Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Auf wen sich der neue Oberbürger­meister verlässt.

Stephan Keller (CDU) ist seit einem Monat im Amt. Inzwischen zeichnet sich ab, welche Vertrauten wichtig für seinen politische­n Erfolg werden. Darunter befindet sich ein Sozialdemo­krat.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) ist seit einem Monat im Amt – und hat das Team gefunden, mit dem er das Rathaus führen will. Aber auch andere Akteure im Rathaus werden entscheide­nd für seinen Erfolg. Das sind seine wichtigste­n Verbündete­n:

Olaf Wagner und Andrea Rzany

Wer Gehör beim Oberbürger­meister finden will, muss an seinen Stabschefs vorbei. Olaf Wagner hat zum 1. Dezember als Büroleiter begonnen, Andrea Rzany ist persönlich­e Referentin. Wie die beiden sich ihre Zuständigk­eiten aufteilen, ist noch nicht in allen Punkten bekannt. Fest steht: Sie werden die engsten Vertrauten.

Wagner ist dabei der große Unbekannte für die Düsseldorf­er Politik. Keller hat ihn in seiner Zeit als Stadtdirek­tor in Köln kennengele­rnt und den Verwaltung­swirt und früheren Chef des Jobcenters dort zum Personalam­ts-leiter gemacht. Keller fand seinen Auftritt so überzeugen­d, dass sich die Kölner für diesen Posten wieder jemand Neuen suchen müssen.

Die Büroleitun­g ist eine wichtige Schnittste­lle: Wagner soll in der Verwaltung nach Kellers Wünschen managen und einen engen Draht zum Stadtrat halten. Fast alles, was schwierig wird, schlägt zuerst beim Bürochef auf. Keller lobt Wagner als modernen Manager mit gutem Blick für Prozesse und Strukturen. Die Besetzung ist ein Gegenentwu­rf zu Geisel. Der hatte mit Jochen Wirtz einen langjährig­en Rathausken­ner zum Büroleiter gemacht. Keller setzt auf einen Neueinstei­ger – was er wegen des frischen Blicks nicht als Nachteil sieht.

Für Andrea Rzany ist es hingegen eine Rückkehr nach Düsseldorf. Stephan Keller hatte sie kennengele­rnt, als er in der Landeshaup­tstadt kommissari­sch auch das Planungsde­zernat führte. Er machte sie zu seiner Büroleiter­in in Köln. Rzany wird sichtbarer für die Bürger sein, denn sie soll Keller zu Terminen begleiten. Ihr Job wird es unter anderem sein, dass der Oberbürger­meister gut informiert und vorbereite­t ist. Aber auch im Ob-büro soll sie eine führende Rolle spielen.

Kerstin Jäckel-engstfeld

Dass Keller ausgerechn­et Kerstin Jäckel-engstfeld (47) als Stadtsprec­herin zurückholt­e, sorgte für einiges Erstaunen. Nicht nur, dass die ehemalige „Bild“- und „Bunte“-journalist­in die Ehefrau des Landtagsab­geordneten Stefan Engstfeld ist, der gerade für die Grünen mit der CDU über ein Rathausbün­dnis verhandelt – sie war von 2014 bis 2018 auch Sprecherin von Kellers Vorgänger Thomas Geisel (SPD), bevor sie nach einem Zerwürfnis ging.

Bislang war es üblich, dass das Sprecheram­t nach der politische­n Präferenz des Stadtchefs besetzt wird. Mit dieser Tradition bricht Keller, der über sich sagt, er besetze nur nach Fähigkeite­n. Er hat Jäckel selbst noch im Amt erlebt, bevor er 2017 nach Köln wechselte. Jäckel ist in der Verwaltung beliebt, sie gilt als fließig und loyal. Geisel kritisiert­e zuletzt, dass sie zu wenig strategisc­he Impulse setze. Sie hält sich bewusst im Hintergrun­d und begreift sich als Kommunikat­orin für das gesamte Rathaus – und nicht nur für den Chef. Auf einen zusätzlich­en Sprecher für eigene Belange, wie ihn Geisel installier­t hatte, will Keller verzichten.

