„Kindeswohl ist wichtiger als Sparen“
Zweimal hat es verkürzte Saisonzeiten in der Enni-Eiswelt gegeben. Der GSC Moers macht sich für eine Rückkehr zu den alten Zeiten stark. Warum die Enni dennoch eine dritte kurze Saison vorschlagen will.
MOERS Das Eis in der Enni-Eishalle ist erst seit wenigen Wochen abgetaut, doch Heijo Böhme, Vorsitzender des Grafschafter Schlittschuh-Clubs (GSC) Moers, blickt bereits auf die nächste Saison. Wird sie wieder kürzer sein als in früheren Jahren? Der Verein müsse frühzeitig planen. „In diesem Jahr brauchen wir das Signal früher, nicht erst nach den Sommerferien“, äußerte Böhme gegenüber unserer Redaktion.
Zweimal in Folge ist die Saison in der Eishalle auf Beschluss des Enni-Verwaltungsrats bereits verkürzt worden. 2022/23 dauerte sie lediglich von Dezember bis Februar. 2023/24 ging diese immerhin vom 27. Oktober bis zum 17. März – aber auch das waren rund sechs Wochen weniger als in früheren Jahren. Im Hintergrund stand der Wille, Energie zu sparen. Nach Angaben der Enni konnten 2022/23 durch die Kürzung der Saison, die Reduzierung der Eisdicke und durch die Senkung der Raumtemperatur der Stromverbrauch um die Hälfte und der Wärmeverbrauch um 57 Prozent gesenkt werden.
Geht es nach der Enni, wird auch 2024/25 in der Eishalle gespart. Im Juli stehe eine Sitzung des Verwaltungsrats an, sagte Enni-Pressesprecher Herbert Hornung. „Wir werden dort eine verkürzte Saison vorschlagen.“Die Entscheidung liegt beim Enni-Verwaltungsrat. Er richtet sich in der Regel nach dem Votum der Fraktionen im Stadtrat. Böhme geht davon aus, dass eine Sitzung des Sportausschusses im Juni entscheidend sein wird.
„Die Saisonkürzungen tun uns richtig weh“, sagte der GSC-Chef. In der verkürzten Saison 2022/23 hatte der Verein 90 seiner damals insgesamt 290 Mitglieder verloren. Zuletzt lief es beim GSC aber richtig gut. Die Mitgliederzahl liege inzwischen bei 380. Vor allem das Interesse am Eiskunstlauf sei enorm gestiegen. „Wir haben inzwischen 100 Kinder mehr als in der letzten Saison. Wir mussten sogar Kinder wegschicken“, sagte Böhme. „Alle freuen sich auf die nächste Saison. Täglich werden wir dazu angeschrieben“, so der GSCChef.
Auch im Eishockey-Bereich geht es aufwärts. Eine Kooperation mit dem Krefelder Verein „Bockumer Bulldogs“sei gut angelaufen. Und die erste Mannschaft des GSC habe in der Landesliga Erfolge gefeiert. „Wir sind Vize-Landesmeister und könnten in die Regionalliga aufsteigen“, sagte Böhme. Für alle Abteilungen des GSC seien Trainingszeiten wichtig. Ein großes Eislauf-Turnier, den „Grafschafter Cup“, habe der GSC zuletzt ausfallen lassen müssen. Und das beliebte „Eismärchen“habe bis kurz vor der Aufführung „auf Messers Schneide gestanden“, sagte Böhme.
Trainingszeiten in anderen Eishallen der Region seien kaum noch verfügbar. Um die stritten sich noch
mehr Vereine als bisher. Denn die Eishalle in Krefeld stehe vorläufig nicht zur Verfügung. „Sie wird abgerissen und neu gebaut“, sagte Böhme. „Wir haben allein 25 Amateur-Mannschaften in der Region. Sie müssen alle irgendwo verteilt werden.“
Böhme hat bereits erste Gespräche mit Fraktionsvertretern geführt, um sie für eine Rückkehr zu den alten
Öffnungszeiten der Eishalle zu gewinnen. Die ersten Signale aus der Politik seien „nicht ablehnend“. Die Liberale Union hat bereits im März beantragt, die Eishalle ab 2024 immer regulär vom 1. September bis zum 30. April eines Folgejahres zu öffnen. In großen Teilen der Bevölkerung sei ein „Bewegungsmangel zu beobachten“, so die LU. „Die Schaffung von Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungsanreizen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der GSC leiste einen Beitrag zur motorischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Zudem biete die Eishalle „auch die Möglichkeit für eine sinnvolle, vereinsungebundene Freizeitgestaltung“, heißt es im Antrag der Fraktion.
Das sieht Böhme genauso. Er sieht freilich auch die Notwendigkeit, Kosten zu sparen. Die Eishalle hat sich als „Energiefresser“erwiesen. Gutachter haben eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes angeraten. Sie soll im Jahr 2025 erfolgen. „Ich bin Bankkaufmann und kann rechnen“, sagte der Vereinsvorsitzende. „Aber in diesem Fall würde ich sagen: „Kindeswohl ist wichtiger als Sparen.“