Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wie Corona den Verkehr verändert
Bewegungsdaten zeigen den Verlauf des Krisenjahrs. Längst wird diskutiert, wie Corona dauerhaft die Mobilität ändert.
DÜSSELDORF Die Corona-pandemie hat dazu geführt, dass die Düsseldorfer im Jahr 2020 viel weniger in Bewegung waren als in den Vorjahren – und dass sie andere Verkehrsmittel bevorzugt haben. Bewegungsdaten liefern ein genaues Bild über die Aufs und Abs seit dem Ausbruch der Pandemie und werfen die Frage auf, ob das Mobilitätsverhalten je wieder so sein wird wie zuvor.
Wie hat sich das Verkehrsaufkommen verändert? Die Bewegungsdaten des Unternehmens Tomtom zeigen den drastischen Einbruch durch die Pandemie im Frühjahr. Noch im Januar, also vor dem Corona-ausbruch in Deutschland, lag das Verkehrsaufkommen in Düsseldorf höher als im selben Zeitraum des Jahres 2019. Dann kamen das Virus und die politischen Reaktionen.
Während des harten Lockdowns im Frühjahr registrierte Tomtom bis zu 60 Prozent weniger Autoverkehr als im Vorjahreszeitraum. Langsam stieg das Verkehrsaufkommen über die nächsten Monate wieder – parallel zu der teilweisen Normalisierung des Alltags. Vor den Herbstferien hatte Düsseldorf nahezu wieder das Normallevel erreicht.
Dann begann der rapide Anstieg der Infektionszahlen, der zu mehr Home-office und dem nächsten, nicht ganz so umfangreichen Lockdown führte – und wiederum viele Menschen von Fahrten abhielt. Der November, eigentlich der verkehrsreichste Monat, blieb deutlich hinter den Normalwerten zurück. In der vergangenen Woche lag das Verkehrsaufkommen immer noch 24 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.
Um solche Trends zu zeigen, errechnet Tomtom ein sogenanntes
Congestion Level. Dabei wird anhand von anonymisierten Bewegungsdaten von Handys und Navigationsgeräten darauf geschlossen, wie lange Fahrten im Vergleich zu einer freien Idealstrecke dauern. Je mehr Stau, desto höher ist das Congestion Level. Dadurch zeigt der Wert an, wie viel auf den Straßen los ist.
Was ist mit anderen Verkehrsmitteln? Das Auto zählt im Vergleich der Verkehrsmittel andererseits zu den Krisengewinnern. Denn seit dem Frühjahr rufen die Behörden dazu auf, Bus und Bahn nur für nicht vermeidbare Fahrten zu nutzen, vor allem viele Gelegenheitsnutzer blieben laut Befragungen fern. Entsprechend dürften viele Pendler auf den Pkw umgestiegen sein. Ein Rheinbahnsprecher berichtet, die Fahrgastzahl liege derzeit bei 75 Prozent des üblichen Wertes – das wäre ein deutlicher Fortschritt zum Frühjahr. Für die Rheinbahn bedeutet die Pandemie wie auch für andere kommunale Unternehmen drastische finanzielle Einbußen. Denn während das Fahrplanangebot gleich geblieben ist, fehlen Einnahmen durch Tickets.
Die Verkehrsunternehmen kämpfen darum, ihre Kunden zu halten. Ein Rheinbahnsprecher verweist darauf, dass das Robert-koch-institut den Nahverkehr als sicher einstufe. Derzeit erarbeite man darüber hinaus „neue attraktive Ticketvarianten, die auch für Personen interessant sein werden, die häufiger als bisher aus dem Home-office heraus arbeiten.“
Denn längst wird die Frage diskutiert, wie sich das Mobilitätsverhalten langfristig ändert. Bei einer Studie im Auftrag des Verkehrsverbunds Rhein-ruhr ( VRR) gab rund ein Drittel der Befragten an, nach
Corona den ÖPNV seltener als zuvor nutzen zu wollen. Die Umfrage fand allerdings bereits im Mai statt – und auch der VRR weist einschränkend darauf hin, dass sich die Einschätzung nach dem Pandemie-ende durchaus wieder ändern könnte. Darauf hoffen die Unternehmen.
Ein Gewinner der Krise ist der Radverkehr. Das zeigt nicht nur die Vrr-studie, bei der er die höchsten Zugewinne verzeichnet. Auch Daten der Stadt belegen, dass viele Menschen in der Krise aufs Rad setzen: Zwischen Januar und Oktober wurden rund 6,2 Millionen Fahrten an den 13 Messstellen registriert, das waren 1,1 Millionen mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 22 Prozent. Schon in den Vorjahren hatte sich die zunehmende Beliebtheit des Radverkehrs gezeigt. Für den Fahrradclub ADFC ist das ein Argument dafür, dass die Stadt mehr fürs Radfahren tun sollte.