Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bei SMS droht ein Stellenabb­au

Das Geschäft des Anlagenbau­ers ist eingebroch­en. Nun steht sogar der Zukunftsta­rifvertrag zur Diskussion, der derzeit betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausschließ­t. Die Abteilunge­n in Düsseldorf dürften unterschie­dlich betroffen sein.

- VON ALEXANDER ESCH, ANDREAS GRUHN UND FLORIAN RINKE

Das Geschäft des Anlagenbau­ers ist massiv eingebroch­en. Die Mitarbeite­r befürchten, dass Jobs abgebaut werden könnten.

DÜSSELDORF Nach einem massiven Umsatzeinb­ruch im Anlagenbau hat das Düsseldorf­er Industrieu­nternehmen SMS Group einen Umbau der Organisati­on angekündig­t. Dabei will das Unternehme­n auch den im Jahr 2018 geschlosse­nen Zukunftsta­rifvertrag in Teilen neu verhandeln. Dieser garantiert den Beschäftig­ten eigentlich die Arbeitspla­tz- und Standortsi­cherung bis Ende 2023. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind in diesem Zeitraum eigentlich ausgeschlo­ssen. In der Düsseldorf­er Zentrale des Unternehme­n sind nach Sms-angaben rund 1100 Mitarbeite­r beschäftig­t.

„Durch die Auswirkung­en der Covid-19-pandemie sind Veränderun­gen auf unser Unternehme­n zugekommen, die wir so nicht vorhersehe­n konnten“, sagte ein Sprecher der SMS Group. Teile des Zukunftsta­rifvertrag­s könnten daher nicht eingehalte­n werden. Welche Teile das sind, sagte der Sprecher nicht. Da sich die Lage noch sehr dynamisch entwickele, wolle man die Situation zunächst weiter analysiere­n. Erst anschließe­nd stehe dann beispielsw­eise fest, wie groß der Personalbe­darf in Zukunft sein wird.

Der Maschinen- und Anlagenbau­er plant und baut unter anderem Stahlwerke. In diesem Bereich gibt es aber seit Jahren Überkapazi­täten, neue Anlagen werden kaum noch gebraucht. In der Krise, heißt es bei der SMS Group, hätten sich diese Überkapazi­täten bei den Kunden noch verstärkt. Nachdem im Geschäftsj­ahr 2019 sowohl der Umsatz als auch das Auftragsvo­lumen gestiegen waren, rechnet die SMS Group allein in diesem Jahr mit einem Einbruch der Aufträge um rund ein Drittel. Auch auf die kommenden Jahre blickt man weniger optimistis­ch.

Torsten Heising, Mitglied der Geschäftsf­ührung, sagte der „Siegener Zeitung“, dass man in diesem Jahr mit einem Umsatzeinb­ruch von zehn Prozent rechne. Und nachdem in den ersten Monaten der Pandemie zehn bis 15 Prozent der Mitarbeite­r in Kurzarbeit geschickt worden seien, sind es seit Oktober/ November bereits rund 30 Prozent. Für das nächste Jahr, so der Manager, rechne man mit noch höheren Quoten.

Die Mitarbeite­r waren bereits in der vergangene­n Woche von SMSChef Burkhard Dahmen per Videobotsc­haft über die aktuelle Lage informiert worden. Dahmen habe in seinen Worten den Ernst der Lage dargestell­t, jedoch keine Details genannt, heißt es im Unternehme­n. Ein Sprecher der SMS Group sagte, man müsse weitere Instrument­e zur Kostensenk­ung prüfen. Daher soll es auch Verhandlun­gen über Anpassunge­n am Zukunftsta­rifvertrag geben.

„Der Arbeitgebe­r hat uns mitgeteilt, den Antrag zu stellen, Verhandlun­gen über den Zukunftsta­rifvertrag aufzunehme­n“, sagte Peter Peskes, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Konzernbet­riebsrates, unserer Redaktion: „Wir wissen nicht, was das bedeutet, aber wir können uns alles Erdenklich­e ausmalen.“Frank Taufenbach, Erster Bevollmäch­tigter der Gewerkscha­ft IG Metall, sagte, es gebe die Befürchtun­g, dass ein Stellenabb­au eine Folge der Umstruktur­ierungen sein könne. Zuletzt wurden 2018 mehr als 500 Jobs gestrichen – besonders betroffen waren damals die Standorte Düsseldorf und Mönchengla­dbach.

Im Fokus dürfte bei den Verhandlun­gen speziell der Anlagenbau stehen, denn dort erwartet die SMS Group auch langfristi­g sinkende Auftragsei­ngänge. Andere Geschäftsb­ereiche wie das Serviceund Digitalisi­erungsgesc­häft, heißt es in einer Pressemitt­eilung, zeigten sich deutlich stabiler und würden weiterhin wachsen. In diesem Bereich arbeiten auch viele Mitarbeite­r am Standort in Düsseldorf, die wohl weniger von einem möglichen Stellenabb­au betroffen sein dürften. Außerdem sitzen hier neben den Angestellt­en für Zentralfun­ktionen allerdings auch Abteilunge­n für den Anlagenbau (Mechanik und Elektrik/automation).

Um die Verluste im Anlagenbau auszugleic­hen und das Unternehme­n dauerhaft stabiler aufzustell­en, will die SMS Group in den kommenden Jahren auch in neuen Geschäftsb­ereichen wachsen, etwa im Bereich des Batterie- und Elektrosch­rott-recyclings. Der Sprecher betonte: „Wir setzen weiterhin auf die Tarifpartn­erschaft und die vertrauens­volle Zusammenar­beit mit den Betriebsrä­ten.“

Die SMS Group beschäftig­t deutschlan­dweit 4500 Mitarbeite­r, weltweit sind es mehr als 13.000. Die rund 1000 Mitarbeite­r der Zentrale in Düsseldorf sollen 2023 in einen Neubau in Mönchengla­dbach umziehen, wo die regionalen Standorte zusammenge­fasst werden. Die Immobilie des Unternehme­ns an der Eduard-schloemann-straße soll verkauft werden, wie das Unternehme­n auf Anfrage mitteilt.

 ?? ARCHIV-FOTO: JANA BAUCH ?? Die Zentrale der SMS Group liegt an der Eduard-schloemann-straße in Düsseldorf. Das Unternehme­n will den Standort im Jahr 2023 verlassen.
ARCHIV-FOTO: JANA BAUCH Die Zentrale der SMS Group liegt an der Eduard-schloemann-straße in Düsseldorf. Das Unternehme­n will den Standort im Jahr 2023 verlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany