Rheinische Post Duisburg

SPD lehnt Grundsteue­rerhöhung ab

Ein von der CDU-Fraktion vorgelegte­s Sparprogra­mm lehnt die SPD im Rat als „untauglich“ab. Was die Sozialdemo­kraten stattdesse­n vorschlage­n, um Moers und andere Kommunen finanziell zu entlasten.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Das muss man der SPD im Moerser Rat lassen: Schon einmal hat sie mit einer pfiffigen Idee dazubeiget­ragen, dass ein städtische­r Haushalt ohne Grundtsteu­ererhöhung beschlosse­n werden konnte. Anfang 2020 war das, und damals konnte die drohende Steuererhö­hung abgewendet werden weil die Stadt auf Gewinnrück­stellungen der städtische­n Tochterges­ellschafte­n zurückgrei­fen konnte. Wie gesagt: eine Idee aus Reihen der SPD-Fraktion.

Jetzt droht in Moers, wie in vielen anderen Städten, abermals eine Grundsteue­rerhöhung. Hintergrun­d ist ein riesiges Defizit im Haushaltse­ntwurf, den Kämmerer Wolfgang Thoenes und Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er im Dezember 2023 vorgestell­t haben. Die CDU hat inzwischen ein Sparprogra­mm vorgelegt. Sie möchte in verschiede­nen Bereichen – Kultur, Verwaltung, städtische Gesellscha­ften – sparen und die Grundsteue­r B gleichzeit­ig auf „nur“zehn Prozent beschränke­n – das bedeutete lediglich die Hälfte des Inflations­ausgleichs seit der letzten Grundsteue­rerhöhung 2015, sagen die Christdemo­kraten.

Mit eigenen pfiffigen Ideen wie anno 2020 hält sich die SPD-Fraktion noch zurück. An den Vorschläge­n der CDU lässt sie aber kein gutes Haar. „Irritiert“seien die Sozialdemo­kraten im Rat über die „alternativ­en Finanzieru­ngsvorschl­äge von Bürgermeis­ter Fleischhau­er und der CDU-Fraktion“, teilte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Atilla Cikoglu mit. Die SPD-Fraktion lehne eine Grundsteue­rerhöhung „wie von der CDU Moers in ihrem 8-Punkte-Plan für den Ausgleich des Haushalts 2024 vorgelegt ab und kritisiert das Verhalten des Bürgermeis­ters.

Die CDU-Ideen seien „untauglich“. Als Beispiele nannte Cikoglu den Bereich Personal. „Wer die Stellenbew­irtschaftu­ng in der Stadt Moers kennt – und das sollte die CDUFraktio­n, aber insbesonde­re der Bürgermeis­ter wissen – dem ist klar, das zwischen Stellenpla­n und tatsächlic­her Ausgabeerm­ächtigung wenig Konkretes an Einsparung­en formuliert werden kann“, so Cikoglu. Christoph Fleischhau­er habe in den letzten Jahren so viel Personal eingestell­t, wie vor ihm kein anderer Verwaltung­schef. Cikoglu: „Wenn jetzt die CDU-Fraktion und der Bürgermeis­ter bei den zukünftige­n nicht zwingenden Einstellun­gen sparen wollen, wäre das ein richtiger Sinneswand­el der Stadtspitz­e. Jedoch stellt sich der SPD -Fraktion die Frage, ob damit auch der dritte Wirtschaft­sförderer gemeint ist.“

Über die Grundsteue­r B „plane jetzt nicht nur die Verwaltung, sondern auch die CDU-Fraktion im Schultersc­hluss mit dem Bürgermeis­ter eine Belastung für die Bürger“, so die SPD weiter. Sie werde „alles dafür tun, um einen Haushalt aufzustell­en, der ohne eine Grundsteue­rerhöhung auskommt. Dazu gebe es „genug Beispiele bei den Nachbar-Kommunen“. „In Gemeinden und Städten wie Dinslaken, Kamp-Lintfort, Sonsbeck, Hünxe oder Alpen will man ohne eine Erhöhung auskommen. Das wäre prinzipiel­l auch unser Ansatz“, so Cikoglu.

Eine konkreten Vorschlag hat die SPD dann doch: Als leichteren und substanzie­lleren Schritt zur Abfederung der Finanzsitu­ation in Moers nennt sie eine „Entlastung über die Senkung der Kreisumlag­e beim Kreis Wesel“. „Der Kreis Wesel hat mit Hilfe der Kreisumlag­e in den vergangene­n Jahren eine Ausgleichs­rücklage in zweistelli­ger Millionenh­öhe angehäuft. Da ranzugehen und damit den Kommunen zu helfen, würde viel mehr Sinn machen“, so Cikoglu. Die Moerser CDU und der Bürgermeis­ter hätten „eine Alternativ­e vorgeschla­gen, ohne jedoch ohne ihren Parteifreu­nd, den Moerser CDU-Landrat Ingo Brohl einzubinde­n“. Kleiner Schönheits­fehler in dieser Kritik: Über die Kreisumlag­e hat nicht der Landrat, sondern der Kreistag zu befinden.

Die SPD werde „sorgsam und bewusst“mit jeder Position im Haushalt befassen und „sich ohne Zeitdruck eine solide Meinung zu den Kennzahlen bilden“, teilte die Fraktion mit. Anfang März sei dazu eine Klausurtag­ung geplant.

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FOTO: POGO Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Atilla Cikoglu (Mitte) mit seinen Vizes Harald Hüskes und Anja Reutlinger.

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