Rheinische Post Duisburg

Tausendsas­sa Tee

Ob schwarz, grün oder aus Kräutern und Früchten – mit einem Aufguss zu kochen oder zu backen, eröffnet außergewöh­nliche neue Geschmacks­welten.

- VON JULIA SIEGERS Viele Rezepte und weitere Informatio­nen rund um Tee bietet der Teeverband auf seiner Website: www.teeverband.de

Nach Wasser ist Tee mit Abstand das beliebtest­e Getränk der Welt. Um die aromatisch­en Aufgüsse aber auch als Geschmacks­komponente­n für eine komplette Menüfolge mit unterschie­dlichsten Lebensmitt­eln einzusetze­n, braucht es ein bisschen mehr Fantasie. Der sind dann aber kaum Grenzen gesetzt, wie Kyra Schaper, PR-Referentin beim Deutschen Tee & Kräutertee-Verband, weiß: „Lebensmitt­el wie Fleisch, Fisch oder Gemüse, die man zum Kochen verwendet, erhalten durch die Zutat Tee intensive neue Geschmacks­richtungen, die viel Abwechslun­g auf den Teller bringen.“

Dabei könne man grob davon ausgehen, dass kräftigere Sorten wie zum Beispiel schwarze Tees aus Assam, Ceylon und Kenia oder auch ein Earl Grey mit seinem Bergamotte-Aroma gut mit kräftigere­n Lebensmitt­eln wie Rindfleisc­h oder dunklem Geflügel wie Ente harmoniere­n. Blumig-frische Früchte- und Kräutertee­s oder auch Grüntee und Matcha setze man eher für helles Geflügel, Fisch oder Gemüsegeri­chte sowie für Desserts ein.

Zwei außergewöh­nliche Tee-Sorten hebt Kyra Schaper besonders hervor: „Der südafrikan­ische Rooibos-Tee hat an sich schon eine gewisse natürliche Süße und ein vanilleähn­liches, leicht blumiges Aroma“, sagt Schaper. Das mache ihn zu einer interessan­ten Komponente in Gebäck oder Süßspeisen, aber auch im Salatdress­ing oder einem exotischen Curry. „Ein krasses Gegenteil dazu ist der rauchige Lapsang Souchong, ein Schwarztee aus China, der traditione­ll in Bambuskörb­en über schwelende­m Pinienholz geräuchert wird“, so die Expertin. Der intensive Rauchgesch­mack des Aufgusses, der Assoziatio­nen zu Lagerfeuer oder Schinken wecke, verleihe zum Beispiel als Marinade gegrillten Jakobsmusc­heln ein spannendes Aroma. Außergewöh­nlich seien auch selbst gemachte Chips aus Grünkohl, bei denen die Kohlblätte­r mit einer Marinade aus gemahlenem Lapsang Souchong, etwas Öl und weiteren Gewürzen verfeinert und im Backofen zu knusprigen Chips mit einer kräftig-rauchigen Note gebacken werden.

Zurück zur Menüfolge: Wie schon erwähnt, lässt sich ein Teeaufguss gut im Dressing für einen frischen Salat als Vorspeise verwenden. Mit kräftigem Kräutertee kann man aber auch eine Minestrone ganz neu interpreti­eren, weiß die Tee-Fachfrau: „Kräutertee­s haben ganz andere Rezepturen als Kräutermis­chungen aus dem Gewürzrega­l. Die verwendete­n Sorten sind extra dafür ausgesucht, aus ihnen einen Aufguss mit 100 Grad heißem Wasser herzustell­en, an den sie ihre Aromen optimal abgeben. Damit entsteht noch einmal eine andere Geschmacks­richtung, als wenn Gewürzkräu­ter direkt an die Speise gegeben werden.“Wer es auf die Spitze treiben will, probiert als Menü-Auftakt eine Tee-Consommé, also eine Kraftbrühe, der schwarzer Ceylon-Tee,

Zitronengr­as und

Sojasoße den geschmackl­ichen Kick geben.

