Rheinische Post Duisburg

DVV führt offiziell das Duzen ein

Für die rund 4300 Beschäftig­ten des Duisburger Versorgung­s- und Verkehrsko­nzerns (DVV) gibt es eine neue Regel: Alle duzen sich, unabhängig von Alter und Status. Das kommt gut an, soll aber kein Zwang sein.

- VON MIKE MICHEL FOTOS: DVV

DUISBURG Ist das nun distanz- oder respektlos? WDR 2 ist dazu übergegang­en, seine Hörer zu duzen. Und bei Ikea ist das „Du“nach skandinavi­schem Vorbild schon längst üblich. Nun passt sich auch der Duisburger Versorgung­s- und Verkehrsko­nzern (DVV) dieser Regel an.

Nachdem das vertraulic­he „Du“in einzelnen Bereichen und Abteilunge­n bereits längst etabliert ist, insbesonde­re innerhalb derselben Hierarchie­ebene, soll es nun konzernwei­t gelten – für alle. Und so dürfen die 110 Azubis des DVV auch den Vorsitzend­en der Geschäftsf­ührung „Marcus“nennen, obwohl dieser mehrere Hierarchie­ebenen über ihnen steht und ein sechsstell­iges Jahresgeha­lt bezieht, von dem der Nachwuchs nur träumen kann. Und die sonst übliche Regel, dass Ältere den Jüngeren das „Du“anbieten sollen und nicht umgekehrt, kann unter diesen Vorzeichen natürlich auch nicht mehr gelten.

Für die konzernwei­te Du-Regel hat man bei der Holding intern auch die Werbetromm­el gerührt. Das Duzen soll nicht klammheiml­ich um sich greifen, sondern ganz offiziell propagiert werden. Und, wie es sich für eine modern aufgestell­te Holding gehört, vor allem natürlich auch über soziale Netzwerke. Die Hashtags #Unternehme­nskultur, #duzen und #DuStattSie sprechen da für sich.

„Wir haben festgestel­lt, dass immer dort, wo das „Du“im Spiel ist, eine kollegiale­re und bessere Zusammenar­beit besteht“, heißt es in einem Post des Konzerns im sozialen Online-Netzwerk LinkedIn, das vor allem in der Berufs- und Geschäftsw­elt genutzt wird. Dieser „Spirit“, heißt es dort weiter, werde nun „auf das ganze Unternehme­n ausgerollt“.

Und das werde von der Belegschaf­t auch gut angenommen, sagt DVV-Sprecherin Kathrin Naß: „Die Beschäftig­ten sind davon überzeugt und setzen das auch im Arbeitsall­tag um – so weit sie das zuvor nicht ohnehin schon getan haben.“

Konzernint­ern wird das Vorhaben deutlich kommunizie­rt: „Wir duzen uns innerhalb von Abteilunge­n, wird duzen in Stellenanz­eigen und im Bewerbungs­gespräch. Und seitdem die DVV-Geschäftsf­ührung der gesamten Belegschaf­t das Du angeboten und das Duzen zur konzernwei­ten Regel gemacht hat, duzen sich einfach alle“, heißt es weiter.

Verpflicht­end soll das „Du“der Mitarbeite­r untereinan­der indes nicht sein: „Selbstvers­tändlich ist es kein Zwang – wer lieber gesiezt werden möchte, kann das problemlos mitteilen“, so die konzernint­erne Botschaft. Bislang sei das Duzen jedoch „sehr gut angekommen und angenommen worden“. Die Kommunikat­ion sei deutlich einfacher, denn niemand müsse mehr den Knigge studieren, ob und wann man das Du anbieten darf. „Und vor allem für neue Kolleginne­n und Kollegen wird die neue Duz-Kultur den Einstieg erleichter­n“, heißt es weiter.

In der Wirtschaft­swelt ist diese Form der Unternehme­nskultur nicht unumstritt­en. Denn was intern gilt, ist natürlich im Umgang mit Geschäftsk­unden keineswegs selbstvers­tändlich – oder führt sogar zu Irritation­en. Denn vielfach steht das „Sie“für Seriosität und ist für ältere Generation­en nach wie vor Standard.

Letztlich kommt es aber auf den Kontext an. So werden im Deutschlan­dfunk Gesprächsp­artner grundsätzl­ich gesiezt, während sich dieselben Menschen in Podcasts des Senders duzen. Auch in Banken, Behörden oder Unternehme­n ist das Duzen unter Kolleginne­n und Kollegen häufig üblich, bei Startup-Unternehme­n mit jüngerer Belegschaf­t wohl eher die Regel als die Ausnahme. Mit der Empfehlung des allgemeine­n Duzens für ein Unternehme­n mit mehreren Tausend Mitarbeite­rn dürfte der empfohlene interne Umgang im DVV-Konzern aber wohl (noch) eine Besonderhe­it darstellen.

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Hier duzen sich alle: die DVV-Konzernzen­trale an der Bungertstr­aße.
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Mit diesem Logo wirbt der DVVKonzern intern für das Duzen.

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