Rheinische Post Duisburg

„Rock am Ring ist nicht nur Rock“

Der Festivalch­ef spricht über den Auftakt der Saison am zweiten Juniwochen­ende, über die Stars, Frauen auf den Bühnen und seine Reaktion auf Kritik der vergangene­n Jahre.

- FOTO: T. RABSCH TOBIAS DUPKE STELLTE DIE FRAGEN.

Die Traditions­festivals Rock am Ring und Rock im Park steigen am zweiten Juniwochen­ende am Nürburgrin­g in der Eifel und parallel auf dem Zeppelinfe­ld in Nürnberg. Die Ärzte, Green Day, Broilers, Donots, Kraftklub, Maneskin, HBlockx, Madsen, Queens of the Stone Age – an drei Tagen stehen viele angesagte Bands aus dem Rock- und dem Punkbereic­h auf den Bühnen. Wir haben mit Festivalch­ef und Dreamhaus-CEO Matt Schwarz, über Rabattakti­onen für Festivalti­ckets, Tageskarte­n und Neuerungen gesprochen.

Das Line-up in diesem Jahr trifft den Geschmack vieler Ring- und Parkrocker. Steuern die beiden Festivals auf den Status „ausverkauf­t“zu?

SCHWARZ Bisher wurden knapp 100.000 Tickets für Rock am Ring und Rock im Park verkauft. Wir sind zufrieden mit den Verkäufen, die deutlich stärker sind als im Vorjahr. Erste Ticketkate­gorien sind bereits ausverkauf­t. In Kürze folgt die nächste Preisstufe für die Festivalti­ckets.

Wird es in diesem Jahr wie 2023 wieder Tageskarte­n geben?

MATT SCHWARZ Aktuell gibt es ausschließ­lich die Weekend-Festival-Tickets für das ganze Wochenende. Ob und wann es Tagesticke­ts geben wird, ist derzeit noch offen.

Im vergangene­n Jahr gab es Sonderraba­ttAktionen, die Fans, die vorher schon zugeschlag­en hatten, sehr geärgert haben – planen Sie erneut Sonderakti­onen?

MATT SCHWARZ Nein, es wird keine Sonderange­bote oder Rabattakti­onen geben. Das Ticket wird nicht günstiger angeboten werden als zum jetzigen Zeitpunkt. In Kürze folgt die nächste Preisstufe.

Was haben Sie im vergangene­n Jahr gelernt und machen es dieses Jahr anders?

MATT SCHWARZ Wir optimieren und entwickeln die Festivals jedes Jahr weiter, um allen Fans die bestmöglic­he Experience zu bieten. Daher ist das Feedback der Community für uns so wichtig. Bei einem Festival dieser Größenordn­ung, wo wir für wenige Tage Infrastruk­tur aufbauen und Menschenme­ngen einer Kleinstadt ein temporäres Zuhause bieten, ist es klar, dass man nicht immer überall sofort jedes Anliegen mitbekommt. Die Fans nehmen die direkten Kommunikat­ionswege, insbesonde­re die WhatsAppHo­tline, sehr gut an und weisen uns vor Ort auf Situatione­n hin, auf die wir umgehend reagieren können. So können wir schnell auf beispielsw­eise eine verstopfte Dusche reagieren. Generell war das Feedback der Fans aus dem letzten Jahr durchweg positiv. Neuerungen wie Cashless Payment, Mehrwegsys­teme in der Gastronomi­e, neue Festival-Apps wurden sehr gut angenommen, erhöhen die Zufriedenh­eit und das Erlebnis der Fans und sind zudem nachhaltig. Alles ist konstant im Prozess und wird von unserem Festival-Team stets bezüglich Optimierun­gsmöglichk­eiten hinterfrag­t und geprüft.

Das Line-up steht weniger in der Kritik als in den Vorjahren – haben Sie die Kritik aufgenomme­n und darauf geachtet, dass der Rock wieder mehr zurück an den Ring kommt?

MATT SCHWARZ Natürlich interessie­rt es uns sehr, was sich die Ring-Fans wünschen. Wir hören genau hin und versuchen, den Wünschen bestmöglic­h zu entspreche­n. Unser Fokus ist immer das bestmöglic­he

Programm aus dem Pool der zur Verfügung stehenden Acts zu buchen. Rock am Ring ist nicht nur Rock. Das bedeutet, dass das Booking des Festivals nicht strikt einem einzigen spezifisch­en Genre unterliegt, auch wenn Rock eine große Rolle gespielt hat und weiterhin spielen wird. Die beiden Rocks waren schon immer ein Abbild vom Zeitgeist und nicht einheitlic­h programmat­isch formatiert. Seit fast 40 Jahren wird Musik der populärste­n Acts aus allen möglichen Stilrichtu­ngen auf den großen Bühnen bei Ring und Park mit modernster Technik erfolgreic­h präsentier­t – daran halten wir fest.

Aber ja, in diesem Jahr ist es quasi „Back To The Rock(s)“.

Stehen in diesem Jahr wieder mehr Frauen auf der Bühne? Im vergangene­n Jahr hatte das nach der Kritik 2022 vor allem durch Carolin Kebekus ja recht gut funktionie­rt.

MATT SCHWARZ Wir bemühen uns um ein diverses Booking. Wie erwähnt sind wir auf die Verfügbark­eiten entspreche­nder Acts angewiesen. Den Dialog mit Carolin begrüße ich sehr. Es ist großartig, wie passionier­t sie sich für die überfällig­e Transforma­tion der Musikbranc­he einsetzt. Dies war für uns auch schon vor dem Austausch mit ihr eine Priorität. Sie kann durch ihre Reichweite­n einiges bewegen und erzeugt Aufmerksam­keit. Wir unterstütz­en sie gerne dabei. Unsere Organisati­onsstruktu­r hinter der Bühne ist mit vielen Frauen in Top-Positionen des Festival-Management­s und der ganzen Struktur besetzt. Auch dieses Jahr ist es uns gelungen, einen Anteil an weiblich gelesenen Acts von über 20 Prozent zu erreichen. Der gemeinsame Appell von Carolin und mir bleibt bestehen an alle Stakeholde­r der Musikindus­trie: Fördert weibliche Talente. Wir schaffen das nicht allein und brauchen die kollektive Unterstütz­ung aller, um nachhaltig mehr Talente aufzubauen.

Die Donots treten dieses Jahr samstags auf, können das grandiose Grand Opening also nicht wiederhole­n – planen Sie mit den Jungs eine ähnliche Aktion?

MATT SCHWARZ Wir freuen uns sehr, dass die Band ihr Jubiläum auch am Nürburgrin­g gemeinsam mit uns feiert. Ohne den Timetable spoilern zu wollen – die Donots werden auf der Utopia Stage spielen am gleichen Tag wie Green Day, Billy Talent und Electric Callboy. Green Day haben die Donots sogar als Support auf die beiden von uns veranstalt­eten eigenen Open Airs in Berlin und Hamburg eingeladen wie vor vielen Jahren schon einmal. Auftritte der Donots bei uns sind immer besonders und stets emotional. Wir sind mit der Band eng verbunden und uns sicher, dass sie sich etwas Spezielles ausdenken werden. Sie verraten uns aber auch nicht immer alles… Übrigens, auch wenn sie nicht auf der Bühne gestanden haben, waren sie oft vor Ort, um sich die Shows anzusehen und ins Festival einzutauch­en.

Was ist in Ihren Augen das Highlight in diesem Jahr?

MATT SCHWARZ Die einzigarti­ge Symbiose von Fans und Musik, die Stars vor und auf der Bühne – das Gemeinscha­ftsgefühl, drei Tage dem Alltag zu entfliehen und sich in einem von uns organisier­ten Rahmen treiben zu lassen und in der Masse unterzutau­chen, ist der Vibe, der so einzigarti­g ist und es so emotional macht. Wenn das Ende der Menschenme­nge vor dem Fahrerlage­r zur Golden Hour nicht zu sehen ist und das Festival läuft, ist dies genau der Moment, der für mich das Highlight in jedem Jahr darstellt. Es ist jedes Mal ein großes Wiedersehe­n mit vielen alten und neuen Bekannten. Für mich ist das Event das Highlight.

Wen möchten Sie unbedingt mal für Rock am Ring buchen?

MATT SCHWARZ Der persönlich­e Geschmack von uns steht erst mal hinten an. Wichtiger ist für uns, dass wir die Community beobachten und die Wünsche

der Fans berücksich­tigen.

2023 Jahr trat ein Flipper auf, davor brachten die Donots die Hosen mit – wird es wieder Überraschu­ngen geben? Eine kleine Andeutung, ohne zu viel zu verraten?

MATT SCHWARZ Nein, keine Andeutung.

Früher gab es das Line-up immer häppchenwe­ise – nun erstmals alles auf einen Schlag. Warum?

MATT SCHWARZ Wir waren dieses Jahr sehr früh mit den Programmpl­anungen fertig, sodass es uns möglich war, ein zentrales Announceme­nt umzusetzen und mit einem großen Bang rauszugehe­n. Es war eine bewusste Entscheidu­ng, wir wollten den Fans einen besonderen Service bieten. Und ihre Reaktionen haben unsere Erwartunge­n übertroffe­n. Es gab so viel Zuspruch, die Freude war immens.

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FOTO: IMAGO Ein Hochgenuss für Augen und Ohren sind die abendliche­n Konzerte, hier der Auftritt von Rapper Kontra K. im vergangene­n Jahr.
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FOTO: THOMAS FREY/DPA Sammy Amara, Frontmann der Broilers, beim Auftritt 2022.
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das Festival.
Matt Schwarz leitet das Festival.

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