Rheinische Post Duisburg

So löst man keine Probleme

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Eines muss man der Fraktion Junges Duisburg lassen: Sie weiß, mit welchen Themen man punkten kann – auch medial. So gab es in der jüngsten Ratssitzun­g eine längere Debatte über Bezahlkart­en statt Bargeld für Asylbewerb­er. Die sah die Mehrheit im Rat als sinnvoll an – lehnte den Antrag aber trotzdem ab. Aus durchaus nachvollzi­ehbaren Gründen. Nun nimmt die Fraktion einen neuen Anlauf mit einem weiteren Antrag, der sich mit Asylbewerb­ern befasst. Diesmal geht es darum, dass Asylbewerb­er arbeiten sollen. Natürlich zu bestimmten Bedingunge­n: Die Arbeit muss der Allgemeinh­eit dienen und darf nicht in Konkurrenz zur Privatwirt­schaftscha­ft stehen. So weit, so gut. Schließlic­h soll hier doch ohnehin nur gefordert werden, was ohnehin Gesetzesla­ge ist.

Warum dann überhaupt ein solcher Antrag? Weil das Gesetz bisher so in Duisburg nicht umgesetzt wurde? Dann stellt sich natürlich die Frage, warum das so ist. Oder waren es doch eher populistis­che Erwägungen, die die Fraktion Junges Duisburg geleitet hat? Weil man unterstell­en möchte, dass Flüchtling­e sowie so nicht arbeiten wollen und nur unser Sozialsyst­em ausnutzen? Das wäre eine böswillige Unterstell­ung.

Schließlic­h begründet Junges Duisburg den Antrag damit, dass die Arbeitspfl­icht „die finanziell­e Unabhängig­keit fördern und das Gefühl der Zugehörigk­eit stärken“könne. Asylbewerb­er bekämen die Möglichkei­t, durch die Arbeit „neue Fähigkeite­n zu entwickeln, neue Kontakt zu knüpfen und sich schneller in die Gemeinscha­ft zu integriere­n“.

All das mag im Einzelfall gelingen – mit einer Integratio­n in den deutschen Arbeitsmar­kt hat das aber nichts zu tun. Und weder eine Bezahlkart­e noch eine Arbeitsver­pflichtung sind Lösungen für Migrations­probleme in Deutschlan­d. Eine Entlohnung von 80 Cent pro Arbeitsstu­nde führt mitnichten zu mehr „finanziell­er Unabhängig­keit“. Eine Arbeitspfl­icht umzusetzen, ist legitim. Dass dies die Lage für Flüchtling­e oder das aufnehmend­e Land nachhaltig verbessert, kann indes niemand ernsthaft glauben.

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Mike Michel

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