Hamborn 07 kann den Punktgewinn nicht so recht einordnen
Angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz im Tabellenkeller der Fußball-Oberliga ist das Remis gegen den KFC Uerdingen durchaus überlebenswichtig.
DUISBURG (T.K.) Es klingt fast schon ein wenig philosophisch. „Man neigt ja schnell dazu, gierig zu werden“, sagte Julian Berg nach dem Ende der Partie gegen den KFC Uerdingen danach gefragt, ob sein Team gerade womöglich zwei Punkte verschenkt habe. Der Trainer von Hamborn 07 nahm das torlose Unentschieden beim Re-Start im heimischen Holtkamp als das, was es vor dem Anpfiff zweifelsohne gewesen wäre: als Erfolgserlebnis.
Diese Einschätzung änderte sich auch dann nicht, als die Ergebnisse der Konkurrenz im unteren Tabellengeschoss bekannt wurden. „Wir können eh nur auf uns gucken“, so Berg. Das mag stimmen, was die Beeinflussbarkeit eigener Leistungen angeht. Im Moment deutet allerdings eine Menge darauf hin, dass am Ende auch andere Faktoren darüber entscheiden werden, ob die Löwen ein drittes Oberliga-Jahr in Folge dranhängen.
Was besonders alteingesessenen Hamborner Anhängern schwerfallen könnte: Womöglich gilt es dem großen Nachbarn MSV Duisburg richtig fest die Daumen zu drücken, denn der Klassenerhalt der Zebras in der 3. Liga könnte für das Abstiegsrennen zwei Klassen tiefer unmittelbare Folgen haben. Die Erklärung so wenig verwirrend wie möglich: Gibt es keinen Absteiger aus der 3. Liga in die Regionalliga West (wobei neben dem MSV auch Arminia Bielefeld zum unmittelbaren Kandidatenkreis dafür gehört), steigen aus der letzteren Klasse nur die Mannschaften auf den Plätzen 16 bis 18 ab. In die Oberliga Niederrhein ginge es dabei nach jetzigem Stand nur für Schlusslicht SSVg Velbert, doch auch Borussia Mönchengladbach II ist auf Rang 14, punktgleich mit dem knapp dahinter rangierenden FC WegbergBeeck, noch stark gefährdet. Bleibt es bei nur einem Niederrhein-Absteiger und steigt im Gegenzug ein hiesiger Oberligist in die Regionalliga auf, müssen – abgesehen vom schon zurückgezogenen SV Straelen – nur noch zwei Teams in die Landesliga runter. Platz 15 wird „scharf“, wenn neben Velbert auch die Gladbacher Reserve in die Oberliga abstürzt.
Wie eng es im Oberliga-Keller zugeht, stellte der vergangene Spieltag mit spektakulären Ergebnissen unter Beweis. Vor allem der 3:0-Sieg des bisherigen Letzten TSV Meerbusch über Spitzenreiter Sportfreunde Baumberg schockte die Konkurrenten, aber auch der 3:2-Erfolg des FC Büderich beim TVD Velbert war ein unerwartetes Kaliber. Ein Sieg des Lokalrivalen VfB Homberg beim SC St. Tönis hätte den Hambornern auch besser in den Kram gepasst als der späte 1:1-Ausgleich der Gastgeber in Unterzahl. Zudem hat sich noch der 1. FC Kleve mit dem 1:0 gegen die SpVg Schonnebeck freigeschwommen. Angesichts dieser Resultate war das Löwen-Remis gegen Uerdingen fast schon überlebenswichtig – ein durchaus machbarer Dreier hätte die Lage allerdings noch deutlich angenehmer gestaltet.
„In der Hinrunde war es so, dass wir oft ohne die nötige Gegenwehr verloren haben“
Julian Berg
Trainer der Sportfreunde Hamborn 07
Immerhin ließ die Leistung hoffen, dass die Hamborner nach einer sehr mäßigen Hinrunde mit nur wenigen überzeugenden Auftritten die Kurve gekriegt haben. Der Kampfgeist war vorbildlich, auch das Offensivspiel konnte sich endlich wieder sehen lassen – und das ohne den Hoffnungsträger Can Serdar, der nach seinem im Training erlittenen Außenbandriss nur in Zivil zuschauen konnte. Julian Berg bewies enormen Mut zum Risiko, indem er die defensiven Außenbahnen mit den in der Hinrunde aus verschiedenen Gründen kaum zum Einsatz gekommenen Noah Herrmann (rechts) und Joel Bayram (links) besetzte, die ihre Aufgabe aber stark lösten.
Getrübt wurden ihre Leistungen nur von den gelben Karten, die sich beide einhandelten – Herrmann wegen einer äußerst rustikalen Grätsche, die ihm mit etwas Pech auch einen Platzverweis hätte einbringen können, und Bayram, weil er über die vorherige Verwarnung gegen seinen Kollegen Gino Mastrolonardo meckerte. Julian Berg wollte aber den Gelb-Fünferpack für sein Team bis zur Pause nicht nur negativ sehen: „In der Hinrunde war es so, dass wir oft ohne die nötige Gegenwehr verloren haben.“Die stimmte diesmal nun wirklich.
Außen vor war durch die BayramNominierung auf der linken Außenbahn übrigens erst einmal noch Phil Britscho. Der Top-Neuzugang des Winters schaute 90 Minuten nur zu. „Das Timing seiner Verletzungspause war unglücklich“, so Berg, der aber zuversichtlich ist, dass der ehemalige Regionalligakicker noch wertvoll wird – vielleicht schon am Sonntag in Baumberg.