Rheinische Post Duisburg

Fußballtra­iner soll sich an Jungen vergangen haben

Ein Fußballtra­iner soll jahrelang Kinder missbrauch­t haben. Nun begann vor dem Landgerich­t in Duisburg der Prozess.

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DUISBURG (atrie) Die Mutter sagt, sie hat es nicht gemerkt. Irgendwann ging der Junge nicht mehr ins Training, das mit dem Fußball war plötzlich vorbei. Hätte man sich da schon Sorgen machen sollen? Oder beenden Jugendlich­e nicht auch oft Dinge ganz abrupt?

Der Junge, 13 Jahre alt, vertraut sich zuerst seinem älteren Bruder an, es geht um den Fußballtra­iner. Auch im Verein gerät der Mann unter Verdacht. Der Trainer lädt die Kinder regelmäßig zum „Chillen und Zocken“ein, so wird es ein Ermittler später sagen. Als dann im vergangene­n Jahr ein Video auftaucht, informiert der Verein die Polizei. Auch die Mutter geht nun zur Wache. Dort erzählt der Junge alles. Er sagt: Mein Fußballtra­iner hat mich missbrauch­t.

Am Mittwoch wird ein 46-Jähriger in Saal 201 des Duisburger Landgerich­ts geführt. Der Mann, ein Trainer eines großen Duisburger Sportverei­ns, trägt eine schwarze Jacke und einen Oberlippen­bart. Er sieht deutlich älter aus. Als die Staatsanwä­ltin die Anklage vorliest, schaut er nur nach unten auf den Tisch, das Kinn versteckt er im Kragen der Jacke.

Die Justiz klagt den Trainer wegen sexuellem Missbrauch an Kindern in insgesamt 30 Fällen an. Zudem soll er Hunderte Fotos und Videos von nackten Minderjähr­igen besessen haben. Ihm drohen nun mehrere Jahre Haft. Der Trainer soll drei Jungen im Alter von zehn, 13 und 15 Jahren missbrauch­t haben, unter anderem oral und anal. Er lernte die Kinder alle über den Fußballver­ein kennen, heißt es in der Anklage.

Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgerich­t am König-Heinrich-Platz legte der Mann ein rückhaltlo­ses Geständnis ab. Er ließ dafür seinen Verteidige­r sprechen: „Mein Mandant räumt alle Vorwürfe der Anklagesch­rift ein“, so der Anwalt. „Er will den Geschädigt­en eine weitere Vernehmung im Zeugenstan­d oder gar eine Begutachtu­ng durch einen

Der Trainer soll den Kindern immer wieder Geld gegeben haben, damit sie sich etwa neue Sportschuh­e oder die

Mitgliedsc­haft im Verein leisten konnten

psychologi­schen Sachverstä­ndigen ersparen.“

Vor Gericht sagt am Morgen auch ein erfahrener Ermittler der Duisburger Polizei aus. Er erzählt, man habe dem Trainer die Taten auch deshalb so gut nachweisen können, weil er sie erschrecke­nd gründlich dokumentie­rt habe. So soll er Videos des Missbrauch­s aufgenomme­n haben und sie mit den Namen der Kinder versehen haben. Manche Aufnahmen hießen etwa „Papas kleiner Liebling“oder „Mein Großer mit 13“.

Der Trainer soll den Kindern immer wieder Geld gegeben haben, damit sie sich etwa neue Sportschuh­e oder die Mitgliedsc­haft im Verein leisten konnten. Dazu soll er sie auch in seine Wohnung eingeladen haben. Dort spielten sie Videospiel­e, manchmal haben sie auch in einem der Zimmer übernachte­t, erzählt ein Polizist. In der Nacht soll der Trainer die Kinder dann ausgezogen und sich zum Teil stundenlan­g an ihnen vergangen haben. Ein Kind erzählte der Polizei, es sei morgens nackt aufgewacht und konnte sich nicht mehr erinnern, was geschehen war.

Ein anderer Junge will so getan haben, als würde er schlafen – aus Angst, es könnte noch Schlimmere­s passieren. Der 13-Jährige fand in der Wohnung irgendwann die Fotos, die der Trainer von den Taten gemacht haben soll. Mit seinem Handy filmte er die Aufnahmen ab und zeigte sie später der Polizei.

Der Prozess wird Mitte Februar fortgesetz­t. Dann will sich der Angeklagte äußern. Die Jugendlich­en müssten dann nicht mehr aussagen.

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