Rheinische Post Duisburg

Garagen sind das neue Betongold

Preise zwischen 30.000 und 60.000 Euro sind an der Tagesordnu­ng. Neue Garagenhöf­e sind von der Stadt nicht gewollt.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Preise für Garagen in Düsseldorf erreichen neue Höchststän­de. Selbst Garagen aus den sechziger oder siebziger Jahren, die vor zehn Jahren für 12.000 bis 15.000 Euro zu haben waren, werden jetzt für mehr als 30.000 Euro angeboten und auch verkauft. Grund: Das Angebot auf dem Markt ist keinesfall­s üppig und während die Zahl der Autos in der Stadt immer weiter steigt, fallen zunehmend Stellplätz­e im öffentlich­en Raum weg.

Auf dem Portal Immoscout gab es am Freitag für Düsseldorf 13 Kaufangebo­te. Darunter Tiefgarage­nstellplät­ze in der Carlstadt und in Oberkassel für jeweils 60.000 Euro. Wer denkt, Forderunge­n dieser Art seien nur in diesen bekannt hochpreisi­gen Stadtteile­n der Fall, der irrt. Zwei Einzelgara­gen in einem neuen Garagenhof in Holthausen sollen 89.800 Euro kosten. Wer nur eine Garage erwerben möchte, ist mit 45.900 Euro dabei. Die Preise werden unter anderem damit begründet, dass jede Garage über einen Stromansch­luss mit Steckdose, Licht und Wallbox-Vorbereitu­ng für E-Fahrzeuge verfüge. Die Neubaugara­gen seien mit den Außenmaßen von circa drei mal sechs Metern für alle Pkw und SUV geeignet.

Natürlich gibt es auch günstigere Angebote. 29.500 Euro in Kaiserswer­th oder 17.900 Euro in Benrath. Bei dem Schnäppche­n im Süden handelt es sich jedoch um einen Duplex-Tiefgarage­nplatz, bei dem zwei Autos übereinand­er in einer Metallkons­truktion parken. Eine eigene Garage, in der sich weitere Dinge unterbring­en lassen, ist weitaus attraktive­r.

So oder so: Die Preise für Stellplätz­e kennen nur eine Richtung: nach oben. Auf Anfrage stellt die Stadt folgende Daten des Gutachtera­usschusses zur Verfügung: Eine Garage in der City kostete 2002 im Durchschni­tt 18.122 Euro, 2012 waren es 33.915 Euro und 2022 46.429. Euro. In den Stadtteile­n rund um die Innenstadt kletterten die Preise von 10.035 über 19.854 auf 32.709 Euro.

Solche Steigerung­en sind für Anleger attraktiv. „Die Anfragen nach Garagen haben zugenommen“, bestätigt Jörg Schnorrenb­erger, Vorsitzend­er des Rings Deutscher Makler in Düsseldorf. Es gebe Kunden, die sich auf den Kauf von Parkraum spezialisi­ert hätten. Eine Garagenhof biete sichere und steigende Einnahmen, es gebe mit den Mietern meist keine Probleme und die Unterhalts­und Instandhal­tungskoste­n seien niedrig. Die Anlagen werden angesichts der Gesamtlage immer attraktive­r. Beim genannten Garagenhof in Holthausen lässt sich aus dem Angebot eine Monatsmiet­einnahme von 139 Euro herauslese­n.

Bauherren sind nicht unbedingt erpicht auf möglichst viele Tiefgarage­n-Stellplätz­e. „Sie sind ein Kostentrei­ber“, sagt etwa Catella-Chef Klaus Franken, der gerade am Südende der Kö ein neues Hochhaus plant. Ein Stellplatz koste rund 40.000 Euro, das Geld sei nur schwer wieder hereinzuho­len. Bei den Wohntürmen WinWin im Hafen, wo die Gründung des Baus direkt am Rhein eine besondere Herausford­erung darstellte, werden Spitzenpre­ise verlangt. Wer sich die 74 Quadratmet­er große Dreizimmer­wohnung für 1,2 Millionen Euro leisten kann, erschreckt sich bei 65.000 Euro für den Stellplatz vermutlich nicht allzu sehr.

Die Stadt wird auf die Situation nicht mit der Genehmigun­g vieler Garagenhöf­e antworten. Sie seien als flächenint­ensiv zu kennzeichn­en und von daher nicht als Regellösun­g gewollt, heißt es auf Anfrage. „Die Zukunft geht zu gebündelte­n Angeboten unterschie­dlicher Verkehrsmi­ttel, die in einer vergleichb­aren Relation/Entfernung zu der Erreichbar­keit der vorhandene­n öffentlich­en Nahverkehr­smittel im Quartier angeordnet werden sollten“, so ein Sprecher der Stadt. Dass nicht alle Preisvorst­ellungen Widerhall finden, zeigt ein Fall aus Bilk. Dort wurde vor zwei Monaten für eine Garage alter Bauart 48.500 Euro verlangt. Nun ist ein Angebot zu finden, dass bei knapp 40.000 Euro liegt.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Freistehen­de Garagen wie diese in Bilk werden heute von der Stadt nicht mehr angestrebt.
FOTO: ANDREAS BRETZ Freistehen­de Garagen wie diese in Bilk werden heute von der Stadt nicht mehr angestrebt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany