Venator-Verhandlungen mit Betriebsrat gescheitert
HOMBERG (mtm) Venator hat „nach sorgfältiger Prüfung der Situation und ausführlichen Verhandlungen“beschlossen, die innerbetrieblichen Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan und einen Interessensausgleich für gescheitert zu erklären und eine Einigungsstelle anzurufen. Das erklärte jetzt ein Unternehmenssprecher.
Ziel der Gespräche mit dem Betriebsrat sei es gewesen, „eine angemessene Lösung“zu finden, so das Unternehmen. Damit sollte die Beschäftigung an den deutschen Standorten langfristig absichert und gleichzeitig den finanziellen Möglichkeiten der Venator-Gruppe gerecht werden, heißt es.
„Leider konnten wir keine innerbetriebliche Einigung erzielen, da die Vorstellungen über die finanzielle Ausgestaltung des Sozialplans stark voneinander abweichen. Wir sind dennoch zuversichtlich, im Rahmen des Einigungsstellenverfahrens zu einer für alle Beteiligten tragbaren Lösung zu kommen“, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Bereits im Februar hatte Venator angekündigt, mehr als die Hälfte der Stellen in Homberg abzubauen (die RP berichtete). Außerdem sollte die Titandioxid-Produktion im zweiten Quartal 2024 eingestellt werden. Der Konzern wollte diesen Produktionsteil am Standort in Uerdingen konzentrieren.
Vor einigen Tagen wurde bereits die Schwefelsäurefabrikation an der Bruchstraße eingestellt, wovon viele in der Belegschaft überrascht worden waren. In der kommenden Woche soll auch die Schwarzmittelproduktion eingestellt werden, ab Mai dann die gesamte Produktion von Titandioxid. Von 800 Beschäftigten sollen nach Unternehmensvorstellungen 360 übrig bleiben.
Venator begründete die Schließungen mit sinkender Nachfrage und starke Konkurrenz aus China. Da die Vorstellungen über den zu verhandelnden Sozialplan zwischen Arbeitgeberseite und den Arbeitnehmervertretern offenbar weit auseinanderliegen, ist mit langwierigen Gesprächen mit der externen Einigungsstelle zu rechnen.
In der Belegschaft rumort es schon länger. Der Vorwurf: Das Management von Venator habe mit der Einstellung eines Großteils der Titandioxid-Produktion sowohl die ehemalige Pigment-Sparte des Huntsman-Konzerns als auch das Geschäft des deutschen Traditionsunternehmens Sachtleben über geschwächt und letztlich Schuld daran, wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig zu sein.
Zuletzt war das Chemieunternehmen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, als das Ergebnis von Messungen im Hinblick auf Schwermetallbelastungen im Boden bekannt wurden. In einem Teil Hombergs darf Grundwasser deshalb nicht mehr zur Gartenbewässerung und zum Befüllen von Pools und Planschbecken genutzt werden.
Die Grenzwerte für Cadmium, Thallium und Zink wurden zum Teil um ein Vielfaches überschritten (die RP berichtete). Die Anreicherung der Gifte im Grundwasser ist das Ergebnis der jahrzehntelangen Chemieproduktion am Standort in Duisburg-Homberg, die zurückreicht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts.