Extrem hohes Niveau im Kammerkonzert
(hod) Am vergangenen Sonntag fand das fünfte Kammerkonzert der laufenden Saison in der Philharmonie Mercatorhalle statt. Aus Frankreich war das hervorragende Quatuor Hermès nach Duisburg gekommen.
Auf dem Programm standen an diesem Nachmittag drei unterschiedlich bekannte, aber durchweg höchst hörenswerte Werke. Es begann mit jenem Streichquartett Nr. 1, dass Leos Janácek 1923 – also vor gut 100 Jahren – komponierte, inspiriert von der Novelle „Kreutzersonate“von Leo Tolstoi, diese wiederum nach der gleichnamigen Komposition von Ludwig van Beethoven. Bei Tolstoi geht es um einen Mord aus grundloser Eifersucht. Im Gegensatz zu Tolstoi, der in seiner Novelle eher den Standpunkt des eifersüchtigen Ehemannes vertritt, stellt sich Janácek in seinem Quartett eher auf die Seite der vernachlässigten Ehefrau. Prägnante und intensive Motive bilden ein spannendes Gewebe.
Zehn Jahre später schrieb Erich Wolfgang Korngold sein Streichquartett Nr. 2 Es-Dur op. 26, also noch in Wien und bevor Hollywood ihn zur Filmmusik rief. Es verneigt sich vor der Wiener Musiktradition, teils eingängig und teils anspruchsvoll.
Das Werk nach der Pause des Kammerkonzerts war zu seiner Zeit (1806) viel mehr Avantgarde als die beiden vorigen, nämlich das Streichquartett F-Dur op. 59 Nr. 1 von Beethoven. Bernhard Romberg soll damals seine Cellostimme mit Füßen getreten haben, weil er stellenweise nur eine Art Morsezeichen zu spielen hatte, und selbst die Freunde des Komponisten sollen das neue Werk zunächst für einen Scherz gehalten haben. Gewidmet ist es dem Auftraggeber, dem russischen Grafen Andrei Rasumovsky, daher erscheint im Finale ein russisches Volkslied.
Omer Bouchez und Elise Liu (Violine), Lou Yung-Hsin Chang (Viola) und Yan Levionnois (Violoncello) spielten das alles mit ebenso viel Feinsinn wie Nachdruck, meistens auf dem spieltechnisch, intellektuell und emotional extrem hohen Niveau der aufgeführten Kompositionen. Das Publikum war begeistert, bekam aber leider keine Zugabe.