Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Bei SMS droht ein Stellenabbau
Das Geschäft des Anlagenbauers ist eingebrochen. Nun steht sogar der Zukunftstarifvertrag zur Diskussion, der derzeit betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Die Abteilungen in Düsseldorf dürften unterschiedlich betroffen sein.
Das Geschäft des Anlagenbauers ist massiv eingebrochen. Die Mitarbeiter befürchten, dass Jobs abgebaut werden könnten.
DÜSSELDORF Nach einem massiven Umsatzeinbruch im Anlagenbau hat das Düsseldorfer Industrieunternehmen SMS Group einen Umbau der Organisation angekündigt. Dabei will das Unternehmen auch den im Jahr 2018 geschlossenen Zukunftstarifvertrag in Teilen neu verhandeln. Dieser garantiert den Beschäftigten eigentlich die Arbeitsplatz- und Standortsicherung bis Ende 2023. Betriebsbedingte Kündigungen sind in diesem Zeitraum eigentlich ausgeschlossen. In der Düsseldorfer Zentrale des Unternehmen sind nach Sms-angaben rund 1100 Mitarbeiter beschäftigt.
„Durch die Auswirkungen der Covid-19-pandemie sind Veränderungen auf unser Unternehmen zugekommen, die wir so nicht vorhersehen konnten“, sagte ein Sprecher der SMS Group. Teile des Zukunftstarifvertrags könnten daher nicht eingehalten werden. Welche Teile das sind, sagte der Sprecher nicht. Da sich die Lage noch sehr dynamisch entwickele, wolle man die Situation zunächst weiter analysieren. Erst anschließend stehe dann beispielsweise fest, wie groß der Personalbedarf in Zukunft sein wird.
Der Maschinen- und Anlagenbauer plant und baut unter anderem Stahlwerke. In diesem Bereich gibt es aber seit Jahren Überkapazitäten, neue Anlagen werden kaum noch gebraucht. In der Krise, heißt es bei der SMS Group, hätten sich diese Überkapazitäten bei den Kunden noch verstärkt. Nachdem im Geschäftsjahr 2019 sowohl der Umsatz als auch das Auftragsvolumen gestiegen waren, rechnet die SMS Group allein in diesem Jahr mit einem Einbruch der Aufträge um rund ein Drittel. Auch auf die kommenden Jahre blickt man weniger optimistisch.
Torsten Heising, Mitglied der Geschäftsführung, sagte der „Siegener Zeitung“, dass man in diesem Jahr mit einem Umsatzeinbruch von zehn Prozent rechne. Und nachdem in den ersten Monaten der Pandemie zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden seien, sind es seit Oktober/ November bereits rund 30 Prozent. Für das nächste Jahr, so der Manager, rechne man mit noch höheren Quoten.
Die Mitarbeiter waren bereits in der vergangenen Woche von SMSChef Burkhard Dahmen per Videobotschaft über die aktuelle Lage informiert worden. Dahmen habe in seinen Worten den Ernst der Lage dargestellt, jedoch keine Details genannt, heißt es im Unternehmen. Ein Sprecher der SMS Group sagte, man müsse weitere Instrumente zur Kostensenkung prüfen. Daher soll es auch Verhandlungen über Anpassungen am Zukunftstarifvertrag geben.
„Der Arbeitgeber hat uns mitgeteilt, den Antrag zu stellen, Verhandlungen über den Zukunftstarifvertrag aufzunehmen“, sagte Peter Peskes, stellvertretender Vorsitzender des Konzernbetriebsrates, unserer Redaktion: „Wir wissen nicht, was das bedeutet, aber wir können uns alles Erdenkliche ausmalen.“Frank Taufenbach, Erster Bevollmächtigter der Gewerkschaft IG Metall, sagte, es gebe die Befürchtung, dass ein Stellenabbau eine Folge der Umstrukturierungen sein könne. Zuletzt wurden 2018 mehr als 500 Jobs gestrichen – besonders betroffen waren damals die Standorte Düsseldorf und Mönchengladbach.
Im Fokus dürfte bei den Verhandlungen speziell der Anlagenbau stehen, denn dort erwartet die SMS Group auch langfristig sinkende Auftragseingänge. Andere Geschäftsbereiche wie das Serviceund Digitalisierungsgeschäft, heißt es in einer Pressemitteilung, zeigten sich deutlich stabiler und würden weiterhin wachsen. In diesem Bereich arbeiten auch viele Mitarbeiter am Standort in Düsseldorf, die wohl weniger von einem möglichen Stellenabbau betroffen sein dürften. Außerdem sitzen hier neben den Angestellten für Zentralfunktionen allerdings auch Abteilungen für den Anlagenbau (Mechanik und Elektrik/automation).
Um die Verluste im Anlagenbau auszugleichen und das Unternehmen dauerhaft stabiler aufzustellen, will die SMS Group in den kommenden Jahren auch in neuen Geschäftsbereichen wachsen, etwa im Bereich des Batterie- und Elektroschrott-recyclings. Der Sprecher betonte: „Wir setzen weiterhin auf die Tarifpartnerschaft und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Betriebsräten.“
Die SMS Group beschäftigt deutschlandweit 4500 Mitarbeiter, weltweit sind es mehr als 13.000. Die rund 1000 Mitarbeiter der Zentrale in Düsseldorf sollen 2023 in einen Neubau in Mönchengladbach umziehen, wo die regionalen Standorte zusammengefasst werden. Die Immobilie des Unternehmens an der Eduard-schloemann-straße soll verkauft werden, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt.