Rheinische Post Duisburg

Die heimische Kiesindust­rie setzt wieder auf eine Dialog-Aktion

Im Vorfeld der dritten Offenlage der Regionalpl­ans Ruhr beklagt die Initiative Zukunft Niederrhei­n eine „Dauerempör­ung“und freut sich über Rückenwind aus Berlin. Als Verbündete­n sehen die heimischen Kiesuntern­ehmen die Bundesregi­erung.

- VON FRITZ SCHUBERT

KREIS WESEL Wie sich die Bilder gleichen: Ende Januar 2022 hatten die in der Initiative Zukunft Niederrhei­n versammelt­en Betriebe vor der zweiten Offenlage des Regionalpl­ans Ruhr ihre Standpunkt­e vorgelegt, sich gegen „Mythen und Falschinfo­rmationen“gewehrt und einen mangelnden Dialog beklagt. Am Freitagmor­gen folgte jetzt die Neuauflage. An exakt gleicher Stelle(Welcome-HotelWesel)äußerten sich die exakt gleichen Protagonis­ten und kündigten an, „die Vermittlun­g von Informatio­nen rund um die regionale Gewinnung von Sand und Kies“in den nächsten Wochen „mit einer erneuten Dialog-Aktion“zu unterstütz­en.

Hintergrün­de sind die am Montag startende nunmehr dritte Offenlage besagten Plans und der Gegenwind der jüngsten Tage. Als veritablen Verbündete­n sehen die heimischen Kiesuntern­ehmen die Bundesregi­erung und besonders Minister Robert Habeck (Grüne).

Zukunft Niederrhei­n-Geschäftsf­ührer Sascha Kruchen, Beate Böckels von Holemans (Rees) und Christan Strunk von Hülskens (Wesel) begrüßten ein „klares Bekenntnis der Bundesregi­erung zur heimischen Rohstoffge­winnung“. Sie machten „Rückenwind aus dem grünen Wirtschaft­s- und Klimaschut­zministeri­um“von Habeck aus. Denn dieses habe unlängst die nationale Rohstoffst­rategie mit wichtigen Eckpunkten für die heimische Rohstoffge­winnung ergänzt. Sie sichere die Versorgung am besten und garantiere die Einhaltung hoher Umweltund Sozialstan­dards.

Außerdem, und das wurde gleich mehrfach betont, bestätige Berlin, dass die Energie- und Klimawende in Deutschlan­d zu einem erhebliche­n Mehrbedarf an mineralisc­hen Rohstoffen führen werde. Und diese sollten möglichst regional gewonnen werden, weil sich lange Transporte oder Importe nicht lohnten und zudem klimaschäd­licher seien.

Wer sich an dieser Stelle fragt, was konkret mit umstritten­en Flächen passiert, die besonders auf der linken Rheinseite des Kreis Wesel weiter für Aufruhr sorgen, bekommt zunächst keine Antwort. Zu einzelnen Vorhaben – ob mittlerwei­le gestrichen oder nicht – mochten sich die Akteure der Initiative Zukunft Niederrhei­n nicht äußern. Dem Unternehme­nsverband ging es eher um mehr Wertschätz­ung, die er mit der Dialog-Aktion unter www.sandundkie­s.net bekommen möchte. Dort werde jede Frage beantworte­t. Es gehe nicht nur um sachlichen Austausch, Offenheit und Transparen­z, sondern auch um gesamtwirt­schaftlich­e Verantwort­ung und Daseinsfür­sorge.

Im Zusammenha­ng mit jüngsten

Berichten zur bevorstehe­nden dritten Offenlage des Regionalpl­ans beklagen die Kies-Unternehme­n eine

Bei Fragen nach dem Einsatz von Recyclingm­aterial, heißt es, dass

ausgerechn­et die öffentlich­e Hand als größter Kunde dieses nicht nachfragt. Auch nicht im

Straßenbau.

„Dauerempör­ung“selbst in Neukirchen-Vluyn, wo zwei von drei Gebieten gestrichen worden seien. Das sorge für eine Verunsiche­rung der Bevölkerun­g, weshalb man ja seine Dialog-Aktion wieder aufleben lasse.

Unterfütte­rt wird die Argumentat­ion für die Notwendigk­eit der Rohstoffge­winnung mit Zahlen wie diesen. So gingen 50 bis 70 Prozent Kies und Sand in den öffentlich­en Hochund Tiefbau. In NRW müssten 210 Straßenbrü­cken abgerissen und neu gebaut werden, außerdem seien 800 Autobahnbr­ücken zu sanieren. Allein 2000 Tonnen brauche man für ein 140-Meter Windrad. Bundesweit­e fehlten 700.000 Wohnungen...

Bei Fragen nach dem Einsatz von Recyclingm­aterial, heißt es, dass ausgerechn­et die öffentlich­e Hand als größter Kunde dieses nicht nachfragt. Auch nicht im Straßenbau.

Die dritte Offenlage zum Regionalpl­an Ruhr läuft vom 6. Februar bis zum 31. März. In dieser Zeit herrscht Gelegenhei­t, Einsicht in den geänderten Planentwur­f, die angepasste Begründung und den aktualisie­rten Umweltberi­cht zu nehmen und eine Stellungna­hme zu den Änderungen abzugeben. Stellungna­hmen können schriftlic­h oder in elektronis­cher Form vorgebrach­t werden.

Der RVR bittet um digitale Übermittlu­ng per E-Mail an regionalpl­anung@rvr.ruhr. Die Plattform Beteiligun­g-Online wird nicht mehr für die Einreichun­g von Stellungna­hmen genutzt.

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FOTO: MALZ Ohne regionale Baustoffe keine Energie- und Klimawende: so argumentie­rt die Inititiati­ve Zukunft Niederrhei­n.

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