„Um Fleisch direkt mit Tee zu aromatisie­ren, gibt es zwei Möglichkei­ten“, erläutert Kyra Schaper in Bezug auf Hauptgeric­hte. „Zum einen kann man den Teeaufguss als Marinade verwenden. Geeignet dafür ist zum Beispiel ein Rinderfile­t, das über Nacht in einem Sud aus kräftigem schwarzem Ceylon-Tee mariniert wird. Aus dieser Marinade wird dann außerdem noch die Soße für das Gericht zubereitet. Aber auch trocken als Rub verleihen zerstoßene Teeblätter zusammen mit anderen Gewürzen Fleisch oder Fisch ihre intensiven Aromen.“

Was für eine Suppe gelte, funktionie­re im Übrigen natürlich auch für eine Soße zu einem Fleischode­r Fischgeric­ht, die man mit einem Teeaufguss geschmackl­ich immer wieder anders gestalten könne – entweder werde die Soße separat zubereitet oder man gare direkt

Fleisch oder Fisch in dem Sud. Perfekte Partner seien zum Beispiel zarter Lachs oder helles Hähnchenbr­ustfilet in Verbindung mit floralem Grüntee. Interessan­t sei auch die Variante, ein Risotto oder Couscous statt mit Gemüse- oder Fleischbrü­he mit einem aromatisch­en Tee zuzubereit­en.

Für das passende Dessert zum Menü-Abschluss punkten oft Früchtetee­s mit ihren süß-säuerlich-fruchtigen Zutaten. Sie aromatisie­ren zarte Süßspeisen zum Beispiel mit einem natürliche­n beerigen Aroma, ohne dass man „echte“Beeren hinzugeben müsste, die in glatten Cremes manchmal unerwünsch­te Konsistenz­en aufgrund ihrer Kerne erzeugen. Eine sahnige Crème Brûlée erhält durch das zitrusarti­ge Aroma von schwarzem Earl Grey eine neue geschmackl­iche Richtung, und eine Schoko-Mousse aromatisie­rt mit Minztee ist ebenfalls eine spannende Alternativ­e.

Wenn es ums Backen geht, gerät Kyra Schaper erneut ins Schwärmen: „Man kann zerstoßene Teeblätter direkt zum Aromatisie­ren in den Teig geben oder auch hier mit Aufgüssen arbeiten, zum Beispiel, um Kuchenböde­n damit zu tränken oder eine Glasur zu verfeinern. Ich empfehle dafür unter anderem Jasmintee mit seinem sehr feinen blumigen Aroma oder auch exotische Gewürztees mit Ingwer, Zimt und Kardamom, die zum Beispiel für Cookies sehr gut geeignet sind. Der grüne Matcha erzeugt beim Gebäck tolle Möglichkei­ten, mit der Farbe zu spielen. Etwas Besonderes ist der Darjeeling-Schwarztee – ein einfacher Tortenguss wird mit Darjeeling angerührt zu einem hocharomat­ischen Topping, zum Beispiel für einen Apfelkuche­n.“

Das Gute an Tee, seien es lose Blätter oder Teebeutel, ist, dass er sehr lange haltbar ist und deshalb immer zu Hause vorrätig sein kann. Wenn trotzdem einmal das Mindesthal­tbarkeitsd­atum kurz bevorsteht oder man im Sommer einfach keine Lust mehr auf den Weihnachts­tee hat, hat Kyra Schaper noch ein paar Tipps für die Resteverwe­rtung: „Tee aromatisie­rt auch hervorrage­nd Selbstgema­chtes wie fruchtige Chutneys oder Marmeladen. Einfach die vom Aroma her passenden Teebeutel bei der Zubereitun­g direkt in den Topf geben und mitkochen, so geben sie ihren Geschmack gut ab. Eine gute Grundlage ist ein Teeaufguss ebenso für Smoothies jeglicher Geschmacks­richtung oder auch ein frisch angerührte­s Porridge zum Frühstück.“

Wer nach dem vielen Essen noch ein außergewöh­nliches Getränk zu sich nehmen möchte, kann – um im Thema zu bleiben – noch einmal auf Tee zurückgrei­fen. Der funktionie­rt nämlich auch in Cocktails bestens, zum Beispiel Ceylon-Tee in Kombinatio­n mit Rum oder Gin oder ein roter Früchtetee mit einem Likör – ein passender Abschluss für ein nicht alltäglich­es Menü.

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FOTO: ISTOCK Lapsang Souchong passt gut zu Jakobsmusc­heln.

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