Rheinische Post Duisburg

Getanzte Unendlichk­eit

Am 11. Februar wäre Sabine Seume 60 geworden. Wegbegleit­er erinnern jetzt an sie.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER FOTO: VOJTECH BRYTNICKOV

DÜSSELDORF Die Nachricht von ihrem Tod am 17. April 2021 kam unerwartet. Noch ein halbes Jahr zuvor hatte Sabine Seume mit ihrer Soloperfor­mance „Infinity“(Unendlichk­eit) im Atelier für Performati­ve Künste ihrer langjährig­en Freundin Susanne Weins in Kaiserswer­th auf der Bühne gestanden. Die Düsseldorf­er Tänzerin und Choreograf­in setzte sich darin mit „der Grundfrage nach einem Ende und einem Anfang“auseinande­r, wie sie unserer Redaktion erzählte. Ein Thema, das Seume fasziniert­e und bewegte. Neun Jahre war es her, dass sie als Solistin mit einem Stück zu sehen gewesen war. Die Zeit dazwischen hatte die Folkwang-Absolventi­n in die Arbeit mit ihrer eigenen Kompanie gestürzt, hatte Produktion­en in Prag inszeniert und choreograf­iert.

Ihr plötzliche­r Tod hinterließ eine große Lücke. Freunde, Wegbegleit­er und Kollegen widmen Sabine Seume am 11. Februar, an dem sie 60 Jahre alt geworden wäre, eine Rundfahrt als „Tanz in memoriam“. An den einzelnen Stationen, die ihr Leben und Wirken prägten, gibt es Gelegenhei­t sich zu erinnern, Abschied zu nehmen und ihr Andenken zu ehren. Die in Mülheim Ruhr geborene Schülerin von Pina Bausch hatte den Folkwang-Gedanken einer sozialen Grundhaltu­ng dem zeitgenöss­ischen Tanz gegenüber verinnerli­cht. Sie wurde geschätzt als kollegiale, zugewandte und offene Künstlerin, die als eine der bekanntest­en Vertreteri­nnen des Butoh-Tanzes in Deutschlan­d galt.

Erste Station der Gedenkfahr­t wird um 9.30 Uhr das Tanzhaus NRW sein, dem Seume sehr verbunden war. Im Foyer stellt Ursula Kaufmann eine ihr gewidmete Ausstellun­g vor. Für den zweiten Stopp geht es per Bus nach Krefeld. In der Fabrik Heeder wird ihr Stück „Stille“von 2016 für Kinder und Erwachsene noch einmal aufgeführt. Gegen 13.30 Uhr kommen die Teilnehmer der Rundfahrt im Atelier für Performati­ve Künste in Kaiserswer­th zusammen. Dort steht das Bühnenbild ihres letzten großen Solos „Infinity“.

Der vierte Stopp ist für 14.45 Uhr am Platz der Deutschen Einheit geplant. Im „Tourbus“läuft ein Kurzfilm über die Outdoor-Performanc­e „Die Zeiten ändern sich“von 2009, am Brunnen auf dem Platz werden die Kostüme dazu zu sehen sein. Zum Abschluss kommen alle Teilnehmer gegen 15.30 Uhr noch einmal im Weltkunstz­immer zusammen, um sich mit bewegten Bildern, Flyern, Collagen, Musik und Lectures zu erinnern.

Da der Gedenktag auch als Archivieru­ngsprozess der künstleris­chen Biografie Seumes verstanden werden soll, bitten die Organisato­ren die Teilnehmer, im Sinne eines „kollektive­n Gedächtnis­ses“Erinnerung­sstücke mitzubring­en. Das können Fotos, Eintrittsk­arten, Kostüme oder Objekte sein, die mit Sabine Seume in Verbindung stehen und die zur Vervollstä­ndigung der von ihr selbst geführten Sammlung über den zeitgenöss­ischen Tanz dokumentie­rt werden sollen. Anmeldunge­n und Infos unter:

www.sabine-seume.de/in-memoriam.html

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Die Tänzerin und Choreograf­in Sabine Seume (1963–2021).

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