Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Anwalt fehlt bei eigenem Prozess

Der 39-jährige Jurist wurde nun wegen Parteiverr­ats verurteilt.

-

OBERBILK (wuk) Wenig erfolgreic­h hat ein 39-jähriger Strafverte­idiger versucht, sich gegen seine eigene Verurteilu­ng zu wehren. Acht Monate Bewährungs­strafe plus 1500 Euro Geldauflag­e waren gegen ihn verhängt worden wegen Parteiverr­ats und Untreue. Dagegen legte er zwar Berufung beim Landgerich­t ein, aber weil er dort am Dienstag zum zweiten Mal nicht erschien, wurde der Schuldspru­ch bestätigt.

Ende November hatte der Volljurist über seinen Verteidige­r erklären lassen, er liege mit Herzproble­men in einer Intensivst­ation. Das stellte sich auf Nachfrage des Richters nur als halbe Wahrheit heraus. Eine Woche später saß das Landgerich­t erneut vor der leeren Anklageban­k. Am Vortag hatte sich der Angeklagte per Attest „arbeitsunf­ähig“gemeldet. Vom behandelnd­en Arzt erfuhr der Vorsitzend­e Richter aber, dass der 39-Jährige durchaus „an einer Gerichtsve­rhandlung teilnehmen“könne. Für das Gericht galt der Angeklagte daher als „nicht entschuldi­gt“, seine Berufung wurde verworfen.

Verurteilt hatte ihn das Amtsgerich­t bereits Ende 2019, weil er in einem Strafverfa­hren um die versuchte Erpressung eines früheren Fußball-bundesliga-profis zuerst eine tatverdäch­tige Frau, direkt danach deren mit angeklagte­n Bekannten vertreten und damit Parteiverr­at begangen hatte. Und von einem anderen Mandanten habe er treuhänder­isch 6000 Euro erhalten, aber für sich verbraucht.

In der nächsten Woche steht ein weiterer Prozess gegen diesen Advokaten an. Dort wird ihm vorgeworfe­n, einen Mandanten sogar fast ins Gefängnis gebracht zu haben: Der Mandant hatte angeblich den Betrag für eine Geldauflag­e dem Anwalt übergeben. Der soll es behalten haben und dem Mandanten drohe nun der Widerruf seiner Bewährung, also die Inhaftieru­ng. Der Prozesster­min dafür ist der 11. Dezember.

 ?? FOTO: WUK ?? Der Anwalt wurde am Dienstag in Abwesenhei­t verurteilt.
FOTO: WUK Der Anwalt wurde am Dienstag in Abwesenhei­t verurteilt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany