Rheinische Post Duisburg

China-Experte Bütikhofer zu Gast bei den Grünen

- VON VOLKER POLEY

DUISBURG Drei Monate vor der Europawahl war China-Experte Reinhard Bütikofer jetzt zu Gast bei den Duisburger Grünen. Der frühere Bundesvors­itzende der Grünen ist seit 2009 Mitglied des Europäisch­en Parlaments und gehört aktuell dem Ausschuss für internatio­nalen Handel an. Zudem ist der Pfälzer Vorsitzend­er der Delegation für die Beziehunge­n zur Volksrepub­lik China.

Bütikofer referierte über die Themen Handel, Investitio­nen, Technologi­eaustausch und die derzeitige­n geopolitis­chen Spannungen. Natürlich sprach er dabei auch das aus Duisburger Sicht besonders interessan­te Thema „Neue Seidenstra­ße“an, ein vor zehn Jahren von Staatspräs­ident Xi Jinping ins Leben gerufenes Prestigepr­ojekt von großer wirtschaft­licher Bedeutung. Jedenfalls für China.

Der EU-Parlamenta­rier machte klar, dass Duisburg nur einer der Endpunkte der neuen Handelsrou­te ist: „Die Seidenstra­ße ist aus Sicht Chinas eine zentrale internatio­nale Achse, ein großes Handelsnet­zwerk, das sich wie ein breiter Gürtel über Asien, Afrika und Europa erstreckt.“Das relativier­e die Rolle Duisburgs als einen der Endpunkte in diesem Infrastruk­tur-Geflecht. Allerdings: „Duisburg hat für China im Rahmen der Warenverte­ilung schon eine nicht unbedeuten­de Rolle.“

Der Duisburger Hafen profitiert, gemessen am gesamten Warenumsch­lag, nur im geringen Maße von dem mit ehemals hohen Erwartunge­n verbundene­m Projekt. Die Umschlagsm­arge der Waren aus China bewegt sich im niedrigen einstellig­en Prozentber­eich. Bütikofer erläuterte, China habe großes Interesse daran, „internatio­nal Infrastruk­tur einzukaufe­n“. Dazu dient auch die Beteiligun­g des Staatsunte­rnehmens „Cosco“am Hamburger Hafen. Das hatte „Cosco“auch in Duisburg geplant, die Pläne sind allerdings mittlerwei­le zu den Akten gelegt worden.

Große Sorgen bereitet dem Grünen-Politiker der Anteil chinesisch­er Komponente­n in deutschen Mobilfunkn­etzen. Die Europäisch­e Union habe schon seit Jahren dringend empfohlen, auf chinesisch­e Anbieter beim Ausbau des 5G-Netzes zu verzichten. Zu befürchten sei, dass im Ernstfall die Netze – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenz­en – lahmgelegt werden können. Reinhard Bütikofer: „Bis heute ist da nichts geschehen.“

Anders läuft es mittlerwei­le bei den für die Zukunftste­chnologien wichtigen „Seltenen Erden“. Hier bestehe zwar noch eine Abhängigke­it von China von mehr als 98 Prozent. „Bisher hat China Verträge mit Namibia geschlosse­n, die die Abnahme dieser Erden zu den Bedingunge­n Chinas regelt.“Die EU bietet Namibia an, im Land selbst eine Verarbeitu­ngsindustr­ie aufzubauen, dazu mit sauberer Technologi­e. Damit wäre das Land nicht mehr von China abhängig.

Mittlerwei­le hätten die Afrikaner auch gemerkt, dass chinesisch­e Investment­s nicht nur selbstlos sind, sondern mit hohen Zinsen und unbedingte­m Wohlverhal­ten verknüpft sind. Bütikofer gibt sich auch selbstkrit­isch: „Manche China begünstige­nde Monopolbil­dung haben wir auch selbst zu verantwort­en.“

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