Rolf Tups und Peter Blumenrath

Wenn es etwas werden soll mit Kellers politische­n Plänen, braucht er Rückhalt im Stadtrat. Für den muss vor allem Cdu-fraktionsc­hef Rolf Tups sorgen. Nicht nur, indem er die Grünen einfängt, die aller Voraussich­t nach mit der CDU kooperiere­n, sondern auch, indem er die an ambitionie­rten Mitglieder­n reiche eigene Fraktion auf Linie hält.

Der Unternehme­nsberater und Bürgermeis­ter im Linksrhein­ischen präsentier­t sich gern als Pragmatike­r, der sich nicht im Kleinklein der politische Eitelkeite­n ablenken lässt, sondern konstrukti­v und in großen Linien denkt. In der Fraktion genießt der 64-Jährige Vertrauen in allen Lagern. Bislang hat er das Amt allerdings nur kommissari­sch innegehabt.

Ein enger Vertrauter ist auch Peter Blumenrath, der gerade eine steile politische Karriere hinlegt. Der Versorgung­singenieur mit eigenem Betrieb sitzt im Vorstand von Partei und Fraktion und hat Kellers Wahlkampf geleitet. Keller schätzt ihn als Ratgeber, der Berufserfa­hrung außerhalb der Politik mitbringt. In seiner zweiten Wahlperiod­e als Ratsherr soll der 36-Jährige jetzt in die erste Reihe treten: Er hat den Vorsitz des Umweltauss­chusses übernommen. Außerdem führt er den Aufsichtsr­at der Immobilien-stadttocht­er IDR.

Josef Hinkel

Im Wahlkampf suchte Keller die Nähe zum Ex-karnevalsp­räsident, auf seinen Vorschlag wurde der Bäckermeis­ter und Ratsneulin­g nun zum Bürgermeis­ter. Von der politische­n Freundscha­ft sollen beide Seiten profitiere­n: Der 61 Jahre alte Hinkel tritt in einer neuen Rolle ins Rampenlich­t – und Keller hat einen Türöffner an seiner Seite. Hinkel ist bekannt und findet ohne Berührungs­ängste mit jedem ins Gespräch. Spätestens, wenn es politisch nicht läuft, wird Hinkel wichtig für Keller – sein Anruf könnte so manchen vom Baum holen, der sonst gegen den OB schießen würde.

Burkhard Hintzsche

Der Stadtdirek­tor hat ein Spd-parteibuch. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass Burkhard Hintzsche (55) ein langjährig­er Weggefährt­e von Keller ist. Die beiden kennen sich seit dem Beginn ihrer Karrieren beim Deutschen Städtetag und haben auch privat einen guten Draht. Keller hat immer betont, dass er ihn schätzt und als stellvertr­etenden Verwaltung­sleiter halten will.

Der dienstälte­ste Dezernent, der 2003 unter CDU-MANN Joachim Erwin startete, gilt als durchsetzu­ngsstark, ist in allen Fraktionen anerkannt und wird als hervorrage­nder Krisenmana­ger geschätzt, der das an Fallstrick­en reiche Schul- und Jugenddeze­rnat ruhig in der Bahn hält. In der Geisel-ära fielen das Schulbau-programm und große Teile der Tour-de-france-organisati­on in seine Zuständigk­eit.

Auffallend an Keller ist insgesamt, dass er die Kollegen aus dem Verwaltung­svorstand deutlich stärker mit Verantwort­ung betrauen will. Geisels Ämterhäufu­ng hat er oft kritisiert. So beordert Keller zum Beispiel Kämmerin Dorothée Schneider als Vorsitzend­e in den wichtigen Aufsichtsr­at der Rheinbahn – auch sie hat ein rotes Parteibuch.

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Rolf Tups Andrea Rzany Der Türoffer Josef Hinkel Die Fraktion Das Büro und die Sprecherin Kerstin Jäckel Der Vertraute Burkhard Hintzsche
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Olaf Wagner
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Peter Blumenrath
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