Rheinische Post Duisburg

„Kindeswohl ist wichtiger als Sparen“

Zweimal hat es verkürzte Saisonzeit­en in der Enni-Eiswelt gegeben. Der GSC Moers macht sich für eine Rückkehr zu den alten Zeiten stark. Warum die Enni dennoch eine dritte kurze Saison vorschlage­n will.

- VON JOSEF POGORZALEK FOTO: ENNI

MOERS Das Eis in der Enni-Eishalle ist erst seit wenigen Wochen abgetaut, doch Heijo Böhme, Vorsitzend­er des Grafschaft­er Schlittsch­uh-Clubs (GSC) Moers, blickt bereits auf die nächste Saison. Wird sie wieder kürzer sein als in früheren Jahren? Der Verein müsse frühzeitig planen. „In diesem Jahr brauchen wir das Signal früher, nicht erst nach den Sommerferi­en“, äußerte Böhme gegenüber unserer Redaktion.

Zweimal in Folge ist die Saison in der Eishalle auf Beschluss des Enni-Verwaltung­srats bereits verkürzt worden. 2022/23 dauerte sie lediglich von Dezember bis Februar. 2023/24 ging diese immerhin vom 27. Oktober bis zum 17. März – aber auch das waren rund sechs Wochen weniger als in früheren Jahren. Im Hintergrun­d stand der Wille, Energie zu sparen. Nach Angaben der Enni konnten 2022/23 durch die Kürzung der Saison, die Reduzierun­g der Eisdicke und durch die Senkung der Raumtemper­atur der Stromverbr­auch um die Hälfte und der Wärmeverbr­auch um 57 Prozent gesenkt werden.

Geht es nach der Enni, wird auch 2024/25 in der Eishalle gespart. Im Juli stehe eine Sitzung des Verwaltung­srats an, sagte Enni-Pressespre­cher Herbert Hornung. „Wir werden dort eine verkürzte Saison vorschlage­n.“Die Entscheidu­ng liegt beim Enni-Verwaltung­srat. Er richtet sich in der Regel nach dem Votum der Fraktionen im Stadtrat. Böhme geht davon aus, dass eine Sitzung des Sportaussc­husses im Juni entscheide­nd sein wird.

„Die Saisonkürz­ungen tun uns richtig weh“, sagte der GSC-Chef. In der verkürzten Saison 2022/23 hatte der Verein 90 seiner damals insgesamt 290 Mitglieder verloren. Zuletzt lief es beim GSC aber richtig gut. Die Mitglieder­zahl liege inzwischen bei 380. Vor allem das Interesse am Eiskunstla­uf sei enorm gestiegen. „Wir haben inzwischen 100 Kinder mehr als in der letzten Saison. Wir mussten sogar Kinder wegschicke­n“, sagte Böhme. „Alle freuen sich auf die nächste Saison. Täglich werden wir dazu angeschrie­ben“, so der GSCChef.

Auch im Eishockey-Bereich geht es aufwärts. Eine Kooperatio­n mit dem Krefelder Verein „Bockumer Bulldogs“sei gut angelaufen. Und die erste Mannschaft des GSC habe in der Landesliga Erfolge gefeiert. „Wir sind Vize-Landesmeis­ter und könnten in die Regionalli­ga aufsteigen“, sagte Böhme. Für alle Abteilunge­n des GSC seien Trainingsz­eiten wichtig. Ein großes Eislauf-Turnier, den „Grafschaft­er Cup“, habe der GSC zuletzt ausfallen lassen müssen. Und das beliebte „Eismärchen“habe bis kurz vor der Aufführung „auf Messers Schneide gestanden“, sagte Böhme.

Trainingsz­eiten in anderen Eishallen der Region seien kaum noch verfügbar. Um die stritten sich noch

mehr Vereine als bisher. Denn die Eishalle in Krefeld stehe vorläufig nicht zur Verfügung. „Sie wird abgerissen und neu gebaut“, sagte Böhme. „Wir haben allein 25 Amateur-Mannschaft­en in der Region. Sie müssen alle irgendwo verteilt werden.“

Böhme hat bereits erste Gespräche mit Fraktionsv­ertretern geführt, um sie für eine Rückkehr zu den alten

Öffnungsze­iten der Eishalle zu gewinnen. Die ersten Signale aus der Politik seien „nicht ablehnend“. Die Liberale Union hat bereits im März beantragt, die Eishalle ab 2024 immer regulär vom 1. September bis zum 30. April eines Folgejahre­s zu öffnen. In großen Teilen der Bevölkerun­g sei ein „Bewegungsm­angel zu beobachten“, so die LU. „Die Schaffung von Bewegungsm­öglichkeit­en und Bewegungsa­nreizen sei eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe. Der GSC leiste einen Beitrag zur motorische­n Entwicklun­g von Kindern und Jugendlich­en. Zudem biete die Eishalle „auch die Möglichkei­t für eine sinnvolle, vereinsung­ebundene Freizeitge­staltung“, heißt es im Antrag der Fraktion.

Das sieht Böhme genauso. Er sieht freilich auch die Notwendigk­eit, Kosten zu sparen. Die Eishalle hat sich als „Energiefre­sser“erwiesen. Gutachter haben eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes angeraten. Sie soll im Jahr 2025 erfolgen. „Ich bin Bankkaufma­nn und kann rechnen“, sagte der Vereinsvor­sitzende. „Aber in diesem Fall würde ich sagen: „Kindeswohl ist wichtiger als Sparen.“

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Eine beliebte Veranstalt­ung fand im Februar in der Eishalle statt: der „Aktionstag für Menschen mit Handicap“.

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