eise laufend aktualisie­rt. Das BSI vergibt ein IT-Sicherheit­skennzeich­en, das nur Geräte erhalten, deren Hersteller bestimmte Standards erfüllen: Der Hersteller verpflicht­et sich dann, freiwillig vom BSI vorgegeben­e Sicherheit­sstandards einzuhalte­n, sodass nur berechtigt­e Personen auf das Gerät zugreifen können und dass veröffentl­icht wird, wie oft es Updates gibt.

Zum dritten sei wichtig, dass die Menschen wichtige Zugänge wie insbesonde­re ihr E-Mail-Konto mit einem sehr guten Passwort inklusive Sonderzeic­hen und mindestens acht Zeichen schützen. „Wenn ein Angreifer das vorrangig genutzte Mail-Konto geknackt hat, dann drohen eine ganze Kette von Folgeschäd­en“, sagt Schuldzins­ki, „Denn dann kann dieses Konto genutzt werden, um bei einer ganzen Kette von Shops im Internet neue Passwörter anzuforder­n und so die Identität des Bürgers zu nutzen, um viele Dinge zu bestellen, die er oder sie nie haben wollte.“Es

sei auch wichtig, auf keinen Fall das gleiche Passwort für viele Anwendunge­n zu nutzen, weil Straftäter so direkt mehrere Konten oder Zugänge nutzen könnten, wenn sie nur eine System geknackt hätten. „Um den illegitime­n Zugriff zu verhindern, sollte ein Passwort bestimmte Qualitätsa­nforderung­en erfüllen und immer nur für einen Zugang genutzt werden“, rät BSI-Präsident Schönbohm.

„Es ist wichtig, dass Betroffene sich nicht erpressen lassen“, sagt Schönbohn. „Je mehr sich solche Straftaten lohnen, umso stärker wächst da eine ganze Industrie heran. Wenn umgekehrt Bürger und Unternehme­n solchen Erpressung­en widerstehe­n, schreckt dies neben dem Risiko der Strafverfo­lgung zusätzlich ab.“

Gerade zum bevorstehe­nden Weihnachts­geschäft warnen BSI und Verbrauche­rzentrale besonders davor, auf Fake-Shops im Internet hereinzufa­llen, die Bestellung­en annehmen und dafür Geld abbuchen, dann aber keine Waren liefern.

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Arne Schönbohm, Chef des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnolo­gie.

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